25 Jahre ClaudiusthermeWie Köln dank Heilwasser fast zu einem Kurort wurde

25 Jahre gibt es die Claudiustherme in Köln bereits.
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Köln – Das Gutachten lässt keine Zweifel: Herzschwäche, Bluthochdruck, chronische Bronchitis, Gallenleiden oder „nicht zu tief sitzende“ Darmkatarrhe – all diese Beschwerden können gelindert werden durch das kohlensaure Wasser, das in 360 Metern Tiefe unter dem Kölner Rheinpark hindurchfließt.
Sagte Walter Zörkendörfer, Professor für Bäder und Klimaheilkunde in Münster, und notierte seine Erkenntnisse 1962 in einem ausführlichen Gutachten. Seine Expertise brachte dem „Messebrunnen III“ in Deutz die staatliche Anerkennung als Heilquelle – sie gilt bis heute und ist extrem ungewöhnlich für eine deutsche Großstadt.
Stadt verzichtete auf den Titel Bad
Auf eine Bewerbung für den Titel „Bad Köln“ wolle man dennoch verzichten, schreibt Bürgermeister Friedrich Jacobs Mitte der 70er Jahre in einem Grußwort für die „Dreiköniginnen Therme“, die sich die Quelle im Rheinpark 1971 zunutze und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte – auf Initiative des Heilpraktikers Gustav Adolf Theill. Jacobs machte sich keine Illusionen, eine Bewerbung beim zuständigen Ministerium hätte wohl ohnehin keinen Erfolg gehabt. Die Lebensqualität einer Stadt, schrieb Jacobs ganz richtig, werde „nicht zuletzt durch ihren Freizeitwert“ bestimmt. Und die Ruhe, die einen Kurort ausmacht, hatte Köln nie zu bieten – von sauberer Luft mal ganz abgesehen.

Die alte Claudiustherme
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Theill ging 1979 bankrott, seit 1994 steht an selber Stelle unterhalb der Zoobrücke die Claudiustherme – ein moderner Wellnesstempel mit Saunalandschaft und Gastronomie (hier lesen Sie mehr), den viele Stammbesucher bis heute auch – oder vor allem – wegen des Heilwassers aufsuchen. Betreiber ist die Theune Spa GmbH, der auch das Neptunbad in Ehrenfeld gehört.
Schwimmhalle ist verwaist, die Saunen sind kalt
Am 6. Januar steht das 25. Jubiläum der Claudiustherme an. Nach Feiern aber ist mitten im Lockdown niemandem hier zumute. Das Bad ist coronabedingt bis auf weiteres geschlossen. „Ein denkbar schlechter Zeitpunkt für ein Jubiläum“, sagt Geschäftsleiter Tilmann Brockhaus, während er durch die verwaiste Schwimmhalle und das leere Saunadorf führt. Die große Liegewiese mit Blick auf den Dom ist mit Blättern übersät. Stühle und Liegen sind zusammengeschoben, Saunen, Heizungen und die Beleuchtung abgestellt. Das Wasserbecken in der hohen Schwimmhalle ist mit Planen zugedeckt, damit keine Feuchtigkeit in die Decke zieht.

Die Claudiustherme in Köln muss ihr 25. Jubiläum ohne Gäste feiern.
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Niemand kann derzeit sicher sagen, wann im Land die Saunen und Schwimmbäder wieder öffnen dürfen. Brockhaus rechnet nicht vor dem Frühjahr damit. Für Betreiber von Wellnessanlagen und Bädern ist das besonders bitter, sind doch Dezember bis März die umsatzstärksten Monate im Jahr. Bis zu 600 Gäste gleichzeitig halten sich an Wintertagen in der Claudiustherme auf. Heute, an einem windigen Tag Ende Dezember, sind gerade einmal drei von insgesamt 170 Mitarbeitern anwesend: der Geschäftsleiter, ein Techniker und eine Buchhalterin.
Renovierungen schon im Frühjahr erledigt
Klagen wolle er dennoch nicht, sagt Brockhaus. „Die ganze Welt leidet unter dieser Pandemie. Ich will nach vorne schauen, ich gehe davon aus, dass wir noch staatliche Hilfen bekommen und die Therme diese Krise überstehen wird.“ Auch dank des Kurzarbeitergeldes. Fast alle Mitarbeiter, sagt Brockhaus, seien bis auf weiteres zu Hause. Zu tun gebe es im Moment fast nichts. Ein paar Renovierungen und Umbauten seien schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr erledigt worden.
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Der Wunsch nach dem Betrieb eines Kurbades mitten in der Stadt geht auf Kölns damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer zurück. 1931 ließ Adenauer auf dem Messegelände die ersten Brunnenbohrungen durchführen, nachdem man 1912 bei Arbeiten in Stammheim zufällig auf kohlensäure- und chloridreiches Mineralwasser in 70 Metern Tiefe gestoßen war.
Heilwasser stammt aus Regen im Bergischen
Einfach gesagt handelt es sich bei dem salzig-sauren, etwas bitter schmeckenden Heilwasser unter dem Rheinpark um Niederschläge aus dem Bergischen Land. Regen versickert dort im Boden und fließt dem Gefälle folgend durch 350 Millionen Jahre altes Dolomitgestein nach Köln, aufgeheizt durch den Wärmestrom im Erdinnern. In Tiefen bis zu 1500 Metern mischt sich das warme Wasser unterwegs mit chloridhaltigem Mineralwasser – und wird in Deutz mit einer Temperatur von knapp über 20 Grad wieder zutage gefördert. In der Claudiustherme wird es aufbereitet, auf 31 Grad erwärmt und in die Becken gespült.
Neptunbad hofft auf baldige Öffnung
Im Neptunbad in Ehrenfeld hofft man, dass zumindest der Fitnessbereich im Februar wieder unter Auflagen öffnen darf. Viele Mitglieder zeigten bislang „großes Verständnis, sie gehen unsere notwendigen Maßnahmen schon seit dem ersten Lockdown im Frühjahr positiv mit“, sagt Prokurist Michael Küpper. Zurzeit werden alle Fitnesskurse im Neptunbad online angeboten. Während diese Livekurse den Mitgliedern vorbehalten sind, stellt das Neptunbad ab sofort auf dem hauseigenen youtube-Kanal zudem auch Online-Fitnesskurse für jedermann ein.
Nach dem Ende der „Dreiköniginnen Therme“ 1979 fiel die Anlage vertragsgemäß an die Stadt zurück, die damit allerdings – um im Bilde zu bleiben – nie richtig warm wurde. Zu teuer der Unterhalt, zu aufwändig der Betrieb. Die Anlage verwahrloste zunehmend. „Dieses Bad soll ausgewohnt werden“, sagte der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Heugel 1982. Das Problem: Bei Kölnern und Gästen aus dem Umland blieb das Bad extrem beliebt.
1986 wurde es schließlich dann doch „ausgewohnt“: Es brannte bis auf die Grundmauern nieder, aus bis heute ungeklärten Umständen. Vermutet wird Brandstiftung, Täter wurden aber nie ermittelt.