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Seit 1986 in KölnIndischer Gastronom: „Sie wussten nicht, was Ingwer ist, und fanden, dass Knoblauch stinkt“

Lesezeit 4 Minuten
Papa Satpal Singh Bhasin (r.) und Sohn Damandeep Singh Bhasin (l.)

Neues Restaurant Bhasin auf der Luxemburger Straße: Satpal Singh Bhasin (r.) und Sohn Damandeep Singh Bhasin haben nach ihrem Lokal in Kalk nun eine zweite Filiale eröffnet.

Familie Bhasin bietet seit 1986 indische Küche in Köln an. Im Juni haben sie eine zweite Filiale an der Luxemburger Straße eröffnet.

Am Anfang musste Satpal Singh Bhasin viel erklären. Dafür stellte er die verschiedenen Gerichte in eine Vitrine. Der kleine Teller kostete fünf Mark, der große acht. So konnten die Gäste erst begutachten, was sie bestellten. Seine Frau, die in der Küche kochte, wunderte sich schon, weshalb sich Bhasin kaum am Herd blicken ließ.

„Sie dachte erst, ich würde so viel mit den Gästen quatschen, aber ich musste das Essen erklären“, sagt Bhasin. Curry, Linsengerichte, Butter Chicken, die Gewürze. Es ist das Jahr 1986. Bhasin hat sein erstes Lokal, einen Stehimbiss, unter dem Namen „Thali“ in der Engelbertstraße im Kwartier Latäng eröffnet. Der Inder kommt gebürtig aus Delhi und lebt seit 1976 in Köln. Zuvor arbeitete er für eine Firma, die indische Textilien und Geschenkartikel importierte.

Bhasin in Köln: „Ich war der Erste“

Die Import-Firma ging aber pleite und der studierte Betriebswirt wurde arbeitslos. „Ich wollte nicht von Sozialgeld leben.“ Auch wenn ihm bewusst war, dass die Gastronomie ein hartes Geschäft ist, übernahm er das Lokal. „Die Deutschen kannten das indische Essen nicht, sie haben nicht gewusst, was Ingwer ist“, so Bhasin.

Auch störten sie sich am Knoblauch. Das kannte Bhasin schon aus seinem vorherigen Job im Geschäft. „Knoblauch stinkt, so bekommst du keine Aufträge“, habe man ihm gesagt. Doch Bhasin hatte ein effektives Gegenmittel parat. „Dafür hatte ich Kardamom bei mir. Wenn ich das kaue, neutralisiert das den Geruch.“ Indisches Essen sei in Köln eine Neuheit gewesen. „Ich war der Erste“, sagt er. Belegen lässt sich das nicht. Doch er kannte damals kein Lokal, das indisches Essen zubereitete.

Um auf sich aufmerksam zu machen, erstellte der 74-Jährige einen Flyer, den er noch immer aufbewahrt. „Ich habe damit ein bisschen provoziert und geschrieben: Linsen sind nicht nur Kanonen. Es gibt verschiedene Sorten, die Sie bei uns probieren können und Kartoffeln sind nicht nur Pommes, es gibt verschiedene Arten, sie zu essen, als Gericht und als Snack zum Beispiel in Samosas.“

Papa Satpal Singh Bhasin und Sohn Damandeep Singh Bhasin im neu eröffneten Restaurant an der Luxemburger Straße 42

Papa Satpal Singh Bhasin und Sohn Damandeep Singh Bhasin im neu eröffneten Restaurant an der Luxemburger Straße 42

Bhasin: Anke Engelke und Wolfgang Niedecken als Kunden

Samosas sind kleine Teigtaschen, die wahlweise mit Gemüse oder Fleisch gefüllt werden. Nach anfänglicher Flaute und Skepsis kamen jedoch immer mehr Gäste, so Bhasin. Geholfen hat, dass er den Laden umbauen ließ und die Gäste nun auch sitzen konnten. Die Samosas gingen weg wie nichts. „Wir haben nach Ladenschluss bis zu drei Stunden Samosas vorbereitet. Am nächsten Tag waren sie innerhalb weniger Stunden weg.“ Laut Bhasin habe auch Anke Engelke von seinen Samosas geschwärmt. „Mitte der Achtzigerjahre kam sie einmal aus Kanada zurück und freute sich so beim Anblick auf die Samosas, weil sie dachte, sie würde sie nun in Deutschland vermissen müssen.“

Auch Wolfgang Niedecken zählte zu seinen Kunden: „Ich habe oft Essen für seine Feiern gemacht.“ Nach fast 30 Jahren musste Bhasin das Lokal in der Engelbertstraße dann verkaufen. „Aus persönlichen Gründen. Ich musste nach Indien reisen und dort sechs Monate bleiben.“ 2021 eröffnete er zusammen mit dem heute 32-jährigen Sohn dann ein Restaurant unter dem Namen „Bhasin“ in Kalk. Sohn Damandeep Singh Bhasin leitet nun die Geschicke.

Auch in der neuen, zweiten Filiale an der Luxemburger Straße, direkt neben dem Club Luxor. Dass er ein alteingesessener Gastronom ist, müsse sich etwa bei den Studenten noch herumsprechen. Ein Jahr lang haben sie das Lokal umgebaut und saniert. Das Ergebnis: ein modernes Ambiente mit Massivholztischen aus Indien. Große Bilder wie ein Hochzeitsfoto vom Sohn in traditioneller Kleidung sowie ein Porträt des älteren Bhasin zieren die Wände.

Indische Köche kommen meist direkt aus Indien

Auch die Bhasins stehen vor Herausforderungen wie Kostenexplosionen. Beim Personal kommt für die indischen Gastronomen erschwerend hinzu, dass man hierzulande die indische Küche nicht in einer Ausbildung erlernen kann. Sie brauchen daher Köche aus Indien – die Bürokratie stehe ihnen oftmals im Weg. „Die Köche erhalten eine Erlaubnis für ein paar Jahre, dann müssen sie zurück. Erst Jahre später dürfen sie dann erneut zum Arbeiten einreisen, weil Deutschland nicht möchte, dass sie hierbleiben.“

Mittlerweile könne die Anwerbung bis zu ein Jahr dauern. Das ging 1986 noch schneller. „Innerhalb von ein, zwei Monaten konnte der Koch einreisen. Ich hatte damals keine Zeit, zu den Behörden zu gehen. Die Damen aber haben alles genehmigt und mir die Papiere nach Dienstschluss in den Laden gebracht. Das kann ich nicht vergessen. Das war so eine tolle Unterstützung.“

Das ist lange her. Indische Küche ist mittlerweile beliebt. Und das mit Knoblauch eingeriebene Naan-Brot der Renner im „Bhasin“. „Manche Gäste bestellen eine Extra-Knoblauchzehe“, so Bhasin.

Bhasin, Luxemburger Straße 42, täglich geöffnet zwischen 12 und 14.30 Uhr und 17 bis 22 Uhr.