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Synthie-Pop im 80er-StilProberäume, Ticketverkäufe – Kölner Band Xul Zolar über Schwierigkeiten in der Musik

Lesezeit 4 Minuten
Dennis Enyan und Marin Geier von Xul Zolar stehen vor einem Brunnen in der Kölner Breite Straße.

Dennis Enyan (links) und Marin Geier von Xul Zolar.

Die Kölner Band Xul Zolar macht Synthie-Pop im Stil von 80er-Bands wie Roxy Music. Die Musiker über Schwierigkeiten als kleine Band.

Xul Zolar ist der recht ungewöhnliche Name einer Kölner Band. Angelehnt ist er an einen surrealistischen Maler namens Xul Solar (mit „S“), der eigentlich Oscar Agustin Alexander Schulz Solari hieß. Ein konzeptioneller Zusammenhang zwischen dem argentinischen Künstler und der Kölner Band gibt es nicht, sagt dessen Gitarrist Marin Geier.

Wobei: Die Synthie-Pop-Beats im 1980er-Stil passen auf eine gewisse Art gut zu den fantasievollen und farbenfrohen Bildern des Malers. „Poppig und stellenweise tanzbar“, so beschreibt Bassist Dennis Enyan den Sound der Band. „Durch den Gesang gibt es aber immer auch eine gewisse Grundmelancholie, die nie ganz verschwindet“, sagt der 33-Jährige.

Es ist uns aber wichtig, dass man unsere Musik nicht auf eine 80er-Jahre-Revival-Geschichte reduziert.
Marin Geier, Gitarrist der Kölner Band Xul Zolar

Vergleiche mit Bands wie Roxy Music oder Talk Talk nehmen die Kölner nur zu gerne an. „Es ist uns aber wichtig, dass man unsere Musik nicht auf eine 80er-Jahre-Revival-Geschichte reduziert“, sagt Marin Geier. Serien wie Stranger Things haben die 80er-Jahre in die Popkultur der 2020er-Jahre transportiert.

Kate Bushs „Running Up That Hill“ landete 2022 dank der Netflix-Serie plötzlich auf Platz Eins der Streaming-Charts. Darauf seien sie bereits mehrfach angesprochen worden, erzählt Geier: „Ich kannte die Serie gar nicht. Wir haben Kate Bush vorher schon gehört. Es war eine natürliche Entwicklung – wir haben nie gesagt, dass wir jetzt Musik machen, die von den 80ern inspiriert ist.“

Band Xul Zolar aus Köln: Assoziationen zu BAP

Bei einem Song, erzählt Geier, sei die erste Assoziation von ihm, Dennis Enyan und den Bandkollegen Ronald Röttel (Gesang) und Dennis Hoffman (Schlagzeug) gar in Richtung ur-kölscher Musik gegangen: „Als wir die Gitarre aufgenommen haben, dachten wir alle: Das klingt total nach BAP!“ Eine rein instrumentelle Assoziation, denn Xul Zolar machen Songs auf Englisch.

Es ist extrem schwer geworden, mit Musik Geld zu verdienen.
Marin Geier, Xul Zolar

Mit ihrem neuen Album „Heidelbach“ schielen die vier Musiker noch stärker in Richtung der 80er. Der Albumtitel sei eine Reminiszenz an Martin Heidelbach: „Er leitet einen Holzbaubetrieb hier in Köln“, sagt Dennis Enyan. „Auf dem Gelände liegt unser Proberaum. Er hat uns ermöglicht, einen Platz zu haben, an dem wir Musik machen können.“ Proberäume zu ergattern sei fast unmöglich, sagt der 32-Jährige.

Explodierende Mietpreise machen es kleineren Bands besonders schwer. „Wir hatten das Glück, über Kontakte an Martin zu geraten, der sehr kunstaffin ist. Sein Vater war bildender Künstler. Auch das fanden wir ganz spannend, weil es dann die Verbindung zu unserem Bandnamen gibt“, sagt Geier. „Er wollte, dass in seinen Räumlichkeiten Kunst passiert und dadurch hatten wir die Möglichkeit, zu guten Bedingungen Musik zu schreiben und zu proben.“

Proberäume sind nicht die einzigen Schwierigkeiten, mit denen insbesondere kleinere Bands wie Xul Zolar zu kämpfen haben. „Es ist extrem schwer geworden, mit Musik Geld zu verdienen“, sagt Geier, der hauptberuflich Lehrer ist. Corona habe das Problem noch verschlimmert.

„Wir haben gerade ein Konzert in Berlin gespielt, das eigentlich ganz gut besucht war für eine Band unserer Größe. Aber selbst die Besucherzahlen reichen nicht mehr aus, damit kein Minusgeschäft für alle Beteiligten entsteht.“ Ticketpreise könnten nicht unbegrenzt in die Höhe steigen. Eigentlich, so Geier, müsste man sie verdreifachen. Doch dann käme ja niemand mehr, sagt er.

Förderprogramme der Stadt Köln helfen kleinen Bands

Ohne Förderstrukturen der Stadt, die Bands finanziell unterstützen, hätte es „Heidelbach“ nicht gegeben. „Dann kann man so ein Album nur machen, wenn man ein großes Eigenkapital mitbringt“, sagt Geier. Musik als Hobby für Reiche. Wer großes Glück hat, der wird mit einem einzigen Video bei Tiktok berühmt.

Nathan Evans („Wellerman“) war so jemand. Die meisten werden dieses große Glück nicht haben. Die Musiker von Xul Zolar sehen es positiv: „Wir haben keinen Druck von einem großen Label, das ein Album im Jahr fordert“, sagt Geier. „Wir machen ein Album und es dauert eben so lang es dauert.“ Knapp fünf Jahre lagen zwischen dem Debütalbum „Fear Talk“ und „Heidelbach“.


Xul Zolar spielen am 22. April im Gebäude 9, Deutz-Mülheimer Strasse 117, 51063 Köln. Karten gibt es ab 18 Euro, zuzüglich Gebühren, über www.gebaeude9.de.