Parallelen zu „Herr der Ringe“Deutz-Chor wagt sich mit Weltstars an Wagner

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Stefan und Sabine Vinke spielen ein Liebespaar auf der Bühne.

Stefan und Sabine Vinke treten am 30. Juni mit dem Deutz-Chor auf.

Wer die Musik von „Herr der Ringe“ mag, muss auch Wagner mögen. Sagt der Dirigent des Deutz-Chors, der am 30. Juni ein außergewöhnliches Konzert gibt.

Die einen lieben ihn für seine Mammut-Werke. Andere Opern-Freunde versuchen immer wieder, sich mit Richard Wagner anzufreunden – und schlafen bei Inszenierungen von mindestens vier bis fünf Stunden Länge selbst dann ein, wenn der Sitzplatz noch so unbequem ist. Dass sich der Deutz-Chor nun ausgerechnet dem polarisierenden Komponisten annimmt, mutet da geradezu heldenhaft an. Denn: Der renommierte Männer-Gesangverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch solche Besucher für Wagner zu gewinnen, die bislang wenig bis gar keinen Zugang zur Opernwelt hatten.

Philharmonie Köln: „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ von Wagner neu erzählt

Mit „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ werden am Sonntag, 30. Juni, in der Kölner Philharmonie zwei romantische Rittersagen neu erzählt. Schon seit Monaten laufen die Proben für die Vorstellung um 16 Uhr, die als Konzert für die ganze Familie gedacht ist. „Wir wollen damit einen niederschwelligen Zugang schaffen – zum Beispiel auch für Leute, die gerne Fantasy-Romane lesen“, sagt Dirigent und Chorleiter Heinz Walter Florin.

Wagner habe sich den Rittersagen bis hin zu den nordischen Sagen gewidmet, was im Ring des Nibelungen gipfelte, die inhaltlich ebenso spannend und faszinierend seien wie etwa „Der Herr der Ringe“. Howard Shore, der die Filmmusik für den Kino-Erfolg komponiert hat, sei unüberhörbar von Wagner beeinflusst worden. „Im Herr der Ringe sind eindeutig Klangfarben von Wagner“, sagt Florin. So habe Shore Wagners Leitmotivtechnik übernommen, indem einzelne Figuren mit markanten melodischen Motiven versehen werden. Florin: „Man muss da nur mal an das lyrische Thema für die Hobbits denken. Wagner ist eigentlich der Vater der Filmmusik.“

Diese Wucht, die Musik erzeugen kann, soll am Sonntag auch in der Philharmonie zu erleben sein. „Wagner hat etwas Betörendes – wenn man sich drauf einlässt“, weiß Florin. Stolz sind der Dirigent und seine Sänger, dass sie für das ambitionierte Vorhaben zwei Wagner-Solisten von Weltruf gewinnen konnten: Sabine Vinke ist ehemalige Stipendiatin der Richard-Wagner-Stipendienstiftung in Bayreuth und ist neben Wagner auch mit Arien und Liedern von Guiseppe Verdi, Richard Strauss und Wolfgang Amadeus Mozart auf vielen Bühnen im In- und Ausland präsent.

Ihr Ehemann Stefan Vinke trat als Heldentenor schon bei den renommiertesten Opernhäusern der Welt, ob in Wien, London oder New York auf. Bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth ist sein Name ebenso bestens vertraut. Bariton Achim Hoffmann wird zudem in der Erzählerrolle die beiden Rittersagen präsentieren.

Der Deutz-Chor steht auf der Bühne.

Der Deutz-Chor, hier bei einem vorweihnachtlichen Konzert 2022 im Gürzenich, zählt zu den renommiertesten Chören Kölns.

Für die rund 90 Sänger des Deutz-Chors bedeutet das Wagner-Konzert einen weiteren Höhepunkt des bisherigen Schaffens. 1946 als Werkchor gegründet, zählt das Ensemble zu den größten und bedeutendsten Männerchören weit über die Stadtgrenzen hinaus. Vizepräsident Helmut Müller blickt voller Vorfreude, aber auch mit etwas Anspannung auf den kommenden Sonntag: „Wir haben schon die achte Sinfonie von Gustav Mahler oder Verdis Nabucco auf die Bühne gebracht, aber Wagner ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung.“

Konzertkarten kosten zwischen 29 und 59 Euro und sind unter anderem unter www.koelnticket.de oder per E-Mail unter karten@deutz-chor.de erhältlich.

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