In Köln hat die Corona-Pandemie große Auswirkungen auf die Kriminalitätsstatistik.
In vielen Bereichen ist die Zahl der Straftaten deutlich gesunken, in manchen Kategorien gab es sogar Negativrekorde.
Doch eine Statistik bereitet der Kölner Polizei Sorgen. Dort hat sich die Zahl der gemeldeten Fälle in den ersten fünf Monaten sogar verdoppelt.
Köln – Der weitgehend abrupte Stillstand des alltäglichen Lebens ab Mitte März und die kontinuierlichen Lockerungen seit Ende April haben sich deutlich auf die Kriminalitätsentwicklung in der Stadt ausgewirkt. Das geht aus Zahlen der Polizei hervor, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegen.
Hatte die Polizei noch zu Beginn des Corona-Lockdowns ihre Streifenteams vor allem in den Nachtdiensten oft früher in den Feierabend geschickt, weil schlicht nichts los war auf den Straßen, ist die Zahl der Straftaten inzwischen in nahezu allen Bereichen wieder gestiegen. „Wir bewegen uns schon fast wieder auf Normalniveau“, bestätigte Polizeisprecher Carsten Rust.
Köln: Negativrekord bei Taschendiebstählen
Besonders deutlich wird das beim Taschendiebstahl: 675 Taten registrierte die Polizei noch im Februar – wohlgemerkt inklusive des Straßenkarnevals, wo Taschendiebe besonders häufig zuschlagen. Im April waren es nur 121 Fälle, das dürfte der monatliche Negativrekord der vergangenen Jahre sein.
Ein deutlicher Rückgang auch bei den Einbruchszahlen: Durchschnittlich zweieinhalb Taten pro Tag wurden der Polizei im April gemeldet, an manchen Tagen sogar keine einzige – im Januar waren es noch fünfeinhalb Einbrüche täglich. Zwar werden im Frühjahr grundsätzlich weniger Einbrüche verübt als im Winter, aber auch im Vergleich zum April 2019 war die Zahl im April 2020 nicht mal halb so hoch.
Corona-Krise: Häusliche Gewalt nimmt kaum zu
Vor allem die Straßenkriminalität ist ab Mitte März teils deutlich gesunken, seit Veranstaltungen verboten, Kneipen und Clubs geschlossen und die Menschen häufiger zu Hause waren.
40 Raubüberfälle im April sind weniger als halb so viele wie im April 2019. Eine weitere Entwicklung ist interessant: Experten hatten befürchtet, das als Folge der Ausgangsbeschränkungen die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt steigen könnte – das trifft in geringem Maße tatsächlich zu für den Zeitraum von März bis Mai. Im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2019 allerdings sind die Zahlen dieses Jahr insgesamt deutlich geringer – und zwar in jedem einzelnen Monat.
Eine Sache bereitet der Kölner Polizei Sorgen
Sorgen bereitet der Polizei nach wie vor das wachsende Ausmaß beim Trickbetrug am Telefon. Opfer falscher Polizisten oder von Enkeltrick-Tätern sind vor allem ältere Menschen. Insgesamt 598 solcher Taten wurden in den ersten fünf Monaten 2019 angezeigt, dieses Jahr sind es schon mehr als 1300.
Zu einem gewissen Teil führt die Polizei das auf eine gestiegene Anzeigebereitschaft der Opfer zurück, die inzwischen nicht mehr nur einfach auflegen, wenn sie den Betrug durchschauen, sondern immer häufiger auch die Polizei informieren.
Aber nicht nur die Kriminalität ist zwischenzeitlich gesunken, auch die Unfallzahlen und die Zahl der Verletzen in der Stadt und auf den Autobahnen gingen vorübergehend deutlich zurück. Allein im Mai lag die Zahl der Unfälle in der Stadt mit insgesamt 2602 um mehr als 1000 niedriger als im Mai 2019. Erst seit ein paar Wochen steigen die Zahlen allmählich wieder.
Das gleiche Bild auf den Autobahnen in und rund um Köln: Hier hat sich die Zahl der Unfälle im April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als halbiert – 402 im Vergleich zu 872. „Auf den Straßen war zuletzt insgesamt deutlich weniger Verkehr, viele Pendler waren oder sind noch im Homeoffice“, berichtet ein Beamter der Direktion Verkehr.