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Ebertplatz, Neumarkt und Co.Wie die Kölner Plätze früher aussahen

Lesezeit 8 Minuten
Taxistand Breslauer Platz

Der Breslauer Platz — im Jahr 1979 noch ein riesiger Parkplatz.

Köln – Ein Blick auf die Vergangenheit der zentralen Plätze in Köln:

Heumarkt

Der Heumarkt ist mit mehr als 16.000 Quadratmetern nach dem Neumarkt der zweitgrößte Platz der Stadt. Im Mittelalter bildete er mit dem Alter Markt zusammen einen großen Marktplatz, auf dem Händler Gemüse, Käse, Hülsenfrüchte, Fisch und Gewürze verkauften. Im südlichen Teil boten die Bauern auch Heu (hauptsächlich als Pferdefutter) an — was dem Heumarkt später seinen Namen gab.

Im Mittelalter diente der Platz auch Hinrichtungsstätte: Dort wurden Betrüger und Verräter ausgepeitscht, gehenkt und enthauptet.

Seit 1878 gehört das Reiterdenkmal von Friedrich Wilhelm II. zum Heumarkt. Im Zweiten Weltkrieg fegte die Druckwelle einer Luftmine Pferd und Reiter vom Sockel. Erst 1990 kam ein neues Reiterstandbild auf den Platz.

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Blick auf den grünen Heumarkt der 1970er Jahre.

Unsere Aufnahme zeigt den Heumarkt im Juli 1977. Der Platz war damals sehr grün, rund herum floss noch Verkehr.

Mitte der 1990er Jahre beschloss die Stadt, den Platz umzugestalten — in eine große Fläche mit Bäumen am Rand. Außerdem wurde eine Tiefgarage angelegt. Im Sommer 2001 wurde der Heumarkt neu eröffnet.

Ebertplatz

Erst diesen Sommer wurde der Ebertplatz mit der lang ersehnten Reparatur des Nagelbrunnens wiederbelebt. In den vergangenen Jahren galt der Platz als sozialer Brennpunkt, geriet er doch immer wieder in Zusammenhang mit Drogendelikten und Gewalttaten in die Schlagzeilen.

Unsere Aufnahme zeigt den Platz im März 1975. Fotografiert wurde vom Park am Theodor-Heuss-Ring in Richtung Norden, im Hintergrund sieht man den mehr als 100 Meter hohen, markanten „Ringturm“, im Vordergrund den Fußgängerweg, der von der Bushaltestelle zur U-Bahn führt.

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Das markante Hochhaus am Ebertplatz Mitte der 1970er Jahre.

Im Januar 1887 wurde der Ebertplatz als Deutscher Platz eingeweiht. Er bildete den Anfang des Deutschen Rings, dem heutigen Theodor-Heuss-Ring. 1922 bekam er den Namen Platz der Republik, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1933 zum Adolf-Hitler-Platz, nach Endes des Zweiten Weltkriegs dann wieder zum Deutschen Platz.

Erst seit März 1950 hat der Ebertplatz seinen heutigen Namen – in Erinnerung an den ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert. Seine heute bekannte und viel diskutierte Gestaltung erhielt der Platz Mitte der 70er Jahre.

Im Zuge des in den 60er Jahre begonnenen Stadtbahn-Baus in der Kölner Innenstadt entstand der große unterirdische Bahnhof. Die Mitte des Ebertplatzes wurde bei den Umgestaltungsarbeiten abgesenkt und der markante Brunnen des Künstlers Wolfgang Göddertz aufgestellt.

Neumarkt

Der Kölner „Nümaat“, der Neumarkt, ist der größte Platz in der Kölner Innenstadt. Er entstand 1076 und sollte den Alter Markt als Handelsplatz entlasten. Dazu passt sein ursprünglicher Name „in novo mercato“ (Lateinisch für „auf dem neuen Markt“). So wurden dort an Markttagen Pferde, Hühner und andere Tiere verkauft. Dazu gab es damals eine Tränke, eine Wasserpumpe und die erste Windmühle der Stadt.

Ende des 14. Jahrhunderts fanden regelmäßig Volks- und Schützenfeste auf dem Neumarkt statt. Im 17. Jahrhundert wurde er der Platz für militärische Paraden. 1768 entstand dort ein Theater, die „Deutsche Schaubühne“, das sich aber nur anderthalb Jahrzehnte hielt.

Namenswirren unter französischer Besatzung

In der Zeit der französischen Besetzung ab 1794 änderte der Platz mehrfach seinen Namen: Zunächst wurde er zum Place de la République, dann umbenannt in Place de la Liberté, dann in Place d’Armes, in Place des Victoires nach dem Sieg der Schlacht von Austerlitz, zu Napoleons Kaiserkrönung Place de l’Empereur. 1804 übernachtete Napoleon sogar für vier Nächte im Hotel Blankenheimer Hof am Neumarkt. Schließlich wurde der Name 1813 wieder in Place de la République geändert.

