Götter im GewerbegebietAutorinnen stellen 111 bemerkenswerte Gotteshäuser in Köln vor
Köln – Ja, der Dom ist auch drin. In einem Buch über Kölner Kirchen lässt er sich schlecht ignorieren. Aber eigentlich will Monika Schmitz genau das nicht: die offensichtlichen, berühmten Bauten vorstellen. In ihrem Buch „111 Kölner Kirchen, die man gesehen haben muss“ versammelt sie ganz besondere, teilweise versteckte, eher unbekannte Orte.
Oder wenigstens unbekannte Anekdoten – wie im Fall des Doms. Denn die wenigsten wissen, dass Geißbock Hennes und Papst Franziskus etwas gemeinsam haben: Beide sind von Steinmetzen in der Dom-Fassade verewigt worden.
Reiner Zufall sei es, dass sie jetzt ausgerechnet ein Buch über Kirchen geschrieben hat, erzählt Monika Schmitz, die in Weiden aufgewachsen ist und dort inzwischen auch wieder wohnt. Denn eigentlich recherchierte sie für ein ganz anderes Projekt, als sie bei Google auf ein paar ungewöhnliche Kölner Kirchen stieß: „Da dachte ich, das gibt’s doch gar nicht, ich bin ein kölsches Mädchen, aber die habe ich noch nie gesehen – das ist ja unglaublich!“
Läuten zum Abendfrieden
Reiner Zufall ist es übrigens auch, dass die Fotografin Britta Schmitz den selben Nachnamen hat. Und auch sie hat bei der Arbeit für das Buch „unglaublich viele schöne Entdeckungen“ gemacht, erzählt sie – obwohl sie schon seit mehr als 20 Jahren in Köln wohnt.
Am Ende war es gar nicht so leicht, nur 111 Kirchen auszuwählen, erinnert sich Monika Schmitz: „Es wurden immer mehr skurrile Stätten und Architekturwunder.“ Die enorme Menge der Gotteshäuser und Religionsgemeinschaften in dieser Stadt ist für sie „ein Ausdruck dieser Stadt, die so tolerant ist und weltoffen und so vielfältig“.
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Jetzt ist die katholische Kirche sicher nicht das allererste, was einem bei den Stichworten tolerant, weltoffen und vielfältig einfällt. Doch selbst hierfür finden sich im Buch Gegenbeweise: In Chorweiler zum Beispiel. Am ersten Sonntag jedes Monats wird vor der Kirche „Hl. Johannes XXIII“ zum „Abendfrieden“ geläutet. Dazu versammeln sich die unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften. „Eine ganz berührende Geschichte, gerade in Chorweiler, wo so viele Nationen zusammen leben“, findet Monika Schmitz.
Kapelle im Keller
Eine ihrer Lieblingskirchen ist eigentlich eine Kapelle. Sie gehört zur evangelischen Studierendengemeinde und befindet sich im Keller eines Wohnblocks. Wo normalerweise Waschmaschinen und Gerümpelstehen, vermittelt der Raum Ruhe und Andacht. „Ich bin hier eben rein gekommen und war sofort wieder beeindruckt von dieser ganz besonderen Atmosphäre“, sagt sie beim Fototermin für diesen Artikel. Dass das funktioniert, liegt vor allem am überraschenden Bodenbelag: Sand.
Solche spektakulären Entdeckungen an eher unspektakulären Orten sind es, die Monika Schmitz faszinieren. Wie auch die Böhm-Chapel in Hürth-Kalscheuren – benannt nach dem Architekten, dem Kölner Kirchenbaumeister Gottfried Böhm. „Da steht plötzlich mitten in einer Reihenhaussiedlung, wie ein Ufo gelandet, diese Kirche.“
Gottheiten im Gewerbegebiet
Mindestens genauso überrascht war sie, als sie in einem Gewerbegebiet in Rath auf einen Tempel der afghanischen Hindus mit 30 farbenprächtigen Gottheiten stieß: „Im hintersten Eck in einem komplett gesichtslosen Klinkerbau!“
Zu solch ungewöhnlichen Entdeckungen will die Autorin ihre Leser einladen. Dazu hat sie kurze, unterhaltsame Porträts geschrieben. Für jede Kirche eine Seite Text und eine Seite Bild – getreu dem Stil der „111“-er-Reihe aus dem Emons-Verlag. Da wurde auch für den Dom keine Ausnahme gemacht.
111 Kölner Kirchen, die man gesehen haben muss, 240 Seiten, Emons Verlag, 16,95 Euro.