Köln – Schmissiger „Can-Can“, fliegende Röcke, rasante Rhythmen. Auf der Bühne der Kölner Oper im Staatenhaus geht’s zur Sache. Die Bühnenspielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“ feiert „Offenbach“. Jacques Offenbach. In ihrem neuesten Divertissementchen gratulieren die rund 100 Sänger des Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV) dem berühmten und dennoch eher wenig bekannten Sohn der Stadt zum 200. Geburtstag und setzen ihm damit, mit den Musikern der Bergischen Symphoniker und der Westwood Slickers unter der Gesamtleitung von Bernhard Steiner, ein musikalisches Denkmal.
Allerdings nicht auf dem Offenbachplatz, der nach dem gebürtigen Kölner benannt ist und auch nicht auf der Opernbaustelle, auf der die Bauarbeiter im Stück mit Schabau und guter Laune „alles för uns Oper“ tun. Denn: „Da wird ja nicht gearbeitet, sondern eine Oper saniert“, scherzen die Handwerker auf der Dauerbaustelle und legen damit den Finger in eine der kulturellen Wunden der Stadt. Applaus. Der Seitenhieb sitzt. Auftakt gelungen. Szenenwechsel.
Durchbruch in Paris gelingt Offenbach erstmal nicht
Zurück ins Jahr 1858. Théâtre des Bouffes-Parisiens. Offenbach, der kölsche Köbes, fantastisch gespielt von „Zillche-Baas“ Jürgen Nimptsch, lebt bereits seit mehr als 20 Jahren in Paris, nennt sich hier Jacques Offenbach. Der Durchbruch in der französischen Metropole will ihm nicht gelingen. Jacques’ Theater steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Musiker warten auf ihren Lohn, die Starsängerin Sarah Bernhardt (Martin E. Hillebrand) weigert sich weiterhin zu proben. Doch Offenbach hat Visionen. Er glaubt an eine neue Kunstform, kämpft für ein großes Bühnenspektakel mit Sängern und Tänzern. Doch das sieht die Lizenz für sein Theater nicht vor. Die lokale Kulturpolitik stellt sich quer, macht sein Theater dicht. Nur wenn er einer Jury ein neues, geniales Stück präsentiert, bekommt er seine Bühne wieder zurück.
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Das zwölfköpfige Männerballett, unter anderem mit KMGV-Präsident Gerd-Kurt Schwieren, der seit 50 Jahren im Zillchen-Ballett aktiv ist, sieht’s gelassen, tanzt graziös zu „Hoffmanns Erzählungen“. Ein Ensemble singt „Et jit nix mieh opzeführe“. Hazy Osterwalds „Kriminaltango“ lässt grüßen. Im gut zweieinhalbstündigen kölschen Bühnenstück schickt Autor und Regisseur Lajos Wenzel Offenbach nach Köln zurück, wo dieser auf Brauhaustischen stehend auf einer Geige fiedelt und sich von der Gymnastikgruppe seiner Mutter Marianne (Peter Wallraff) inspirieren lässt. Im Kampf gegen „Krampodere“ heben die „Arthröschen“, so der Name der Gruppe, rhythmisch die Beine von einer Wasserbütt in die nächste. Der weltbekannte „Can-Can“ aus „Orpheus in der Unterwelt“ ist geboren, in einem Brauhaus zo Kölle. Wenzel mixt im Stück historisch korrekte Fakten mit viel Fantasie und rheinischem Humor. Das diesjährige Divertissementchen überzeugt.
Sowohl mit Thomas Guthoffs spritzigen Arrangements, die Offenbachs lebenslustige Werke mit Klassikern von Ostermann, Bläck Fööss, Edith Piaf über Tschaikowski, Camille Saint-Saëns bis zur Rockgruppe Queen auf geniale Weise verknüpfen, als auch mit üppigem Chorgesang, nostalgischen und kreativen Kostümen (Judith Peter), vier opulenten Bühnenbildern (Thomas Pfau) und einem erfrischend-quirligen Zillchen-Ballett (Choreographie: Jens Hermes und Katrin Bachmann).
Für die weiteren 26 Vorstellungen bis zum Karnevalsdienstag sind noch Karten im Vorverkauf zu haben.