Kölns teuerstes Kulturvorhaben aller ZeitenDie wichtigsten Fragen zur Bühnensanierung
Köln – Es ist mit Abstand das teuerste Kulturvorhaben, das es je in Köln gegeben hat. 841 Millionen Euro wird es die Steuerzahler kosten, die 1957 eröffnete Oper sowie das fünf Jahre später errichtete Schauspielhaus zu sanieren und für die Zukunft herzurichten. Die Summe sei das Ergebnis jüngster Berechnungen, sie enthalte sowohl die Bau- als auch die Finanzierungskosten, teilten die Bühnen mit.
Selbst wenn in dem Betrag sicherheitshalber ein Zuschlag für alle möglichen Risiken berücksichtigt ist – wie hoch die Schlussrechnung einmal sein wird, lässt sich mit Gewissheit nicht sagen. Hinzu kommen die Ausgaben für die Ausweichspielstätten während der 2013 begonnenen, nicht vor 2023 endenden Sanierung am Offenbachplatz. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantwortet die wichtigsten Fragen zur Sanierung der Bühnen.
Wie kommt die gewaltige Summe zustande? Bisher war von viel weniger Geld die Rede, zuletzt von höchstens 571 Millionen Euro.
Reaktion von Dörte Diemert, Stadtkämmerin
„Als Kämmerin ist mir sehr an Kostentransparenz gelegen, denn nur auf Basis aktueller und nachvollziehbarer Zahlen ist eine belastbare Haushaltsplanung möglich. Das geschieht hier.“
Die Bühnen haben erstmals nicht nur die Ausgaben für die Sanierungsarbeiten einschließlich einer neuen Betriebstechnik veröffentlicht, sondern auch weitere Kosten, die den städtischen Haushalt belasten. Dazu zählen vor allem die Kreditzinsen. Für ein Dutzend Darlehen bei unterschiedlichen Banken fallen insgesamt 287 Millionen Euro an.
Das sind 50 Prozent der Baukosten. Warum machen die Zinsen einen so hohen Anteil aus?
Als Schuldner, der vor Zahlungsunfähigkeit geschützt ist, kann sich die Stadtverwaltung in der Regel zu sehr günstigen Zinssätzen Geld leihen. Im Zusammenhang mit der Opernsanierung haben die Bühnen bislang acht Kredite aufgenommen, unter anderem bei der NRW-Bank, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Europäischen Investitionsbank; weitere vier sind geplant. Einige Darlehen haben eine Laufzeit von 40 Jahren mit einem festen Zinssatz.
Reakation von Ralph Elster (CDU)
„Das ist eine neue Transparenz in den Zahlen, auch wenn sich an deren Höhe nicht wirklich etwas geändert hat. Eine neue Transparenz deshalb, weil klar dargelegt wird, was die Sanierung inklusive Zinsdienst kostet. Außerdem gibt es Klarheit über die Betriebskosten, die nun einmal in einem Neubau oder in einer generalsanierten Liegenschaft höher sind als in lange bestehenden Gebäuden.“
Der beträgt im ungünstigsten Fall 1,94 Prozent. Für andere Kredite mit deutlich geringeren Tilgungsfristen zahlen die Bühnen zwischen 0,05 Prozent und 0,86 Prozent Zinsen. Die hohen Finanzierungskosten entstehen letztlich durch die ungewöhnlich lange Laufzeit von Krediten mit einem Gesamtvolumen von 445 Millionen Euro. Die Refinanzierung erfolgt weitgehend über einen Zeitraum von 40 Jahren über die Erhöhung des Betriebskostenzuschusses an die Bühnen.
Was kostet der Spielbetrieb der Oper im Staatenhaus und des Schauspiels im Depot während der Sanierungsphase?
Reaktion Christian Joisten (SPD)
„Das ist ein Trauerspiel und ein Ende ist nicht abzusehen. Nun soll alles wieder teurer werden und auch die Betriebskosten schießen durch die Decke. Mit allen Kosten und Nebenkosten nähert sich die Sanierung der Oper der Eine-Milliarde-Euro-Marke. Es zeigt sich immer deutlicher, dass der Weg der Sanierung von Oper und Schauspiel der falsche war. Die Kölner Oper wird zum Flughafen BER des Westens.“
Bis zur geplanten Wiedereröffnung im Jahr 2023 haben die Bühnen für die Ersatzspielstätten insgesamt 113,5 Millionen Euro zusätzlich veranschlagt, 9,2 Millionen Euro pro Spielzeit. Um diesen Betrag erhöht sich der jährliche Betriebskostenzuschuss aus der Stadtkasse in Höhe von rund 60 Millionen Euro. Die Übergangsspielzeit hat 2010 begonnen.
Warum dauert die Sanierung so lange?
Reaktion von Brigitta von Bülow (Grüne)
„Die veröffentlichten Zahlen basieren auf den 554 Mio Euro, die im Juli vorgestellt wurden. Das Dilemma ist, dass es keinen Weg zurück gibt. Ich verstehe dies als Auftrag, noch sorgfältiger zu planen und ein intensiveres Controlling einzuführen. Die Kostensteigerungen machen mir nachhaltig zu schaffen – denn ich würde lieber mehr in „lebendige Kultur“ als in Beton investieren.“
Ursprünglich sollte die Premiere im neuen Opernhaus im November 2015 gefeiert werden. Wenige Monate zuvor stellte sich heraus, dass die Arbeiten wesentlich länger dauern werden. Aufgrund der maroden Bausubstanz mussten die Architekten mehrfach umplanen.
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Zudem waren mehrere Gewerke mangelhaft ausgeführt, etwa der Einbau neuer Technik. Die Sanierung wurde unterbrochen. Es folgten Verhandlungen mit etlichen Firmen sowie eine neue Generalplanung. Eine Reihe von Aufträgen muss neu ausgeschrieben werden. Derzeit geht der technische Betriebsleiter Bernd Streitberger von einem Abschluss der Arbeiten im Jahr 2023 aus.