Design-Schau„Die Passagen“ zeigt an 150 Orten in Köln Trends der Innengestaltung
Köln – Sie tragen keine Wanderschuhe, und sie haben auch nicht Santiago de Compostela im Visier. All die Menschen, die von diesem Montag an mit schmalen, orange leuchtenden Heftchen in Köln umherlaufen, sind auf Form-Suche. Sie interessieren sich für die Entwürfe all der Dinge, die unser Leben prägen und für Gegenstände samt deren spezieller Beschaffenheit oder Farbgebung, die unsere Wohnbereiche ausmachen.
Die Passagen
Die Passagen, Deutschlands größte Design-Schau, und der Event Design/18/12 findet zeitgleich zur Internationalen Möbelmesse (IMM Cologne) vom 15. bis 21. Januar statt. An rund 150 Orten der Stadt werden aktuelle Tendenzen im Bereich Interior Design gezeigt.
Die Programmhefte mit inhaltlichen Erläuterungen und Lageplänen, dem gesamten Rahmenprogramm und den Hinweisen auf die Cocktailabende gibt es gratis an allen Veranstaltungsorten und im Netz.
In den zurückliegenden Jahren pilgerten zeitgleich zur Internationalen Möbelmesse (IMM Cologne) in den Deutzer Messehallen jeweils rund 150 000 Menschen zu den Passagen, wie sich Deutschlands größte Designausstellung nennt. Bei der nunmehr 29. Ausgabe der Passagen hat deren Begründerin, die Kölner Kulturmanagerin Sabine Voggenreiter und ihr Büro mehr als 150 spannende Orte (2017 waren es knapp 190 Ausstellungsorte) an den Start gebracht: Einrichtungshäuser wie Pesch oder das Teppichhaus Ten Eikelder; Galerien wie Ampersant Kaune (Qvest Hotel) oder Fiebach, Minninger; Design- und Architekturstätten wie die Designpost in Deutz, Gastronomiebetriebe wie das Café Fridolin und viele mehr.
Newcomer: Markthalle im Belgischen Viertel und Baustoffhändler in Zollstock
Mit der neuen Markthalle im Belgischen Viertel, wo der Kölner Keramiker Frank Schillo einerseits Gebrauchsgegenstände, aber auch seine spektakulären Skulpturen ausstellt, oder dem Zollstocker Baustoffhändler Faßbender Tenten, wo beispielsweise ein wohngesunder Lehm-Designputz zu sehen ist, sind nur zwei der Newcomer bei den Passagen erwähnt.
Auffallend ist die gewachsene Zahl an teilnehmenden Hochschulen – insgesamt 14. So bestücken Studierende der Detmolder Schule für Architektur den Kirchenraum von St. Michael am Brüsseler Platz mit verspiegelten Objekten. Der Kunstverein Kölnberg präsentiert Studierende von gleich vier Hochschulen (Coburg, Kaiserslautern, Mainz, Stuttgart) , die sich mittels einer Rauminstallation mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs Space auseinandersetzen.
Raum, und zwar in besonderen Maße, ist auch das Thema zweier Passagen-Teilnehmer, die ein Phänomen aus den USA aufgreifen, das inzwischen auch hier immer populärer wird: die Tiny House-Bewegung. Bewohnbare Winzlinge sind sowohl bei Jack in the Box (Koblenzer Straße 11) als auch am Gottesweg 87 zu bestaunen.
„Garten Eden 3.0“ in der Kirche Johannes XXIII.
