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Sohn von Ex-Fußballer angeklagtBayern-Fan nach Pokal-Spiel beklaut – weil er in Kölner Südkurve stand

Lesezeit 2 Minuten
Bayern-Fans in der Südkurve des Rhein-Energie-Stadions.

Viktoria Köln spielte am 31.08.2022 gegen den FC Bayern in der 1. Runde des DFB-Pokals.

Bayern-Fans in der Kölner Südkurve – da sah ein Fan des 1. FC Köln rot. Nun saß der Mann dafür auf der Anklagebank.

Ein Anhänger des 1. FC Köln und Sohn eines früheren Spielers der Geißböcke musste sich am Mittwoch wegen eines Raubvorwurfs vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Der Angeklagte hatte im Rahmen der DFB-Pokal-Begegnung Viktoria Köln gegen FC Bayern München im August 2022 einen Auswärtsfan bedroht und dessen T-Shirt „abgezogen“. Begründet wurde das kurios.

Kölner Anhänger des 1. FC Köln sauer auf Bayern-Fans in „seiner“ Südkurve

Viktoria Köln war für die Partie, die 5:0 für den FC Bayern ausging, vom Sportpark Höhenberg ins Rhein-Energie-Stadion ausgewichen. Die Münchner Fans waren auf der Südtribüne untergebracht. Da, wo sonst die Fans des 1. FC Köln stehen und sitzen. Dass die Bayern-Fans „seine“ Südkurve belagert hatten, darüber habe der Angeklagte sich geärgert, so Verteidiger Tobias Westkamp.

„Ach, das ist Ihr Wohnzimmer?“, fragte die Richterin daraufhin und der Angeklagte bejahte. Kurz vor dem Abpfiff seien ihm zwei Münchner Fans daher willkommene Opfer gewesen. „Er wollte sie zurückärgern“, so der Anwalt. Und deshalb habe er sich vor den Männern aufgebaut und von einem dessen T-Shirt verlangt. „Südkurve Bayern“ stand darauf – für den Kölner offenbar eine Provokation.

Kölner Rhein-Energie-Stadion: Polizist musste Bayern-T-Shirt hergeben

Der Bayern-Fan, ein Polizist aus Berlin, zog dann tatsächlich sein T-Shirt aus. „Gib mir die Sachen, sonst gibt es aufs Maul“, habe der Kölner zuvor gesagt. „Ich war schockiert“, so der Zeuge, zumal sich weitere in schwarz gekleidete Männer um ihn und einen Freund herum aufgebaut hätten. Er habe gedacht, es seien Ultra-Fans gewesen. Auch sein Fanschal sei ihm noch weggenommen worden.

Der Bayern-Fan hatte danach Polizisten am Stadion verständigt, die mutmaßliche Tätergruppe konnte umstellt werden, dann wurden die Personalien aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft wertete den Vorgang als gemeinschaftlichen Raub. „Dass das ein spätpubertäres Platzhirschgehabe ist, das sehe ich so und das sieht mein Mandant mittlerweile auch so“, erklärte Anwalt Westkamp.

Richterin sieht keinen Raub – Verfahren ohne Urteil eingestellt

Allerdings, und das sei der Knackpunkt, habe es keine Absicht gegeben, das T-Shirt zu behalten. „Er hat das weggeworfen“, sagte der Anwalt und an den Schal erinnere er sich nicht. Die Fan-Utensilien gelangten später wieder zurück zu dem Opfer – wie, wurde im Prozess nicht geklärt. Richterin und Staatsanwalt gingen dann nur noch von Nötigung und nicht mehr einem Verbrechen, dem Raub, aus.

Das Verfahren wurde letztlich gegen 1500 Euro eingestellt, 300 Euro erhält der Überfallene. Auch zwei Mitangeklagte kamen mit Geldauflagen davon. Eine schmerzhafte Strafe – Verteidiger Westkamp nannte es einen „Wirkungstreffer“ – habe der Mandant ohnehin schon erhalten, ein dreijähriges bundesweites Stadionverbot. Somit durfte der Mann auch kein FC-Spiel mehr besuchen.