AboAbonnieren

Überschwemmungen 1993 und 1995Wie sich der Hochwasserschutz in Köln entwickelt hat

Lesezeit 3 Minuten
Das vom Hochwasser umschlossene Schokoladenmuseum im Jahr 1995 aus der Luft fotografiert.

Beim Hochwasser 1995 wurde das Schokoladenmuseum in Köln zur Insel.

Vor 30 Jahren stand die Kölner Altstadt unter Wasser. Am 30. Januar 1995 erreichte der Rheinpegel einen Stand von 10,69 Metern. Was in Sachen Schutz seither passiert ist.

Nach zwei kurz aufeinander folgenden Überschwemmungen musste etwas geschehen. 1996 beschloss der Kölner Rat einstimmig ein Hochwasserschutzkonzept, das Investitionen von mehr als 400 Millionen Euro nach sich zog. „Bis dahin bestand ein Schutz bis zehn Metern“, sagt Ulf Schulze-Hennings, seit Kurzem Leiter der Kölner Hochwasserzentrale der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb).

Zu sehen sind unterschiedliche Hochwassermarken vor Papa Joe's Jazzlokal.

Hochwassermarken vor Papa Joe's Jazzlokal.

Von da an wurde der Schutz für Pegel bis zu 11,30 Meter erhöht, wobei im Rechtsrheinischen ab der Rodenkirchener Brücke und im Linksrheinischen ab der Bastei sogar ein Schutz bis 11,70 Metern gilt. Auf 70 Kilometern Rheinuferlänge seien neue Mauern und Tore gebaut worden, so der 42-jährige Ingenieur. Zehn Kilometer davon würden im Ernstfall allerdings mit mobilen Wänden abgesichert. Beendet war das Mammut-Projekt 2008.

Zu sehen ist das Restaurant Mama Leone in der Vorderansicht.

Das Mama Leone in der Kölner Altstadt.

Zu Überschwemmungen wie 1993 und 1995 ist es bisher nicht mehr gekommen. „Zum einen sind wir besser vorbereitet, zum anderen hatten wir das Glück, dass der Rhein seitdem nicht mehr so hoch gestiegen ist“, so Ulf Schulze-Hennings. Der höchste Pegelstand seit 1995 wurde am 4. Januar 2003 mit 9,71 Meter erreicht. In Rodenkirchen musste damals ein Fährdienst mit Booten und Unimogs eingerichtet werden.

Hochwasserschutzkonzept greift ab einem Rheinpegel von 4,50 Metern

Genau festgelegt ist, welche Maßnahmen ab welchem Pegel greifen. Schon ab 4,50 Metern werden im Kanalnetz erste Vorkehrungen getroffen. Denn der Hochwasserschutz hat auch eine unterirdische Komponente. Damit das Rheinwasser nicht von unten in die Kanalisation drückt, werden die Kanäle zugefahren. Die Schieber werden größtenteils aus der Abflusssteuerzentrale in Merheim gesteuert und müssen nicht mehr wie in den 1990-er Jahren vor Ort geschlossen werden.

Damit etwa das Regenwasser aus der Stadt trotzdem weiterhin in den Rhein gelangen kann, sind 24 Hochwasserpumpwerke in Betrieb: Sie heben das Wasser auf ein Niveau oberhalb des Rheinwasserstands und leiten es dann wieder dem Fluss zu. Das bekannteste Pumpwerk steht an der Südbrücke in Höhe der Schönhauser Straße - es wechselt seine Beleuchtung je nach Pegelstand.

Steb hebt Erfolge im Hochwasserschutz hervor

„Als Kölner kann man wirklich stolz darauf sein, was im Hochwasserschutz bewegt wurde und bewegt wird“, sagt Ulf Schulze-Hennings. Was aufgebaut wurde, sei „Wahnsinn“. Eine ganzjährig besetzte Hochwasserzentrale etwa gebe es in keiner anderen Stadt. Dennoch warnt er vor „Hochwasser-Demenz“, also davor, das Risiko zu vergessen.

„Das Allerwichtigste ist, dass sich die Menschen bewusst sind, dass der Schutz endlich sein kann.“ Denn natürlich seien nach wie vor Überflutungen denkbar. Präventionsarbeit sei für die Steb deshalb eine ständige Aufgabe: „Häufig kann man sich mit relativ wenig Aufwand gut schützen.“

Laut einem Bericht der „Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins“ steige aufgrund des Klimawandels die Wahrscheinlichkeit für extreme Hochwässer. Tendenziell nehme die Regenwassermenge im Sommer ab, während sie im Winter steige. Komme dann auch noch Schneeschmelze dazu, „kann es schneller kritischer werden als früher“, so Schulze-Hennings.

Vorteilhaft sei natürlich, dass der Rhein-Pegel nicht so schnell steige wie kleinere Flüsse. Und auch die Vorhersagen der Pegelstände hätten sich seit den 1990-er Jahren verbessert. Das liege vor allem an verbesserten Niederschlags- und Abflussmodellen. Dennoch müsse das Hochwasserschutzkonzept eventuell noch einmal angepasst werden.


Auf der Webseite der Stadtentwässerungsbetriebe (www.steb-koeln.de) können „Überflutungsgefahrenkarten“ mit simulierten Überflutungsflächen abgerufen werden. Außerdem wird ein „Wasser-Risiko-Check“ angeboten, der die persönliche Gefährdungssituation und passende Schutzvorkehrungen aufzeigt.