Im 19. Jahrhundert bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fuhr der Rosenmontagszug immer um den Neumarkt herum. Auch Weihnachtsmärkte fanden dort schon vor dem Zweiten Weltkrieg statt.

Der Neumarkt auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1900.

Schauplatz von Militärparaden und Manövern

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Ein Militärmanöver auf dem Neumarkt, circa 1880.

Unsere Luftaufnahme zeigt den Platz im Jahr 1900. Unten links ist das Bürgerhospital mit St. Cäcilien zu sehen. Am oberen Bildrand erkennt man die Kirche St. Aposteln. Zu dieser Zeit – Köln war bedeutende Festungs- und Garnisonsstadt – war der Neumarkt oft Schauplatz von Militärparaden und Manövern.

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Der Weihnachtsmarkt auf dem Neumarkt 1919.

In Haus Nummer 33 zog im Jahr 1928 eine kölsche Berühmtheit ein: Bis zu seinem Tod lebte dort Sänger Willi Ostermann mit seiner Frau. Eine Gedenktafel erinnert heute noch daran.

Breslauer Platz

Den Breslauer Platz an der Nordseite des Hauptbahnhofs gibt es erst seit 1945, vor dem Zweiten Weltkrieg reichten noch die Häuser des Kunibertsviertels noch bis an das Bahnhofsgelände heran.

Mehr als ein Jahrzehnt blieb der Platz jedoch ohne Namen. Erst 1959 wurde er nach der polnischen Partnerstadt Breslau benannt. Im Jahr 1975 schrumpfte Platz, weil der Kölner Hauptbahnhof um die S-Bahn-Gleise 10 und 11 erweitert wurde.

Unsere Aufnahme aus dem Archiv der Kölner Verkehrsbetriebe zeigt den Platz im Spätsommer 1979, als ein Großteil der Fläche als Parkplatz und Taxistand genutzt wurde.

Taxistand Breslauer Platz

Der Breslauer Platz — im Jahr 1979 noch ein riesiger Parkplatz.

Lange Zeit ohne Namen

Als Mitte der 1980er Jahre die Philharmonie und das Museum Ludwig auf der Fläche des alten Kölner Busbahnhofs am Dom gebaut wurden, entstand auf der Ostseite der neue Busbahnhof.

Für den Bau der Nord-Süd-Stadtbahn wurden Platz und U-Bahn-Station 2007 gesperrt. Die neue Haltestelle ging Ende 2011 in Betrieb und hat den Breslauer Platz mit ihren markanten dreieckigen Eingängen optisch komplett verändert.

Auch der Platz selbst wurde neu gestaltet und im März 2013 wieder eröffnet. Der Brunnen auf der Platzmitte wurde, obwohl im Vorfeld vom Stadtrat beschlossen, bei den Arbeiten vergessen und nachträglich gebaut.

Offenbachplatz

Eine mondäne Fontäne, im Hintergrund der Dom. So sah der Offenbachplatz vor der Oper im Köln 1970er Jahre aus. Die Aufnahme stammt aus dem Archiv der Kölner Verkehrsbetriebe und entstand im Mai 1976.

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Der Springbrunnen auf dem Offenbachplatz.

Benannt wurde der Platz nach dem 1819 in Köln geborenen Komponisten Jacques Offenbach. Gleichzeitig soll er an die 1938 zerstörte Synagoge an der Glockengasse erinnern, in der Offenbachs Vater Kantor war.

Bis in die 1960er Jahre hinein wurde die Fläche vor der Oper noch als großer Autoparkplatz genutzt, dann erst gab die Stadt die große Brunnenanlage in Auftrag, die vom Künstler Jürgen Hans Grümmer angelegt und 1966 eingeweiht wurde. Die Kölnern nutzten den neuen Brunnen in den Sommermonaten als Planschbecken. Der Offenbachplatz war damals eine von wenigen autofreien Flächen in der Stadt.

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Der Offenbachplatz vor der Oper und Schauspielhaus, fotografiert im Mai 1976.

Für die Sanierung von Oper und Schauspiel wurde auch der Platz Teil der Großbaustelle. Restauratoren setzten den Opernbrunnen für 180.000 Euro instand. Seit Mitte Juli 2016 sprudelt er wieder. Da sich die Arbeiten aber weiter verzögern, wird der Platz momentan kaum von den Bürgern genutzt.

Barbarossaplatz

Benannt nach dem Staufenkaiser Friedrich I., wurde der Barbarossaplatz bei seiner Eröffnung 1883 noch von zahlreichen Bäumen gesäumt. Außerdem gab es einen prächtigen Brunnen, um den der Verkehr herumgeleitet wurde. Mit dem Straßenausbau sowie dem Bau der Kölner Stadtbahn in den 1960er und 1970er Jahren hielt dort Trostlosigkeit Einzug.

