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Mordfall Petra NohlKölner Kronzeuge wollte Namen vom Verdächtigen zunächst nicht nennen

Lesezeit 3 Minuten
Die Kölnerin Petra Nohl wurde in der Nacht zu Karnevalssonntag im Jahr 1988 ermordet.

Die Kölnerin Petra Nohl wurde in der Nacht zu Karnevalssonntag im Jahr 1988 ermordet.

Die Rolle des Kronzeugen im „Cold Case“-Mordfall Petra Nohl kam im Kölner Landgericht zur Sprache.

Im Mordfall Petra Nohl wurde am Montag die Rolle des Kronzeugen beleuchtet. Der hatte sich vor einem Jahr nach einem Beitrag in der ZDF-Show „Aktenzeichen XY… ungelöst“ gemeldet und den 35 Jahre alten „Cold Case“ nach Ansicht der Staatsanwaltschaft aufgeklärt. Belastet hatte er einen damaligen Bekannten Norbert K. – der heute 56-Jährige wurde im Februar dieses Jahres verhaftet.

Kölner Kronzeuge wollte Namen zunächst nicht nennen

Ein Ermittler berichtete, mit dem Zeugen kurz nach dessen Anruf beim ZDF gesprochen zu haben. Hier habe der Mann zwar vom Tattag berichtet, den Namen seines Bekannten aber zunächst nicht nennen wollen. Er habe bereits Ärger mit dem Ex-Mann seiner Lebensgefährtin und bräuchte keinen weiteren, soll der Zeuge geäußert haben. In der Folgezeit nannte er allerdings Ross und Reiter.

Der Angeklagte Norbert K. beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Der Angeklagte Norbert K. beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Einer Polizistin hatte der Kronzeuge berichtet, Norbert K. sei damals in den 1980er Jahren eine Art Alphatierchen in einer Gruppierung junger Männer gewesen. Den Verdacht, dass Norbert K. etwas mit dem Mord an Petra Nohl zu tun haben könnte, habe er früh gehabt. K. sei in der Tatnacht nach einem Diskobesuch in die gleiche Richtung gegangen. Die Tat selbst habe er aber nicht beobachtet.

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Landgericht Köln: Zeuge relativiert seine Aussagen

Bei seiner Aussage im Landgericht hatte der Zeuge frühere Angaben jedoch relativiert. So wollte er sich nicht mehr daran erinnern, von Norbert K. bedroht worden zu sein, als er ihn auf die Tat angesprochen habe. Auch hatte der Zeuge zunächst behauptet, der Angeklagte habe seine Frisur vom einen auf den anderen Tag verändert. Das wollte der Mann nun ebenfalls nicht mehr bestätigen.

Interessant erscheint die Tatsache, dass der Zeuge mehrfach davon gesprochen hatte, Petra Nohl sei „totgetrampelt“ worden. Diese Beschreibung taucht in der Anklageschrift nicht auf. Zuletzt sprach aber ein Gerichtsmediziner ebenfalls davon. Woher der Zeuge diese Erkenntnis hat, wurde bei seiner Aussage nicht deutlich. Der Mann könnte aber noch einmal im Landgericht vernommen werden.

Neues DNA-Gutachten belastet den Angeklagten

Die Anwälte des Angeklagten hatten mehrfach versucht, den Zeugen als unglaubwürdig und zwielichtig darzustellen. Fakt ist aber: Dessen DNA fand sich nicht an der Leiche von Petra Nohl. Der 54-Jährige hatte für einen entsprechenden Abgleich freiwillig eine Speichelprobe abgegeben, wie eine Polizistin am Montag bestätigte. Von Norbert K. fanden sich hingegen mehrere Spuren.

Zuletzt hatte ein neuer DNA-Treffer den Angeklagten weiter belastet. So hatte die Rechtsmedizin dessen Genmaterial an der Strumpfhose von Petra Nohl gefunden. Bisher gab es Spuren an Jacke, Arm und Fuß, die auf Norbert K. hingewiesen hatten. Weitere Untersuchungen stehen noch aus. Die Anwälte argumentierten mit zufälligen Berührungen in der Disko. Der Prozess wird fortgesetzt.