Die von den mittlerweile verstorbenen Brüdern Erwin und Manfred Kremer Kölner Werkstatt soll an die erfolgreichen Zeiten von damals anknüpfen.
Spezialisiert auf Porsche„E & M Kremer“-Geschäftsführer will Motorsport wieder aufleben lassen
Ein Drehbuchautor hätte keinen besseren Spannungsbogen erfinden können. Man schreibt das Jahr 1979, als das Kölner „Porsche Kremer Racing“-Team beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans komfortabel in Führung liegt. 16 Runden Vorsprung vor dem „Barbour-Porsche“, den unter anderem Hollywood-Schauspieler Paul Newman steuert. Dann der gerissene Keilriemen bei den Kölnern, kurze Zeit später ein weiterer.
Fahrer Don Whittington gelingt bei strömendem Regen die provisorische Reparatur, fährt mit unruhigem Motor im Schritttempo in die Boxengasse, wo sich die Mechaniker ins Zeug legen. Der Kremer-Porsche hat jetzt nur noch drei Runden Vorsprung. Dann der Schaden bei den Verfolgern, eingefressene Radmutter. Paul Newman und Co. haben verloren. Die Kölner verbuchen einen Sieg für die Geschichtsbücher.
Obwohl die Brüder verstorben sind, gibt es die Werkstatt noch
1979 gehörte zu den erfolgreichsten Jahren in den „Porsche Kremer“-Annalen. In Le Mans fuhren Bill und Don Whittington zusammen mit Klaus Ludwig einen Porsche 935 K 3 mit zwei Turboladern und 850 PS durch den Regen. Ein Kraftprotz mit aerodynamisch optimierter Karosserie, der nach Le Mans Legendenstatus erreichte und mehrfach nachgefertigt wurde.
Väter des Boliden waren die Gebrüder Erwin und Manfred Kremer, die 1962 an der Luxemburger Straße eine auf Porsche spezialisierte Werkstatt eröffnet hatten und später eines der erfolgreichsten privaten Rennteams der Motorsport-Geschichte aufbauten. Während sich Manfred um die Technik kümmerte, saß Erwin am Steuer. Weitere Kremer-Piloten hießen Bob Wollek, John Fitzpatrick oder Manfred Winkelhock. Auch viele andere Rennteams ließen sich von den Kremers betreuen.
Die Brüder sind mittlerweile verstorben, die Werkstatt gibt es aber nach mehrfachen Umzügen noch immer. Vor Kurzem hat die „E & M Kremer GmbH“ ein neues Gebäude an der Von-Hünefeld-Straße 11 in Ossendorf bezogen. Alles ist moderner und weitläufiger als im Vorgänger-Domizil gleich nebenan. Die schillernde Geschichte der Kremers wird trotzdem hochgehalten, schließlich sei das Unternehmen „viel mehr als eine Werkstatt“, so Daniel Neus, seit 2021 Geschäftsführer.
„Manfred’s engines were simply the best“, wird Klaus Ludwig in großen Buchstaben an der Wand der Werkstatthalle zitiert: „Manfreds Motoren waren einfach die besten.“ Die Messlatte liegt also hoch für das Mechanikerteam, das sich um aktuelle und historische Fahrzeuge kümmert. Einige Ikonen aus Zuffenhausen sind an diesem Nachmittag in der Halle anzutreffen: Ein 924-er bekommt ein neues Fahrwerk, ein Porsche 911 2,7 Carrera RS aus den 1970ern wird komplett restauriert.
Auch im Showroom ist ein wenig vom Geist der wilden Anfangsjahre zu spüren: Hier parken ein orangefarbener K 3 und ein K 8 Spyder, mit dem das Kremer-Team 1995 die 24 Stunden von Daytona gewann. Es ist das Lieblingsfahrzeug von Daniel Neus – „weil er mit seiner aerodynamischen Bauweise und kompromisslosen Performance große Erfolge im Motorsport eingefahren hat“, sagt er: „Der ideale Ausdruck von Technik, Kraft und Geschwindigkeit“.
Früher habe es viele Möglichkeiten gegeben, im Motorsport einzusteigen, so der 34-Jährige: „Doch im Laufe der Jahre sind die Freiheitsgrade für eigene Entwicklungen immer weniger geworden.“ Um die Chancengleichheit zu wahren, dürften nur noch Grundeinstellungen geändert werden.
Trotzdem will Daniel Neus den Motorsport nach Jahren, in denen der Werkstattbetrieb im Fokus stand, wieder aufleben lassen. Alte Porsche sollen etwa bei Rennserien historischer Fahrzeuge an den Start gehen und Kunden mit Motorsport-Ambitionen beraten und betreut werden. Daniel Neus, selbst Hobby-Rennfahrer, hat jedenfalls Ziele, die Erwin und Manfred Kremer gefallen hätten: „Wir wollen an die erfolgreichen Zeiten von damals anknüpfen.“