AboAbonnieren

Discovery Art Fair in KölnDas Staunen über die weißen Riesenbabys ist groß

Lesezeit 3 Minuten

16 weiße Riesenbabys am Eingang: die Installation „Birth of Niemand“ von Viktor Frešo

Köln – Weiße Riesenbabys schauen beleidigt drein. Wie Kunstwächter empfangen die 16 überlebensgroßen Figuren der Installation „Birth of Niemand“ von Viktor Frešo die Besucher am Eingang. Das Staunen ist angesichts dieser überproportionalen Gleichförmigkeit mindestens genauso groß. Da muss man den Kopf erst einmal in den Nacken legen, um das Werk zu erfassen – eine Mischung aus der chinesischen Terrakotta-Armee und den fürchterlichen Babys aus Terry Gilliams Dystopie „Brazil“.

100 Aussteller aus 18 Ländern

Auf der Discovery Art Fair in den X-Post-Hallen im Agnesviertel präsentieren die Veranstalter etwa 100 Aussteller aus 18 Ländern – darunter zwölf Galerien aus Köln. Mehr als ein Drittel stellen zum ersten Mal im Rahmen einer Kunstmesse im Rheinland aus. Auch der österreichische Künstler Tom Lohner mit der Galerie Bakerhouse setzt erstmals einen Fuß auf den deutschen Kunstmarkt. „Für uns ist es wichtig zu erfahren, wie die Kunst in Deutschland ankommt. In unserem Preissegment zwischen 1000 und 8000 Euro ist es schwer, auf die großen Kunstmessen zu gehen. Hier wollen wir erst mal den Markt abtasten.“

Tom Lohner aus Österreich malt vor den Augen der Besucher.

Der Künstler steht mit einem Pinsel in der Hand vor einer Leinwand. Im Laufe der Messe entsteht das Kunstwerk direkt vor den Augen der Besucher. An diesem letzten Messetag hat er noch sieben Stunden Zeit. Zu seinen Sammlern gehören Musikgrößen wie Alice Cooper, Maroon5 und die Foo Fighters. Der Künstler selbst verortet seinen Stil irgendwo zwischen Art Déco, Mickey Mouse und Tim Burton.

Qualität für den kleinen Kunstgeldbeutel, so lautet hier die Devise. „Für Familien ist das super. Bevor man zu Ikea fährt, kann man hier Schönes finden. Die Bilder sind nummeriert und unterschrieben“, sagt Lohner. Der Besucher kann schon für weniger als 100 Euro Miniaturbilder kaufen. Die Höchstgrenze liegt bei etwa 10000 Euro.

Pippi Langstrumpf fliegt durch auf der Discovery Art Fair die Halle.

Frische, neue Kunst: Das können aufstrebende Künstler sein, beispielsweise Absolventen wie Emil Sorge von der Düsseldorfer Kunstakademie. Oder Künstler, deren Karriere einen Knick erfahren hat, und die sich wieder an den Markt herantasten wie Pop-Art-Künstler Jürgen Kuhl. „Solche Leute mögen wir“, sagt Galeristin Patricia Corboud von der Wesselinger HLP-Galerie.

Das könnte Sie auch interessieren:

Besucher Ingo Trommer hat gerade bei Galerist Markus Diede ein Miniaturbild im Pop-Art-Stil von Jan Petersen für 59 Euro erworben. „Ich suche nach Künstlern, die man sonst nicht so kennt, und das zum kleinen Preis“, sagt der Düsseldorfer, der auch regelmäßig die Art Cologne besucht. Auch Christian Ernst und Sohn Fabian sind erfahrene Kunstmessengänger und -käufer und heute auf der Jagd nach Kunst-Schnäppchen. „Wir suchen ein Geschenk für meine Frau und haben schon ein Bild für 350 Euro im Visier, auf dem eine Frau mit einem Hund zu sehen ist“, so Ernst.

„Kunst muss dekorativ sein“

Erfolg habe heute diejenige Kunst, die auch dekorativ sei, so Kurator Peter Funken. „Es gibt unglaublich viele Spielarten von Neo-Pop“. Diesen Trend greifen die Veranstalter auf. Neben zahlreichen Skulpturen, Fotografien und Gemälden fällt die hohe Anzahl an Werken auf, die vom Pop-Art-Stil inspiriert sind. „Wir wollen damit auch gerade junge Menschen ansprechen, die noch Berührungsängste haben, Kunst zu kaufen“, sagt Pressesprecherin Linda Cerna.

Wer ein Kunstwerk erwerbe, sei im nächsten Jahr mit größerer Wahrscheinlichkeit auch wieder auf künstlerischer Entdeckungstour unterwegs.