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„Die Trauer von der Seele singen“Björn Heuser verarbeitet auf neuem Album den Tod der Eltern

Lesezeit 4 Minuten
Björn Heuser sitzt auf einer Bank am Gardasee 

Am Gardasee verarbeitete Björn Heuser den Tod seiner Eltern musikalisch.

Mit „Janz besinnlich“ hat Björn Heuser ein Weihnachtsalbum veröffentlicht, das persönlicher nicht sein kann.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Für Björn Heuser sind es seit einem Jahr auch Tage der Trauer. Eine Zeit, die gerade deswegen so schmerzt, weil zwei Menschen fehlen, denen er alles zu verdanken hat: Mama und Papa.

Vor drei Jahren starb Günter Heuser im Alter von 70 Jahren, am dritten Advent 2022 folgte ihm seine Frau Magret, sie wurde 73. Am Sterbebett saß ihr Sohn. Auf dem Rückweg vom Hospiz wusste er sich nicht anders zu helfen als zu singen. Das Ganze nahm er auf dem Handy auf. Zu Hause angekommen, war der Song fertig. „Janz besinnlich“ heißt er und ist der Titelsong des neuen und bemerkenswerten Albums, das persönlicher nicht sein kann.

Björn Heuser widmet Album seinen verstorbenen Eltern

„Leev Mamm, jetz hätt der Papp dich widder em Ärm, un es et drusse noch su kalt, ich weiß bei üch es et schön wärm.“ Es sind nicht nur Zeilen wie diese, die berühren und auch deshalb nicht kitischig klingen, weil die Kompositionen klar und aufgeräumt klingen. Viele Songs sind nur mit Gitarre oder Klavier arrangiert, Björn Heuser liefert dabei Qualität in bester Singer-Songwriter-Qualität und zeigt, dass kölsche Sproch auch fernab des Karnevals wunderbar mit Musik harmoniert.

„Neben aller Trauer und emotionaler Findungs- und Neuorientierungsphase, bewirkte der Tod meiner Mutter aber auch eines: Der Knoten platzte“, blickt Heuser im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zurück. Die Ideen seien ihm nur so zugeflogen, sodass innerhalb kürzester Zeit genug Songs für das sogenannte „Weihnachtsalbum“ vorhanden waren.

Der Schmerz oder die Trauer bleibt. Aber man kommt mit der Zeit besser damit klar
Björn Heuser

Man könne es auch „Gefühlsalbum“ oder „Abschiedsalbum“ für seine Eltern nennen, die beide an Krebs verstarben, sagt Heuser. Für ihn war der Entstehungsprozess zugleich eine Art Therapie: „Man kann sich die Trauer von der Seele singen“, weiß der Liedermacher jetzt. Aber auch das: „Der Schmerz oder die Trauer bleibt. Aber man kommt mit der Zeit besser damit klar – was längst nicht heißt, dass es einfacher geworden ist.“

Björn Heuser steht am Gardasee an einem Hafen.

Björn Heuser reiste an den Gardasee nach Italien, wo er das Album in einem kleinen Tonstudio in Riva aufnahm.

Heusers Mutter trug den Ring ihres zuvor verstorbenen Mannes. Nach ihrem Tod wurden dem Sohn die beiden Eheringe in einem schwarzen Samt-Säckchen übergeben. Der Song „Zwei Ringe us Jold“ über Liebe, Vertrauen und Verbundenheit bis zur letzten Stunde zählt zu den bewegendsten des Albums.

Doch es geht nicht nur traurig zu: „Och Verwandte dat sin Minsche“ wusste schon Altmeister Ludwig Sebus, und auch im Hause Heuser ist das schönste Geräusch, „wenn de Familich de Düür – von usser wieder zomäät.“ Viele Hörer werden sich auch im Lied „Zweite Weihnachtsdaach“ wiederfinden, das mit dieser Zeile beginnt: „Et janze Huus stink noh Raclette.“

Björn Heuser: Neues Album am Gardasee aufgenommen

Um das Album aufzunehmen, fuhr Heuser in das Land, das seine Mutter über alles liebte, in dem die Familie im Urlaub die schönsten gemeinsamen Stunden verbrachte: Italien. Direkt nach der Karnevalssession 2023 fuhr Heuser nach Riva am Gardasee in ein kleines Tonstudio. „Je weiter ich von zu Hause weg war, desto näher kam ich meinen Eltern“, sagt Heuser über die Aufnahmen. Erstmals spielte er alle Instrumente selbst ein.

Produzent Marco Sirio Pivetti sei des Deutschen nicht mächtig, schon gar nicht der kölschen Sprache. Heuser gesteht, dass ihm die englische Sprache nicht immer sofort zufliege und er nur wenige Brocken italienisch durch die Italien-Urlaube beherrsche. „Marco wusste gar nicht, was ich da singe. Aber diese Zusammenarbeit hat einmal mehr gezeigt, dass man sich allein über die Musik verständigen kann. Das war echt krass“, blickt Heuser zurück.

Im Dezember geht der Kölner mit dem Album auf eine kleine Weihnachtstour, unter anderem gastiert er am 4. Dezember nachmittags und abends in der Volksbühne am Rudolfplatz. Heuser: „Wie es live sein wird, wenn ich die Lieder zum ersten Mal vor Publikum singen werde, weiß ich nicht. Wahrscheinlich werde ich diverse Klöße im Hals haben.“

Eine große Stütze werden spätestens dann einmal mehr seine Frau und der inzwischen siebenjährige Sohn sein. Beide singen auch im ohrwurmverdächtigen Lied „Neues Johr, Neues Jlöck“ mit.

Das alte Weihnachten sei vorbei, sagt Björn Heuser. „Nur noch einmol mem Papp e Bäumche kaufe jonn“, singt er in „Noch ens Kind sin“ rückblickend – um dann später zufrieden festzustellen: „Doch wenn ich dann minge Klein sinn, wie hä strahlt, wenn et Jlöckche klingk, un ich heimlich en Tron verdröcke, dann weiß ich: Alles hätt ne Sinn!“