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Trotz Corona-LockdownDie Hälfte der Kölner Kinder geht regelmäßig in die Kita

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Die Kitas sind im Lockdown gut besucht.

Köln – Die Schulen bleiben bis Mitte Februar zu. Für die Kitas gelte das „analog“, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündet. In NRW aber gilt das nicht: Eltern von Kita-Kindern entscheiden eigenverantwortlich, ob sie ihre Kinder in die Kita schicken. Was das bedeutet, offenbart ein Blick in die Kitas: In Köln sind diese mitnichten leer und die Zahl der Eltern, die ihre Kinder bringen, steigt: Nach Angaben der Stadt gehen in Köln etwa 45 Prozent der Kinder in Kitas oder Tagespflegeeinrichtungen. Tendenz weiter steigend. „In einer Kita unseres Kita-Verbandes waren es in dieser Woche an einem Tag sogar 72 Prozent“, berichtet Beate Robie, Leiterin der Kinderarche, einer von zehn Einrichtungen des Evangelischen Kita-Verbandes Köln-Nord.

Volle Besetzung bei vielen Kölner Tagesmüttern

In der Kindertagespflege sieht es noch mehr nach Normalität aus. Bei vielen Tagesmüttern werden alle Kinder gebracht: „Ich betreue fünf Kinder, aktuell kommen vier regelmäßig“, sagt Marion Ackermann aus Worringen. Ähnliches berichtet eine andere Tagesmutter, die im Rechtsrheinischen arbeitet: In der Regel würden alle fünf Tageskinder gebracht.

Die Kölner Kitas haben einen Brief von NRW-Familienminister Joachim Stamp an alle Eltern verteilt, in dem dieser appelliert, die Kinder zuhause zu lassen. „Mehr als appellieren können wir auch nicht“, sagt Robie. Dass es immer mehr Kinder werden, hat auch damit zu tun, dass sich die, die ihre Kinder zuhause lassen, sich zunehmend fragen, warum sie das tun sollen, wenn es immer mehr andere nicht tun.“ Es gebe – anders als in der ersten Welle – Ermüdungserscheinungen, sagt Robie. Gerade in kleinen Wohnungen lägen die Nerven blank. „Wobei sich die meisten Familien wirklich extrem bemühen, Lösungen zu finden und das Angebot möglichst wenig in Anspruch nehmen.“

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Zusätzliche Krankentage helfen Eltern nur bedingt

Das Problem liegt ihrer Meinung nach auch weniger bei den Eltern als bei den Arbeitgebern, die derzeit mehr Druck machten als noch im ersten Lockdown und von Eltern erwarteten, dass sie zwischen Homeschooling und quengelnden Kleinkindern perfekt funktionieren. Dabei sei Homeoffice mit Kleinkindern die Quadratur des Kreises. „Es ist schlicht nicht möglich, mit drei kleinen Kindern über so viele Wochen im Homeoffice zu arbeiten“, erläutert Theresa Kamp, deren Zwillinge (1) und der Sohn (4) in eine städtische Kita gehen. Auch die Inanspruchnahme der zehn zusätzlichen Krankentage je Elternteil ist für viele nicht die Lösung: Sich etwa mit ihrem Mann abwechselnd frei zu nehmen, sei für sie als Aufnahmeleiterin mit Meetings und Drehs nicht praktikabel, sagt Kamp. „Dann kann ich meinen Job an den Nagel hängen.“

Mehr Flexibilität beim Arbeitgeber

Eine andere Mutter berichtet, dass auch Kollegen ohne Kinder belastet seien. „Wenn ich die freien Tage für die Kinderbetreuung nehme, müssen diese die komplette Arbeitslast zusätzlich übernehmen.“ Von dem oft geringen Verständnis der Arbeitgeber ganz zu schweigen. „Gut wäre ein pragmatisch reduzierter Anspruch der Arbeitgeber und mehr Flexibilität, etwa indem man Konferenzzeiten auf Eltern abstimmt“, meint Robie.

Volle Kitas bedeuten Infektionsrisiken für die Kinder und eben auch für die Erzieherinnen, die vielerorts im Kontakt mit den Kleinen ohne Maske arbeiten. Dem Vernehmen nach plant die Stadt daher eine neue Teststrategie für Kitas, die in Kürze vorgestellt werden soll.

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Neben den voller werden Kitas wird die Stimmung gereizter zwischen den Eltern, die ihre Kinder daheim lassen, und denen, die sie in die Kita schicken. Jeder beäugt den anderen, vergleicht die Belastungssituation: „Man traut sich das kaum mehr zu sagen, dass man die Kinder bringt. Dabei hat man es sich ja auch nicht leicht gemacht“, sagt Kamp.

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Christina Fischer, die eigentlich anders heißt, hat ihre Tochter seit Beginn des Lockdowns im Homeoffice zuhause betreut, obwohl ihr die Sechsjährige leid tut. Jetzt hat sie ihre Tochter für die nächste Woche angemeldet: „Die Strecke ist zu lang. Sie braucht dringend Kontakt mit anderen Kindern.“

Tagesmütter fühlen sich allein gelassen

Indes haben viele Tagesmütter häufig selbst ein Betreuungsproblem: Während die Kitas die Betreuungszeiten um zehn Stunden pro Woche reduzieren dürfen, gilt das für Tagespflegeeinrichtungen nicht. „Wenn die Tageskinder abgeholt wurden, muss ich mich hetzen, um mein eigenes Kind aus der Kita abzuholen, weil die jetzt früher schließt. Zuhause wartet mein Zwölfjähriger, der den halben Tag allein zu Hause sitzt und am Distanzunterricht teilnimmt“, sagt die Tagesmutter aus dem Rechtsrheinischen. Sie fühle sich von der Landesregierung „allein gelassen“. Ebenso wie Marion Ackermann: „Den Eltern ist nicht zuzumuten, im Homeoffice zu arbeiten, wenn sie ihre kleinen Kinder betreuen. Das kann ich gut verstehen. Aber uns Tagesmüttern ist zuzumuten, fünf Tageskinder zu betreuen und uns nebenher um die eigenen Kinder zu kümmern oder im Homeschooling zu begleiten.“

Vor dieser Herausforderung steht auch Sonja Sonntag, die als Tagesmutter arbeitet und selbst eine Tochter (12) und einen Sohn (9), der unter ADHS und Autismus leidet. „Ich kann nicht die Tageskinder betreuen und gleichzeitig meinen Sohn beim Distanzunterricht unterstützen.“ Sie würde sich wünschen, dass auch Kitas und Tagespflegeeinrichtungen schließen, wenn die Schulen zu sind.