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Projekt für mehr Miteinander„Tag des guten Lebens“ zieht nach Deutz

Lesezeit 3 Minuten

Im Jahre 2015 fand der „Tag des guten Lebens“ in Sülz statt.

Köln – Das „großangelegte Realexperiment“ geht in eine neue Runde. So nennt Initiator und Sozialwissenschaftler Davide Brocchi den „Tag des guten Lebens“, der am kommenden Sonntag nach Deutz zieht. Einen Beitrag zur Diskussion über die Frage, wie denn die Stadt der Zukunft aussehen soll, soll der Tag mit seinen vielfältigen Aktivitäten leisten. Über 200 Initiativen machen mit. Über 100 davon sind die, auf die es letztlich ankommt: Aktivitäten, die von Nachbarn und Vereinigungen aus dem Stadtteil selbst getragen werden. „Die Bürger sollen selbst Veranstalter sein“, sagt Thomas Schmeckpeper vom Verein Agora, der die „Tage des guten Lebens“ vorbereitet.

Der Aufwand zur Vorbereitung ist enorm, wie noch einmal bei einer Pressekonferenz im Rathaus deutlich wurde: Ein Dreivierteljahr Vorlauf, um möglichst viele ins Boot zu holen, sind nötig. 60.000 bis 65.000 Euro kostet es, den organisatorischen Rahmen zu stemmen. Das meiste Geld geht für die Verkehrsregelungen und Straßensperrungen drauf. In der Messe warten 70 Tonnen Verkehrszeichen und Absperrungen darauf, aufgebaut zu werden.

„Tag des guten Lebens“ soll Impulse für die Zukunft setzen

Größter Sponsor ist die Stiftung „Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen“. Man wolle das Ziel unterstützen, wirksam und dauerhaft Bildungs- und Lobbyarbeit für eine menschenfreundliche, klimagerechte Stadt zu leisten, so der stellvertretende Vorsitzende der Stiftung, Viktor Haase.

Der „Tag des guten Lebens“ soll nicht nur einen Sonntag lang ein Viertel verändern, sondern Impulse für die Zukunft setzen. Tatsächlich scheint er auch schon vorher zu wirken, wie Christoph Illigens vom Verein „Deutz Dialog“ sagt: Durch die intensiven Vorbereitungen sei Anonymität verschwunden und Nachbarschaft gewachsen. „Die Leute sprechen miteinander.“ Olga Moldaver, die sich ebenfalls um Veedelsarbeit kümmert, berichtet von der erfolgreichen Initiative, die Räume eines ehemaligen Antiquariats anzumieten, um diese für Aktionen aus der Nachbarschaft zwischenzunutzen.

Kölns Sozial- und Umweltdezernent Harald Rau lobte das Engagement. Die Förderung von Nachbarschaft sei ein Schlüssel, um die Lebensqualität zu erhöhen. „Er trägt dazu bei, dass die Menschen aus ihren Seelenghettos rauskommen und sich wieder kennenlernen“, meint der Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne). Der „Tag des guten Lebens“ zeige aber auch, wie es ist, wenn der öffentliche Raum mal ganz autofrei genutzt werden kann, so Rau. Er sei auch „umweltpolitisch relevant“. „Wir müssen das Auto hinterfragen. Die schönen und guten Erfahrung sollen über den Tag hinaus wirken.“

Weitere Infos zum Programm

Für die vielen Aktivitäten auf den Straßen und Plätzen in Deutz ist am Sonntag, 18. Juni, das Gebiet zwischen Gotenring, Mindener und Siegburger Straße von 7 bis 21.30 Uhr für Autos und Motorräder gesperrt. Von 10 bis 18 Uhr gilt dies einschließlich der Siegburger Straße in beide Fahrtrichtungen sowie für die Südseite der Deutzer Brücke, also die Fahrspur, die auf die rechte Rheinseite führt. Die Opladener Straße und der Gotenring sind von der Sperrung nicht betroffen. Den Anwohnern werden Ersatzparkplätze angeboten.

Der freie Platz wird für zahlreiche Präsentationen, für Kultur, Kunst, Spiele, Musik und Diskussionen genutzt. Nachbarn können Tische auf die Straße stellen. Das Deutzer Bürgerzentrum, die Kirchen sowie die Vereine Kölsch Hätz und Ceno haben sich zur Aktion „Gemeinsam sind wir Vielfalt zusammengeschlossen: Alle Bürger sind eingeladen, sich mit mitgebrachten Tischen, Stühlen, Speisen und Getränken an der längsten Tafel in Deutz zu beteiligen. Überregionale Initiativen wollen mit Ständen und Aktionen für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Bürgerbeteiligung werben. Den „Tag des guten Lebens“ gibt es seit 2013 in Köln. Zweimal fand er bislang in Ehrenfeld, einmal in Sülz statt. Für kommendes Jahr steht der Ort noch nicht fest.

Weitere Infos finden Sie unter www.tagdesgutenlebens.de.