Bantu tourt derzeit durch Deutschland, am 30. Juli veranstaltet das Kollektiv erstmals das nigerianische Festival „Afropolitan Vibes“ in Köln.
Tour-Finale in KölnBantu fordert mit neuem Album zum Kampf für Gerechtigkeit auf
Es sei immer schön, mit dem Zug in den Kölner Hauptbahnhof zu rollen, erzählt Ade Bantu. Der Kölner Musiker mit nigerianischen Wurzeln ist derzeit mit seiner 13-köpfigen Band Bantu auf Tour durch Deutschland, an diesem Mittwoch spielen sie in Bremen, es folgen noch Konzerte in Berlin und Düsseldorf. Das Tour-Finale zelebriert die Band dann aber in Köln mit dem „Afropolitan Vibes“-Festival am 30. Juli im Odonien.
Und zu allen Konzertterminen reist das Kollektiv mit der Deutschen Bahn an, um den CO₂-Fußabdruck kleinzuhalten. „Bis jetzt waren wir immer pünktlich“, sagt Bantu, der mit bürgerlichem Namen Adegoke Odukoya heißt.
„Der Aufstieg des Populismus ist ein globales Problem“
Mit der Tour stellt das Kollektiv Bantu sein neues und drittes Album „What Is Your Breaking Point?“ vor, das am 9. Juni erschienen ist. Der Albumtitel ist Programm. „Man kann den Kopf in den Sand stecken oder aufstehen“, sagt Bantu. Der 52-Jährige erzählt, dass er selbst nur durch die Musik seine Hoffnung behalte.
„Unsere Lebensbedingungen haben sich auf einen historischen Tiefpunkt verschlechtert. Doch wir zucken mit den Schultern und machen weiter mit diesem nervigen Mantra. ‚Es wird sich nichts ändern. So ist das Leben.‘“ So heißt es etwa in „Breaking Point“. Ausgangspunkt für das Album sei die aktuelle Situation in Nigeria, aber auch in ganz Afrika. So etwa die End-SARS-Proteste gegen die Polizeigewalt und Kriminalität während der Pandemie, an denen auch einige Bandmitglieder teilgenommen hätten. Aber der Aufruf zum Kämpfen, der in dem Album mitschwingt, lasse sich auch auf Europa übertragen. Der Aufstieg des Populismus sei ein globales Phänomen, das sich auch in Deutschland beobachten ließe. „Man muss für die Demokratie kämpfen“, sagt Bantu.
Bantu wurde in London geboren, wuchs in Nigeria auf. 1986 kam er mit seiner Mutter und drei Geschwistern nach Köln. Bantu engagiert sich seither gegen Rassismus in Deutschland. Szenen, wie sie sich aktuell in Frankreich nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle abspielen, kann er sich hier aber nicht vorstellen. „Frankreich hat ein Problem, weil es nicht zugeben will, dass es institutionellen Rassismus gibt.“ In Deutschland liefe etwa die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit deutlich besser.
In ihrer Musik nimmt das Kollektiv Bantu kein Blatt vor den Mund. Auf dem neuen Album zeigt sich das auch in „Na Me Own My Body“, einem Feature mit der US-amerikanischen Rapperin Akua Naru, die auch schon für mehrere Jahre eine Heimat in Köln gefunden hat. „Du kannst mich nicht weiter knebeln, mich unterdrücken und bedrohen, mich missbrauchen, unterdrücken“, singt sie unter anderem in dem feministischen Song. Aufgrund der klaren politischen Botschaften werden die Lieder von Bantu in Afrika kaum im Radio gespielt. „Wir merken, dass wir mit unserer Musik eine Bedrohung darstellen“, erzählt Bantu. Man versuche, das Kollektiv mundtot zu machen. „Zensur ist unser Alltag.“
„Afropolitan Vibes“: Bantu bringt Festival aus Nigeria nach Köln
Seit 2013 organisiert Bantu auch ein Musikfestival in Nigeria, das „Afropolitan Vibes“ ist mittlerweile eine feste Größe in Lagos. Das Besondere dabei: Auf dem Festival begleitet das dreizehnköpfige Kollektiv Bantu alle Künstlerinnen und Künstler. So ist nichts Playback und das Publikum kann die Musik mit einem ganz neuen Anstrich erleben. Zum zehnjährigen Jubiläum holt Bantu das Musikfestival jetzt nach Köln ins Odonien. Das habe Bantu schon immer geplant, es habe nur noch nie gepasst, mit der Deutschlandtour ergab sich nun aber die perfekte Gelegenheit.
Am 30. Juli bietet sich beim „Afropolitan Vibes“ Festival eine musikalische Bandbreite von Soul bis Hip-Hop, dabei sind zum Beispiel Megaloh, Mariama und Falana. „Wir wollen das Lebensgefühl von Nigeria nach Köln übertragen.“ Tickets für das Festival sind noch erhältlich und kosten im Vorverkauf 15 Euro. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite des Festivals.