„Gastro nachhaltig beschädigt“So reagieren Kölner Wirte und Clubs auf Lockerungen
Köln – „Ich freue mich über jeden kleinen Schritt in Richtung Normalität“, sagt Heiko Hörnecke, Betreiber des Brauhaus „Quetsch“ in Rodenkirchen. Für den Wirt wird die Umstellung auf 3G, die ab dem 4. März in NRW für die Gastronomie gelten soll, eine Entspannung bringen. Wobei er auch zugeben müsse, dass „gefühlt 90 Prozent im Veedel geboostert und geimpft“ seien.
Allerdings macht Omikron ihm gerade immer noch zu schaffen: „Nacheinander fällt bei mir das Personal aus, gerade sind es zwei Personen gleichzeitig. Ich hoffe, dass wir bald alle da durch sind“, so Hörnecke. Denn pünktlich zum März ziehe das Geschäft traditionell wieder an. Personal zu finden sei nach wie vor eine große Herausforderung. Gerade Aushilfen seien in andere Branchen abgewandert.
Das bestätigt auch Till Riekenbrauk, IG Gastro-Vorstand. Schon jetzt sei festzustellen, dass die Pandemie die Gastronomie „nachhaltig beschädigt“ habe: „Die krasse Mitarbeiterabwanderung wird ein Riesenbranchenproblem bleiben. Der Wareneinkauf ist extrem teurer geworden und nun kommen 25 Prozent mehr auf den Mindestlohn drauf. Das wäre schon ohne eine Pandemie sehr herausfordernd. Ich kann die Preise gar nicht so schnell erhöhen, um da hinterherzukommen“, sagt Riekenbrauk.
IG Gastro: Warten auf Wegfall der meisten Maßnahmen ab dem 20. März
Da sei jede Erleichterung willkommen. Natürlich blicke man auf den 4. März, ab dem auch wieder Ungeimpfte mit tagesaktuellem Test essen gehen könnten. Viel entscheidender sei jedoch die Aufhebung weitreichender Maßnahmen ab dem 20. März, so Riekenbrauk. „Ich hoffe, dass auch die Maskenpflicht beim Betreten der Gastronomie dann wegfällt. Oder dass 3G am Arbeitsplatz nicht mehr gilt“. Gerade lasse er noch täglich seine Mitarbeiter testen, unabhängig davon, ob sie geboostert seien oder nicht. „Das ist ein teurer Spaß“. Wenn die Lage im Gesundheitssystem Lockerungen zulasse, wie es derzeit zu sein scheint, dann halte er auch solche Maßnahmen nicht mehr für verhältnismäßig.
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Kölner Clubbetreiber zwischen Freude und Unsicherheit
Eine Mischung aus Freude und Unsicherheit herrscht derzeit unter den Clubbetreibern. Tom Thomas, Geschäftsführer des Clubs Bootshaus in Deutz, hat extra seinen Urlaub unterbrochen, um nun mit den Planungen zu beginnen. „Wir warten auf das Kleingedruckte. Wir fragen uns zum Beispiel, ob die Kapazität wie bei Großveranstaltungen auf 60 Prozent eingeschränkt wird?“. Die 2G-plus-Regelung für die Clubs begrüße er. Thomas überlege derzeit, dass sogar alle unabhängig davon, ob geboosert oder nicht, einen tagesaktuellen Test vorweisen sollen. „Wir wollen die größtmögliche Sicherheit, und solange die Tests kostenlos sind, finden wir das gut“.
Die Cluböffnungen seien zwar erwartbar gewesen, dennoch habe man wenig Vorlauf für alle Planungen, sagt Heiko Rühl, Betreiber des Clubs Gewölbe am Westbahnhof und Vorstandsmitglied der Klubkomm. „Wir geben gerade Vollgas, suchen Personal, stellen das Programm zusammen. Normalerweise arbeitet man mit einem Planungsvorlauf von drei bis sechs Monaten und nicht 14 Tagen, aber auch das sind wir seit der Pandemie gewöhnt“.
Clubs warten auf neue Landesverordnung
Derzeit befürchteten die Clubs, dass das Land NRW möglicherweise restriktivere Empfehlungen ausspricht als die von der Ministerpräsidenten-Konferenz beschlossenen Lockerungen. „Wird die Kapazitätsbeschränkung kommen? Wird es eine Maskenpflicht geben? Wir warten auf die Landesverordnung und würden da gern mehr wissen“, so Rühl.
Jakob Holterhöfer vom Tsunami Club in der Südstadt blickt indes entspannt auf Anfang März. „Ich plane schon seit längerem mit März. Das Personal ist da, das Lager ist voll. Ich könnte sofort aufsperren.“ Dass er nicht schon wenige Tage früher an Karneval öffnen dürfe, finde er nun angesichts der unmittelbaren Öffnungsperspektive danach nun noch „schräger“ als ohnehin zuvor.