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Blick in die Luxemburger Straße vom Barbarossaplatz im Jahr 1913

Unsere Aufnahme aus dem Archiv der Kölner Verkehrsbetriebe zeigt die Verlegung der neuen Gleise auf dem Barbarossaplatz im Oktober 1976. Die Kreuzung wurde zum Verkehrsknotenpunkt, an dem sich heute vier KVB-Linien (12, 15, 16 und 18), Autos, Busse, Fußgänger und Radfahrer treffen.

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Der Barbarossaplatz im Sommer 1969 — damals hielt dort auch noch die Köln-Bonner Eisenbahn.

Entstanden ist das Foto vor dem einstigen Bauhaus-Hochhaus, in dem Ende 2015 eine Rewe-Filiale eröffnet wurde. Rechts ist die Einmündung der Neue Weyerstraße zu sehen, links der Hohenstaufenring in Richtung Zülpicher Platz.

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Gleisbauarbeiten auf dem Barbarossaplatz im Herbst 1976.

Rudolfplatz

Benannt ist der Rudolfplatz nach Rudolf von Habsburg. Bevor er diesen Namen im Jahr 1883 bekam, hieß er Hahnentorplatz – nach der mittelalterlichen Hahnentorurg in der Mitte des Platzes. Durch das Tor betraten damals die in Aachen gekrönten Kaiser über die Aachener Straße die Stadt.

In der Zeit des Nationalsozialismus hieß er zwischen 1933 und 1945 Schlageterplatz, benannt nach dem hingerichteten Soldaten Albert Leo Schlageter, der durch die NS-Propaganda zur Märtyrerfigur gemacht wurde.

Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war der Platz unbebaut und das Theater am Rudolfplatz von Weitem zu sehen.

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Noch 1961 war der Rudolfplatz unbebaut und das Theater am Rudolfplatz von Weitem zu sehen.

2017 wurde die Brücke abgerissen, die jahrzehntelang die Hahnentorburg und das Areal zwischen Habsburgerring, Rudolfplatz und Pilgrimstraße verbunden hatte. Dort dominiert zurzeit die Großbaustelle für die geplanten Wall-Arkaden. Die alten Häuser wurden abgerissen, um Raum für ein neues Geschäftshaus mit Flächen für Einzelhandel und Büros.

Chlodwigplatz

Der Chlodwigplatz wurde am 1883 nach dem ersten Merowingerkönig, Chlodwig I., benannt. Vor der Severinstorburg beginnt traditionell der Kölner Rosenmontagszug.

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Der Chlodwigplatz Ende der 70er Jahre.

1884 wurden am Chlodwigplatz erste Teile des Grabmals von Lucius Poblicius gefunden. Der wohlhabende Römer hatte in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Christus für ein pompöses Familiengrabmal an der Heerstraße nach Bonn errichten lassen. Hobby-Archäologen fanden in den 1960ern etwa 70 weitere Teile, welche die Stadt Köln 1970 ihnen für rund eine halbe Millionen Deutsche Mark abkaufte. Seit 1974 steht die Rekonstruktion im Römisch-Germanischen Museum.

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Stadtbahnverkehr am Chlodwigplatz im Frühjahr 1969.

Legendär ist bis heute das Konzert von 1992. Unter dem Motto Arsch huh - Zäng ussenander! (Arsch hoch, Zähne auseinander!) waren rund 100.000 Menschen auf dem Chlodwigplatz zusammengekommen, um gegen eine Welle rassistischer Gewalttaten zu demonstrieren.

Zuletzt wurde der Chlodwigplatz im Zuge des Nord-Süd-Bahn-Ausbaus für rund 1,7 Millionen Euro umgestaltet, die Arbeiten waren 2017 abgeschlossen.

Friesenplatz

Der Friesenplatz entstand 1882, nachdem Stadtmauer und Friesentor abgerissen worden waren. Der Name verweist offenbar auf den westgermanischen Stamm der Friesen. Im frühen Mittelalter sollen friesischen Tuch- und Fischhändler großen Anteil am Handel gehabt haben.

Als die Kölner Ringe angelegt wurden, bekam der Friesenplatz eine mehr als 1.500 Quadratmeter große Gartenanlage.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Friesenviertel zum Rotlichtviertel und wurde später zum Revier der Kölner Halbweltgrößen wie Dummse Tünn und Schäfers Nas.

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Die Haltestelle Friesenplatz im Sommer 1978.

Unser Foto zeigt den Platz Ende der 1970er Jahre. Auch damals fuhr dort schon die Stadtbahn.