Mit „Zillche en Jefahr“ feiert das Divertissementchen unter dem Motto „150 Jahre Broadway am Rhein“ Jubiläum.
„Mache das auch für Papa“Divertissementchen „Zillche en Jefahr“ – Familie Wallraff ist in dritter Generation dabei
Agrippina trifft Mutter Colonia. Also eigentlich sich selbst. Das ungewöhnliche und überraschende Date findet im aktuellen Divertissementchen „Zillche en Jefahr“ statt. Wenn sich die beiden Frauen in ihren prächtigen Roben auf der Bühne begegnen, ist das zugleich ein Familientreffen. Diesmal in echt. Also fast. Nicht Mutter und Tochter setzen Agrippina und Mutter Colonia in Szene. Es sind Vater und Sohn. Der 80 Jahre alte Peter Wallraff und sein 38-jähriger Sohn Christopher erwecken die historischen Damen zum Leben. Für den einen ist es das 48. Zillche, für den anderen das Dritte.
Erlebt hat Christopher Wallraff wesentlich mehr Aufführungen der Cäcilia Wolkenburg, der Bühnenspielgemeinschaft im Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV). „Das Zillche war in unserer Familie ein wichtiges Ereignis, wie der Männer-Gesang-Verein überhaupt. Ich durfte schon als etwa Vierjähriger mit meiner Mutter und meinen älteren Schwestern in die Vorstellung. Es war aufregend, den Papa mit Hilfe eines Opernglases auf der Bühne zu entdecken und ihm zuzusehen“, sagt Christopher Wallraff.
Dritte Generation Wallraff im Zillche
Da wird wohl häufig mehr als ein Blick notwendig gewesen sein, denn Peter Wallraff verkörperte in den fast 50 verschiedenen Musicals nahezu ausschließlich Frauen. Seine Einsätze als Bühnenmann lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. „Es werden drei oder vier Männerrollen gewesen sein. Ich fand es immer spannender, eine Frauenrolle zu spielen. So ist es geblieben. Mir macht das immer noch riesigen Spaß.“
„Dass ich nun mit Christopher gemeinsam auf der Bühne stehe, empfinde ich als großes Glück und Geschenk“, sagt Peter Wallraff. Er wurde im Februar 1970 in den KMGV aufgenommen, sein Sohn im September 2019. „Ich bin musikalisch somit eher ein Spätzünder. Es hat etwas gedauert, bis es privat und beruflich für mich gepasst hat. Und ja, ich mache das auch für Papa“, erklärt der Familienvater, der als Orthopäde und Unfallchirurg in Hürth arbeitet.
Mit dem jüngsten Wallraff im KMGV und der Cäcilia Wolkenburg ist bereits die dritte Generation am Start. Den Anfang machte Christophers Großvater Josef „Jupp“ Wallraff. Der ausgebildete Konzertsänger war von 1936 bis 1949 aktiver Sänger im KMGV und Mitspieler im Zillche. Danach widmete er sich in seiner Freizeit in erster Linie dem Reiter-Korps „Jan von Werth“. Jupp Wallraff war von 1950 bis 1962 (mit einer kurzen Unterbrechung) Präsident des Reiter-Korps.
Bühnenspielgemeinschaft feiert Jubiläum
Auch Sohn Peter ist seit seinem 18. Lebensjahr Mitglied der Karnevalsgesellschaft. 1975 verkörperte er den „Jan“, war danach Sitzungspräsident und Kommandant. „In dieser Zeit musste ich schweren Herzens bei der Cäcilia Wolkenburg pausieren. Ich habe im Publikum gesessen und geweint. Drolligerweise war ich total aufgeregt und hatte großes Lampenfieber, obwohl ich gar nicht auf der Bühne stand.“ Das erste Mal wirkte er 1971 in dem Stück „D’r Zeppelin kütt … noch ens“ im Chor mit.
Mit dem Divertissementchen 2024 „Zillche en Jefahr“ feiert die Bühnenspielgemeinschaft Jubiläum. Am Mittwoch, 25. März 1874, ging es mit dem „I. Wolkenburg-Divertissementchen“ los. Eine gewisse Cäcilia Wolkenburg, aus einem alten Kölner Rittergeschlecht stammend, versprach ein „stabiles Divertissementchen“. Dabei gab sich die Dame recht bescheiden. Das „Progrämmchen“ bestand aus einem „Vorwörtchen“, einem „Schwedischen Quartettchen“ sowie einem „Operettchen nach Albano“. Das Jubiläums-Musical 2024 steht unter dem Motto „150 Jahre Broadway am Rhein“.
Das Divertissementchen „Zillche en Jefahr“ der Cäcilia Wolkenburg spielt vom 14. Januar bis 13. Februar 2024 in der Oper Köln im Staatenhaus. Etliche Vorstellungen sind ausverkauft. Wegen der großen Nachfrage gibt es eine Zusatzvorstellung am Karnevalssonntag, 11. Februar 2024 um 11 Uhr. Mehr Informationen und Tickets gibt es unter www.divertissementchen.de.