Neues KonzeptKöln bekommt drittes Frauenhaus – Adresse soll öffentlich bekannt sein
Köln – Die beiden Frauenhäuser in Köln mussten in den vergangenen beiden Jahren jeweils mehr als 630 Frauen, die Schutz vor häuslicher Gewalt suchten, abweisen oder an andere Städte verweisen, weil die eigenen Plätze belegt waren. Der Rat hatte deshalb im Dezember 2019 die Einrichtung eines dritten Frauenhauses beschlossen. Der Trägerverein „Frauen helfen Frauen“ hat dafür jetzt ein Konzept vorgelegt, das gleich in mehrfacher Hinsicht Neuland betritt.
Die wichtigste Änderung: Anders als die bestehenden Häuser, deren Standort geheim ist, soll das dritte Frauenhaus über eine öffentlich bekannte Adresse verfügen.
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Ziel ist es zum einen, den Zugang für betroffene Frauen zu erleichtern und das Thema in der Gesellschaft zu enttabuisieren. Zum anderen soll dadurch die Zusammenarbeit mit anderen Hilfsangeboten wie etwa ambulante Beratungsstellen, Jugendamt, aber auch Dolmetscher oder juristische Beistände erleichtert werden. Die haben bislang nämlich keinen Zutritt zu den Frauenhäusern.„Die bisherige Wohnsituation mit anonymer Adresse ist auch für die Frauen belastend“, sagt Claudia Schrimpf, Vorsitzende des Vereins „Frauen helfen Frauen“. „Sie haben dadurch immer das Gefühl, sich verstecken zu müssen.“ Und den Kindern musste klargemacht werden, dass sie auch gegenüber Freunden ihre Wohnanschrift nicht verraten dürfen.
Kölner Frauenhaus soll über sechs Notplätze verfügen
Neu ist auch, dass neben den geplanten zehn festen Plätzen für Frauen und deren Kinder weitere sechs Notplätze vorgesehen sind. Die Notaufnahme soll rund um die Uhr geöffnet sein und über eine eigene Pforte mit sicherer Eingangstür, Sprechanlage, Kamera und Notknopf zur Polizei verfügen. Zur Unterbringung sind im dritten Frauenhaus ausschließlich kleine, abgeschlossene Appartements mit jeweils eigener Küche und Bad vorgesehen. Dadurch können auch Mütter mit älteren Söhnen über zwölf Jahren aufgenommen werden, was bislang nicht möglich ist.
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Dass ein weiteres Frauenhaus dringend gebraucht wird, ist unbestritten. Bislang stehen für die Millionenstadt Köln lediglich 20 Plätze für Frauen und 26 Plätze für Kinder zur Verfügung. Wenn der Neubau für das erste Frauenhaus im kommenden Jahr fertiggestellt ist, kommen sechs weitere Plätze hinzu. Die Anfang 2019 in Kraft getretene Istanbul-Konvention des Europarats geht dagegen von einem Bedarf von einem Platz pro 10.000 Einwohner aus. „Demnach fehlen uns 106 Plätze“, rechnet die Vereinsvorsitzende Schrimpf vor.
Laut einer Statistik der beiden Kölner Gewaltschutzzentren wurden 2018 rund 1350 Beratungsfälle registriert. Experten gehen davon aus, dass die häusliche Gewalt aufgrund der Corona-Krise noch zugenommen hat, der Bedarf also eher noch gestiegen ist. Zahlen, die dies belegen können, liegen der Stadt bislang allerdings nicht vor.
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Am Donnerstag wird das Konzept für das neue Haus dem Sozialausschuss vorgelegt, im September soll dann der Rat beschließen. Anschließend beginnt die Suche nach einem Standort, bei der die Stadt den Verein unterstützen will. Eine Möglichkeit wäre etwa „der Ankauf oder die Zurverfügungstellung eines geeigneten Grundstücks und der Verkauf an einen Investor über eine Konzeptvergabe“, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung für die Ratspolitiker.
Finanzierung bisher ungeklärt
Zu den Kosten für die Etablierung des dritten Frauenhauses machte die Stadt noch keinerlei Angaben. Auch die Finanzierung ist noch ungeklärt. Grundsätzlich sollen sowohl beim Land als auch beim Bund Fördergelder beantragt werden. Derzeit laufe eine NRW-weite Bedarfsanalyse im Auftrag des Landes, heißt es in der Vorlage. Erst danach könnten verbindliche Aussagen über den Umfang der Zuschüsse getroffen werden.