Jüdischen KulturtageKölner Synagoge wird zum künstlerischen Schauplatz
Köln – Unter dem Motto „Zuhause – jüdisch. Heute. Hier“ starten am 31. März zum fünften Mal die Jüdischen Kulturtage Rhein-Ruhr: In Köln finden 20 Veranstaltungen in 14 Tagen statt.
Das Festival präsentiert einen Querschnitt der jüdischen Kunst und Kultur in NRW: Literatur, Theater, Kunst und Musik, wobei der Schwerpunkt in Köln dieses Jahr auf Musik und insbesondere auf den Kompositionen der Offenbach-Familie liegt. „Jüdische Kultur wird immer mit Klezmer oder dem Holocaust in Verbindung gebracht“, sagt Ruth Schulhof-Walter, die Hauptorganisatorin der Kulturtage.
Kunst und Kultur junger jüdischer Künstler im Vordergrund
Das sei für die zweite Generation nach dem Holocaust zwar auch wichtig, bilde aber die jüdische Kultur nicht vollständig ab. Kunst und Kultur junger jüdischer Künstler stehen also im Vordergrund. Allen ist gemeinsam, dass sie sich mit der Frage nach dem „Zuhause“ beschäftigen. Dieses Jahr sind erstmals auch zwei Veranstaltungen mit politischem Inhalt mit im Programm: Passend zum Jacques-Offenbach-Jahr gehen die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion im WDR-Funkhaus der Frage nach, ob der ursprünglich jüdische Kölner Komponist erst durch seine Konversion zum Katholizismus erfolgreich werden konnte. In der WDR-Dokumentation „Unsere Vertreibung 1968“ geht es außerdem um die Ausgrenzung jüdischer Mitbürger in Polen.
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Daneben warten die Kulturtage vor allem mit viel Klassik auf: Der Pianist und Dozent an der Hochschule für Musik, Alexander Zolotarev, spielt am 1. April mit Elisaveta Blumina und Vadim Tschijik in der Fritz-Thyssen-Stiftung „Juwelen der Jüdischen Klassik“ mit Kompositionen von Jospeh Acron, Ernest Bloch und Leonard Bernstein. Als ein Highlight im Programm gilt die Lesung aus dem Buch „Jüdische Gauchos“ mit Schauspieler Christian Berkel – der jüdische Musiker Lucian Plessner begleitet mit seiner argentinischen Gitarrenmusik.
Die Synagoge wird zum künstlerischen Schauplatz
Auch die Synagoge selbst wird zum künstlerischen Schauplatz: Neben Konzerten feiert hier das Theaterstück „Zwischenfall in Vichy“ von Arthur Miller unter der Regie von Britta Schulamit Jakobi Premiere. Für den Eintritt in die Synagoge gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen.
Die Besucher müssen mit dem Ticketkauf ein Formular ausfüllen. Die Organisatoren hoffen, dass die Hemmschwelle hier nicht zu groß ist. Aber die Begegnung zwischen jüdischer und nichtjüdischer Bevölkerung sei in der Synagoge am direktesten und spürbarsten.
Aktuelle Strömungen der Popkultur vermisst man allerdings im Programm, das vor allem ein Angebot der Hochkultur ist. „In der Metropole Berlin gibt es eine große israelische Community, und dort gibt es Popkultur“, so David Klapchek, Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde Köln. Die Kulturtage präsentierten in erster Linie Künstler, die in Nordrhein-Westfalen zu Hause sind.