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„111 mal Köln früher und heute“Wie sich die Stadt in den letzten 150 Jahren verändert hat

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist das Cover des Buchs: „111 mal Köln früher und heute“ von Tobias Christ.

Das Buch „111 mal Köln früher und heute“ hat 232 Seiten und ist für 30 Euro erhältlich.

Tobias Christ erinnert in seinem Buch „111 mal Köln früher und heute“ auch an längst vergessene Sehenswürdigkeiten der Domstadt.

Wer kennt noch den Ford-Turm, eine 112 Meter hohe, von einer Weltkugel gekrönte Stahlkonstruktion in Deutz, mit der die Ford-Werke bis 1963 weithin sichtbar Werbung für sich machten? Wem ist die Alweg-Bahn bekannt, eine Einschienen-Hochbahn, die seit 1952 auf einer Teststrecke in Fühlingen verkehrte, bis sie 1967 abgebaut wurde? Und wer weiß, dass Köln in den 1920er Jahren einen Wasserflugzeughafen hatte, der sich am Rheinufer in Höhe von St. Kunibert befand? Der Turm, die Bahn und der Flughafen – die meisten Kölner dürften sie vergessen haben. Ins Gedächtnis ruft sie der Bildband „111 mal Köln früher und heute“, der jetzt im Emons-Verlag erschienen ist und mit 111 Beispielen vor Augen führt, wie sich die Stadt in den rund 150 vergangenen Jahren gewandelt hat. Von „A“ wie Aachener Straße bis zu „Z“ wie Zoobrücke geht die Entdeckungsreise zu ausgewählten Plätzen, Straßen und Grünanlagen, zu Profanbauten, Kirchen, Denkmälern und Gewässern.

Buch zeigt Kölner Orte aus historischer und heutiger Sicht

Jedes Kapitel besteht aus zwei Seiten. Links findet sich ein erläuternder Text, rechts regen zwei Fotos zum Vergleich an: Das eine zeigt eine historische Ansicht und das andere aus der gleichen Perspektive den betreffenden Ort, wie er heute aussieht. Die Beiträge stammen von Tobias Christ, Mitarbeiter des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die aktuellen Fotos von Norbert Breitenstein. Die meisten Texte sind zuerst im Lokalteil der Zeitung erschienen, überwiegend verfasst für die Serie „Köln früher und heute“. 2019 erschien der erste Fotovergleich, damals ging es um das längst untergegangene Kaufhaus Peters an der Zeppelinstraße.

Dem Aufruf, nach weiteren Stadtansichten für die Serie zu kramen, kamen viele Leserinnen und Leser nach. „Immer wieder habe ich in fremden Wohnzimmern gesessen und durfte in Alben blättern, in denen sich vor mir eindrucksvoll das alte Köln ausbreitete“, sagt Tobias Christ, der weiteres Material in Archiven, bei Vereinen oder Lokalhistorikern aufstöberte: „Hier zeigte sich mir eine Stadt, die es in dieser Form nicht mehr gibt.“ Viele Gebäude und Straßenzüge sind verschwunden oder haben sich, sei es durch den Krieg oder städtebauliche Eingriffe danach, eklatant verändert. Deshalb musste Fotograf Norbert Breitenstein zuweilen detektivische Arbeit leisten, um die heutigen Stadtansichten zu finden.

Begleitende Texte greifen auf zahlreiche Quellen zurück

Die begleitenden Texte sind kompakt und verständlich, dabei aber keineswegs oberflächlich und greifen auf zahlreiche Quellen zurück. Besonders häufig lässt Tobias Christ Kunsthistoriker Ulrich Krings zu Wort kommen, der von 1991 bis 2005 Kölns Stadtkonservator war. Krings erläutert nicht nur und ordnet sein, sondern steuert auch so manche Anekdote aus seiner Amtszeit bei. Auch Ulrich S. Soénius vom Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv sei immer wieder ein wichtiger Gesprächspartner gewesen, sagt der Autor: „Und natürlich hat auch so mancher Bildgeber hochspannende Geschichten zu seinen Motiven erzählt.“

Imposante Gebäude wie die alte Oper am Rudolfplatz zu sehen

Bekanntes wie die Bastei, der Gürzenich oder der Heinzelmännchenbrunnen kommt ebenso vor wie weniger Bekanntes, darunter der Engelbertus-Brunnen in Stammheim, von dem nur noch Reste des Wasserturms erhalten sind, die Holzhandlung Schumacher, die im Severinsviertel einst in einer schlossähnlichen Stadtvilla residierte, und der Kümpchenshof im Gereonsviertel, wo sich der Sage nach Jan von Werth als armer Knecht in die schöne Magd Griet verliebt haben sollen. Bei den Fotovergleichen mag man sich häufig sagen: Jammerschade, dass das verschwunden ist! So wie die alte Oper am Rudolfplatz, das Hohenstaufenbad am Ring oder das imposante, im Stil der Neorenaissance errichtete Vorgebäude des Hauptbahnhofs. Dann wieder verblüfft, wie wenig sich etliche Bauten äußerlich verändert haben, vom Dreikönigspförtchen bei St. Maria im Kapitol über das Herkuleshaus und das Neptunbad in Ehrenfeld bis zum heute als Hotel genutzten alten Stadtarchiv gegenüber von St. Gereon.

In Text und Bild vermittelt das Buch einen lebendigen Eindruck von Stadt- und Baugeschichte, von Zerstörung und Aufbau. Hier die rabiate Zerschneidung der Innenstadt durch die Nord-Süd-Fahrt, da der Bau des Kulturkomplexes aus Museum Ludwig und Philharmonie. Exemplarisch für den Wechsel von Vergehen und Entstehen am selben Ort ist das 83. Kapitel: Auf der Radrennbahn Riehl, wo 60 Jahre lang Zweirad-Wettkämpfe die Zuschauer begeisterten, drehen heute die Elefanten des Zoos ihre Runden.

Tobias Christ: 111 mal Köln früher und heute, 232 Seiten, Emons Verlag, 30 Euro