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Stargast im Kölner WeihnachtscircusFür Clown Andrey Jigalov ist Köln wie eine Familie

Lesezeit 4 Minuten
Andrey Jigalov posiert vor dem Weihnachtsbaum in der leeren Manege im Kölner Weihnachtscircus.

Andrey Jigalov ist Stargast beim Kölner Weihnachtscircus.

Schon seit 36 Jahren ist der Russe als Clown unterwegs. Er gibt auf der Bühne immer alles – auch nach schlechten Nachrichten.

20 Jahre ist es her, dass Andrey Jigalov in Köln auf der Bühne stand. Umso mehr freut er sich, wieder mit dem Kölner Weihnachtscircus zurück zu sein. „Köln ist wie eine Familie, ich komme auf die Bühne und ich bin zu Hause“, sagt der 57-Jährige über die Stadt, in der er zuletzt mit dem Circus Roncalli 2003 aufgetreten ist.

Andrey Jigalov ist Stargast im 8. Weihnachtscircus an der Zoobrücke in Deutz. Der gastiert noch bis Silvester. Für den Clown stehen bis dahin noch einige Shows an. Nach Weihnachten sogar teilweise drei am Tag. Das ist zwar körperlich anstrengend, aber den Aufwand wert. Es sei „eine der besten Shows“, die er in seiner Karriere gespielt habe, erzählt Jigalov im Gespräch mit „Kölner Stadt-Anzeiger“ stolz. Er könne das gut einschätzen, schließlich habe er schon viel Erfahrung mit Zirkus gesammelt.

Keine rote Nase, stattdessen nur Laute und eine weite Cordhose

Seit 36 Jahren ist Jigalov schon als Clown unterwegs. Sein Markenzeichen ist eine weite, gelbe Cordhose. Sein Charakter ist eine Art trotteliger Verlierer. Schminke oder die typische rote Nase braucht Jigalov nicht, um in seine Rolle zu schlüpfen. Mimik und Gestik reichen ihm. Und Laute. Bis auf ein paar Satzbrocken ist das die überwiegende Form verbaler Kommunikation, die Andrey Jigalov gewählt hat.

„Ich mag es, die Leute zum Lachen zu bringen – das ist der Sinn meines Lebens, das ist mein Beruf, das ist meine Religion“, erzählt Andrey Jigalov.

Ein Konzept, das offensichtlich funktioniert. Sonst wäre der international tätige Clown ja auch kein Stargast in Köln. Zudem wurde er auch schon mit diversen Preisen ausgezeichnet. 2003 bekam er etwa beim internationalen Zirkusfestival von Monte-Carlo den „Silbernen Clown“, der zweite Preis bei den prestigeträchtigen „Clown-Oscars“.

Andrey Jigalov muss sich immer neu erfinden

Der Weg dahin wurde für Jigalov, der in Tscheljabinsk, einer Stadt im russischen Ural, geboren wurde, schon in der sechsten Klasse geebnet. Er sei damals im Englischunterricht bei einer sehr strengen Lehrerin eingeschlafen. Als sie ihn deshalb ansprach, sei er plötzlich aufgesprungen und habe „Mother, Father, Sister, Brother“ gerufen. Seine Mitschüler hätten sich deshalb totgelacht. Jigalov lockerte den langweiligen Unterricht auf.

Andrey Jigalov im Jahr 2003 bei einem seiner letzten Auftritte mit dem Circus Roncalli in Köln

Andrey Jigalov im Jahr 2003 bei einem seiner letzten Auftritte mit dem Circus Roncalli in Köln

„Seitdem war mir klar: Ich will die Leute glücklich machen“, sagt Jigalov. Nach seiner Dienstzeit in der Roten Armee der ehemaligen Sowjetunion ging er 1987 an die Zirkusschule in Moskau, womit seine Karriere in Gang gesetzt wurde. Sie führte nicht nur nach Köln und zum Circus Roncalli, sondern auch zum Varieté Wintergarten in Berlin. Einige Zeit lebte der Vater von drei erwachsenen Kindern in Paderborn, inzwischen wohnt er in Spanien.

Eine so lange andauernde Karriere erfordert natürlich Arbeit. Deshalb entwickelt er sein Programm auch stetig weiter. Gerade im digitalen Zeitalter ist die Konkurrenz für Clowns groß. Unterhaltung bekommt jeder rund um die Uhr, über das Smartphone im Taschen-Format. „Videos von alten Auftritten kann ich mir nicht anschauen“, sagt Jigalov. Die Gags kämen viel zu langsam für heutige Verhältnisse. Seine Shows hätten mittlerweile viel mehr Tempo. „Damit die Leute richtig staunen – deswegen muss ich mit der Zeit gehen.“

Clown Jigalov ist fassungslos über den Krieg in der Ukraine

Die aktuelle Zeit ist als Entertainer nicht einfach. Nicht nur wegen der großen Konkurrenz. Derzeit wird das Leben durch diverse Krisen und Kriegen geprägt. Auch das von Andrey Jigalov. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine betrifft ihn gleich doppelt. Die Frau des russischen Clowns ist gebürtige Ukrainerin. Er hat auch mehrere ukrainische Freunde, in der Sowjetunion war er vor allem als Schauspieler bekannt.

Jigalov kann seine Fassungslosigkeit über den Krieg nur schwer in Worte fassen. „Ich verstehe das nicht – was ist los in dieser Welt?“, fragt sich Jigalov. Für ihn gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, warum Russland den Krieg begonnen hat. Die vielen Todesopfer auf beiden Seiten gehen ihm nahe.

Andrey Jigalov ist jedoch Vollprofi und gibt immer 100 Prozent. Auch an Tagen, an denen schlimme Nachrichten aus seiner Heimat kommen. „Wir sind Menschen, natürlich gibt es auch mal schlechte Laune – aber ich muss trotzdem auf die Bühne.“ Das Clown-Sein ist eben die Religion des 57-Jährigen. Und die Show muss weitergehen, auch wenn es manchmal nicht einfach ist.


Andrey Jigalov tritt im Kölner Weihnachtscircus noch den gesamten Dezember lang auf. Mehr Informationen und Tickets gibt es auf koelner-weihnachtscircus.de.