Zum dritten Mal trägt Stoffdesignerin Claudia Warda mit ihrem Projekt Design/18/12 zu einer Erweiterung der Passagen bei, indem sie in den Stadtteilen Sülz, Klettenberg und Zollstock an 16 Orten insgesamt 30 Aussteller bewogen hat, innovative Wohnaccessoires oder Kleinmöbel vorzustellen. Zugleich finden bis einschließlich Sonntag Vorträge, Lesungen, Performances und Konzerte statt – unter anderem eines mit Jazz-Pianist Martin Sasse im Freiraum und eines mit Sasses Tochter Katharina, der mehrfachen Bundespreisträgerin bei „Jugend musiziert“ in St. Nikolaus (Nikolausplatz 17). Als weitere Kirche ist St. Pius (Gottesweg 14) erstmals mit dabei. Dort zeigt die Kölner Fotografin Carolin Schlüten ihre auf vier Kontinenten aufgenommenen Porträts von Heranwachsenden.
Eine weitere Kirche dürfte im Rahmen von Design/18/12 mit einem Highlight aufwarten: „Garten Eden 3.0“ nennt sich das Werk, das die Gartenmanufaktur Schmidt in der kubistisch anmutenden Betonarchitektur der Kirche Johannes XXIII. (Berrenrather Straße 127) installiert hat. Zugleich wird dort unter dem Motto „Wandeln auf wandelbarem Glück“ ein farbiges Mosaik aus zusammensteckbaren Schafwollteppich-Modulen zu sehen sein. Das Konzept stammt von dem schwedischen Floristen Per Benjamin.
Passagen-Dichte in Ehrenfeld besonders hoch
Guten Mutes, dass es gelingen wird, „den Ebertplatz kulturell hochzufahren“, ist Passagen-Initiatorin Sabine Voggenreiter aufgrund der Tatsache, dass sich dort die Mieter zusammengeschlossen haben und während der Passagenwoche zu Ausstellungen, Konzerten und Interventionen einladen. Spannend dürfte an diesem Ort auch der Blick ins „Labor“ werden, wo der Kölner Designer Wolfgang Laubersheimer seine Neon- und Lichtobjekte zeigt.
Neben Belgischem Viertel, Rheinauhafen sowie den Ringen ist die Passagen-Dichte in diesem Jahr in Ehrenfeld besonders hoch: In der Plattenhalle (Christianstraße 82) zeigen mehr als 20 junge, freie Designer Entwürfe und Ideen jenseits des Mainstreams. Neben dieser, von Voggenreiter kuratierten Werkshow „Designers Fair“ gibt es auch wieder den Design Parcours in Ehrenfeld mit knapp 50 Ausstellungsorten: in der Zentralmoschee kann eine Ausstellung mit Kalligraphien besucht und der vollendete Gebetsraum besucht werden. Einen krassen Gegensatz bildet die Ausstellung im Dessousgeschäft Le Pop Lingerie (Geisselstraße 10), wo die Niederländerin Roxanne Brennen ihr verspielt, sinnliches und von Sexualität inspiriertes Geschirr zeigt.
20 Designer für den Passagen-Preis nominiert
Überhaupt ist die Beteiligung von niederländischen Designern groß, wie „Dutch Design“ im Salon zwei (Gutenbergstraße 2), NL-Originals (Körner Straße 46) oder das Deutsch-Niederländische Werkprojekt mit der Keramik-Alchemistin Lies Rollmann und Textilingenieurin Eva Kolb in der Freiraum-Galerie (Gottesweg 116a) zeigen.
Abgesehen von den Iconic Awards 2018, mit denen eine hochkarätig besetzte Jury am Sonntagabend im Kölnischen Kunstverein Designer für deren innovatives Interieur auszeichnen – Design, das man als Trendbarometer für die kommende Saison betrachten kann – wird am Dienstag bei den Passagen erstmalig der „Passagen Prize“ verliehen.
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Bei diesem Wettbewerb, den Sabine Voggenreiter gemeinsam mit dem Rat für Formgebung auslobt, geht es nicht nur um das Produkt als solches, sondern auch um die Art der Präsentation. Insgesamt sind 20 Designer nominiert, die ebenfalls in den Räumen des Kölnischen Kunstvereins verliehen wird. Last, but not least zeigt das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) von heute an die von der Design- und Architekturplattform Stylepark als besonders interessant prämierten Neuheiten der IMM Cologne.