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Kölner ReaktionenSPD-Kandidatin verpasst wohl Einzug ins Parlament – CDU spricht von „enormem Sieg“ – Grüne konsterniert

Lesezeit 4 Minuten
Enttäuschte Gesichter bei der Kölner SPD: Claudia Walther (Mitte) zieht vermutlich nicht ins Europaparlament ein.

Enttäuschte Gesichter bei der Kölner SPD: Claudia Walther (Mitte) zieht vermutlich nicht ins Europaparlament ein.

In Köln sieht man in den Ergebnissen schon richtungsweisende Zahlen für die Kommunalwahl im kommenden Jahr.

Konsternierte Gesichter in der SPD-Geschäftsstelle: Die Abstrafung der Wählerinnen und Wähler für Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ampelkoalition trifft auch die Kölner Genossinnen und Genossen schwer. Zum Stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe verpasst deshalb die Kölner SPD-Co-Vorsitzende Claudia Walther knapp den Einzug in das Europaparlament.

Mit Listenplatz 15 wäre sie die erste Gelistete, die die SPD nicht mehr nach Brüssel schicken kann, 14 Sitze waren der SPD am Sonntagabend sicher. „Wir haben ein gutes Gefühl gehabt, aber ein Gefühl ist kein Ergebnis“, sagte Claudia Walther im Ben-Wisch-Haus nach den ersten Hochrechnungen. Für Köln bleibt es damit dabei, dass im Europarlament keine Abgeordnete oder Abgeordneter aus Köln sitzt.

Europawahl 2024: Kölner Grüne konsterniert

Was die bundesweiten Prognosen in Köln letztlich wert sind, stand bei Andruck dieser Ausgabe aufgrund der noch nicht beendeten Auszählung noch nicht fest. Doch die erste Präsentation der Zahlen aus ganz Deutschland sorgten etwa bei den Kölner Grünen für einen Schock. Die bundesweite Hochrechnung gegen 18 Uhr sah die Partei bei rund 12 Prozent, vor fünf Jahren waren es mehr als 20 Prozent.

Europawahl 2024 
Grüne Wahlparty im Consilium.

Die Kölner Grüne starren gebannt auf die ersten Ergebnisse der Europawahl.

Die Kölner Parteispitze brauchte zunächst eine knappe halbe Stunde, um sich zu sammeln, erst dann trat sie vor die rund 70 Gäste im Restaurant Consilium am Historischen Rathaus. Die Co-Vorsitzende Katja Trompeter sagte: „Wenn wir mal schauen, wo wir herkommen, dann war das ein absolutes Rekordergebnis bei der Europawahl 2019. Diese Ergebnisse sind natürlich eine schwere Bürde.“

Für die Kölner Grünen war die Europawahl 2019 ja so etwas wie ein Erweckungsmoment: Erstmals waren sie in der Millionenstadt Köln die stärkste Kraft, holten seinerzeit 32,88 Prozent und ließen CDU (19,79 Prozent) sowie SPD (16,97 Prozent) hinter sich.

Kölner CDU teilt gegen die Ampelkoalition aus

Anders war die Stimmungslage bei der Kölner CDU am frühen Sonntagabend, sie hoffte, dieses Mal näher an den bundesweiten Ergebnissen zu liegen. Vor fünf Jahren holte sie das historisch schlechte Ergebnis von 19,79 Prozent. Gegenüber ihrer Kreisgeschäftsstelle verfolgte die Kölner CDU im Brauhaus Sion in der Altstadt das Eintrudeln der Prognosen ab 18 Uhr.

Die Kölner CDU feierte nach zunächst verhaltener Reaktion das Wahlergebnis.

Die Kölner CDU feierte nach zunächst verhaltener Reaktion das Wahlergebnis.

Als sie auf der Leinwand 29,5 Prozent für die CDU in Deutschland zeigten, war tatsächlich trotz des Wahlsiegs keine Regung zu hören, kein Klatschen, kein Jubel. Eher geschäftsmäßig verfolgten die rund 50 bis 60 Menschen vor Ort die Präsentation. Der Parteivorsitzende Karl Mandl sprach aber von einem „enormen Sieg“.

Europawahl: Kölner Kandidatin muss um Parlamentseinzug zittern

In Köln sah Claudia Walther den Grund für das Scheitern der SPD nicht im örtlichen Wahlkampf. „Wir haben super gekämpft und waren bis in die letzten Stunden und Minuten unterwegs. Trotzdem bin ich enttäuscht über das Ergebnis.“ Der Co-Vorsitzende Florian Schuster hoffte auf bessere Ergebnisse für die SPD bei Kölner Wählenden. „Das ist ein richtungsweisendes Zeichen für die Kommunalwahl im nächsten Jahr.“

Der Wahlkampf habe der Partei an vielen Stellen aber auch „die Augen dafür geöffnet, dass sich einige Dinge grundlegend verschoben haben“. Für Walther bedauerte er das knappe Scheitern: „Die SPD schickt nicht immer Leute in Parlamente, denen es so um die Sache geht. Vielen geht es auch um sich selbst. Dazu zählst du nicht, Claudia“, sagte Schuster. Dafür gab es von den Genossen großen Applaus.

Feierstimmung bei Kölner Volt-Ableger, Enttäuschung bei den Linken

Für die AfD sagte der Fraktionschef im Kölner Rathaus, Stephan Boyens: „Wir sind trotz der Schmutzkampagne und dem medialen Trommelfeuer zweitstärkste Kraft: Mehr muss ich dazu nicht sagen.“

Die FDP hatte sich ebenfalls in Brauhaus Sion versammelt, aber in einem anderen Saal. Parteichef Lorenz Deutsch war angesichts der rund 5 Prozent zufrieden, das Ergebnis von 2019 annähernd gehalten zu haben.

Bei Volt, die im Kölner Stadtrat Teil des Mehrheitsbündnisses mit Grünen und CDU sind, war die Stimmung dagegen „hervorragend“, wie City Lead Andrea Browers berichtete. „Nachdem die letzten Umfragen drei Prozent ergeben hatten, haben wir natürlich auf ein gutes Ergebnis gehofft – mit nun drei Abgeordneten sind wir unheimlich glücklich.“ Die Kölner Kandidatin Rebekka Müller dürfte mit Listenplatz 4 zwar knapp nicht ins Parlament einziehen. Die Partei sieht sich in ihrem Wahlkampf, der sich vor allem an junge Wählerinnen und Wähler richtete, aber bestätigt.

Marius Vogel, Sprecher der Linken in Köln, sprach von einem „enttäuschenden Ergebnis“ für seine Partei. In Köln habe man in den letzten Monaten einen starken Mitgliederzuwachs gehabt – „aber es ist uns offensichtlich nicht gelungen, mit unseren Themen zu den Wählerinnen und Wählern durchzudringen.“ An das neue Bündnis Sara Wagenknecht (BSW) habe man sicherlich ein bis zwei Prozentpunkte verloren.