Bemerkenswert früh fangen die Kölner Grünen an, sich mit ihrer Kandidatur für die Reker-Nachfolge zu beschäftigen. Drei Namen stehen im Raum.
Drei KandidatenDie Kölner Grünen beginnen, sich mit der Oberbürgermeister-Kandidatur zu befassen
Mehr als zweieinhalb Jahre vor der Kommunalwahl fangen die Kölner Grünen bereits an, sich mit der Frage zu beschäftigen, wer als Kandidatin oder Kandidat für die Nachfolge von Henriette Reker (parteilos) infrage kommen könnte. Und zwischen den Zeilen kristallisieren sich bereits mögliche Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt der Oberbürgermeisterin heraus.
Die Parteispitze setzt das Thema nun früh auf die Agenda. Denn im Jahr 2025 stehen große Herausforderungen an: Der OB-Wahlkampf wird für die Grünen aufwendiger als bei den vergangenen Kommunalwahlen, die beiden Wahlkämpfe für Reker finanzierte und organisierte in weiten Teilen die CDU. Jetzt steht die aussichtsreichste eigene Kandidatur für die Kölner Grünen bevor. Um finanziell entsprechend vorbereitet zu sein, werden bereits in diesem Jahr Rücklagen gebildet.
Kölner Grüne bilden Kommission, um den besten Kandidaten zu finden
Eine weitere Herausforderung: Die Partei ist in den vergangenen Jahren schneller gewachsen als jede andere in Köln. Eine für die Grünen erfreuliche Entwicklung, die aber auch Ungewissheiten mit sich bringt – vor allem, wenn jede wegweisende Entscheidung von einer Mehrheit der Parteibasis abgesegnet werden muss. Niemand weiß, wie mögliche OB-Kandidaten bei der Basis ankommen werden, denn viele der Mitglieder haben noch nie an Abstimmungen teilgenommen.
Um gut vorbereitet zu sein, hat die Parteispitze nun einen Prozess angestoßen, der an eine vergleichbare Entwicklung im Jahr 2014 angelehnt ist und damals in der Unterstützung Rekers mündete. In den kommenden Wochen stellen die Parteichefs Katja Trompeter und Stefan Wolters eine Kommission zusammen, die etwa zum Jahreswechsel eine Kandidatin oder einen Kandidaten vorschlagen soll. Das Gremium wird neben Trompeter und Wolters aus Fraktionschefin Christiane Martin und Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer bestehen, außerdem sollen, wie zu hören ist, „gut vernetzte“ Kölner Abgeordnete aus Landtag und Bundestag in dem Gremium vertreten sein. Unklar ist bislang, ob und inwiefern man die amtierende Oberbürgermeisterin Reker beratend in den Prozess involvieren wird.
Sven Lehmann und Katharina Dröge haben kein Interesse am OB-Amt
Bei der Mitgliederversammlung im Mai soll das Gremium der Partei vorgestellt und von ihr gewählt werden. Damit wäre der erste Schritt getan. Mit dem Ablauf versucht die Parteispitze, eine möglichst hohe Kontrolle über den Entscheidungsprozess zu haben – trotz der basisdemokratischen Art und Weise, in der die Grünen ihre Kandidatur aufgrund der Parteistatuten entwickeln müssen. „Die Frage treibt schon jetzt viele um“, ist aus grünen Führungskreisen zu hören.
Es gilt als unwahrscheinlich, dass ein Mitglied der Kommission für die Kandidatur selbst infrage kommt. Insofern ist es denkbar, dass die ersten möglichen Kandidaten bereits im Mai ausgeschlossen werden können. Ohnehin ist das Feld der möglichen Kandidaten überschaubar, denn das Profil ist anspruchsvoll. Ein klarer Köln-Bezug ist Voraussetzung, Verwaltungserfahrung ebenfalls gewünscht, charismatisch soll die Figur auch sein. Am liebsten soll die Kandidatin oder der Kandidat für die Diversität der Partei stehen, eine weibliche Kandidatur wird tendenziell präferiert.
Letztlich muss außerdem die Person selbst Interesse an der Kandidatur haben – bei Sven Lehmann (Staatssekretär im Bundesfamilienministerium) und Katharina Dröge (Fraktionschefin im Bundestag) ist dies nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht der Fall. Obwohl die Grünen favorisiert sind, wird ein enger Wahlkampf mit Stichwahl erwartet. Deswegen soll es jemand werden, der auch im bürgerlichen Lager Sympathien gewinnen kann. Aus der Ratsfraktion kommt – Stand Februar 2023 – niemand ernsthaft infrage.
William Wolfgramm, Dörte Diemert und Berivan Aymaz als Optionen?
In Parteikreisen kursiert derzeit der Name William Wolfgramm. Der Klimadezernent ist seit 2015 bei der Stadt tätig, leitete von 2018 bis 2021 das Amt der Oberbürgermeisterin, ist nun zuständig für das grüne Kernthema und inzwischen auch Parteimitglied. Er gilt als charismatisch und kann Erfahrungen in der Verwaltung und einen klaren Bezug zur Stadt nachweisen. Als weitere Kandidatin gilt Kämmerin Dörte Diemert, die der Partei auch nahesteht und in den vergangenen Jahren in Stadtrat und Verwaltungsspitze für ihre finanzpolitische Expertise geschätzt wurde. Auch mit Berivan Aymaz, der nordrhein-westfälischen Landesvizepräsidentin, setzt man sich auseinander. Von den drei Kandidaten wäre es wohl am kompliziertesten, sie von ihrem aktuellen Posten loszueisen und in einen Wahlkampf zu schicken, dessen Ende ungewiss ist. Manch einer fühlt sich durch jedoch durch die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner ermutigt: Sie stürzte sich von der komfortablen Position als stellvertretende grüne Fraktionsvorsitzende im Bundestag ins lokale Geschehen – mit Erfolg.
In der Fraktion ist nicht jeder glücklich damit, dass der Prozess schon zweieinhalb Jahre vor der Wahl beginnt. Man hofft, dass die Zusammenarbeit mit Reker, die in den vergangenen Monaten atmosphärisch ohnehin schwieriger wurde, nicht unter dem Prozess leidet. Immerhin ist dieser, wie zu hören ist, mit der Oberbürgermeisterin abgestimmt. Bislang gebe es keinen Dissens, heißt es.