Szene-ClubUnderground in Köln-Ehrenfeld verschwindet endgültig
Köln-Ehrenfeld – Dienstagmorgen, kurz vor neun Uhr: Theo Richter startet den Motor seines großen Baggers hinter den schweren, blauen Metalltoren des Underground an der Vogelsanger Straße in Ehrenfeld.
Nach fast 30 Jahren ist nun der Zeitpunkt gekommen, um die in der Kölner Partyszene bekannten Gebäude endgültig abzubrechen. Die schwere Schaufel des Baufahrzeugs durchbricht mühelos die Backsteinwand eines Nebengebäudes, innerhalb der nächsten Wochen soll hier alles bis auf das Fundament entfernt worden sein.
Asbest und weitere Schadstoffe
Richter muss sorgfältig vorgehen, mit seinem schweren Gerät sortiert er fast filigran Bauteile heraus, die gesondert entsorgt werden sollen – etwa Dämmmaterial oder mit Asbest belastete Füllelemente. Über Wochen waren vorab mehrere Mitarbeiter von Subunternehmen der Firma Bauwens, die im Auftrag der Stadt den Abriss vornimmt, damit beschäftigt, die Gebäude innen zu leeren.
„Was sich im Boden darunter befindet, stellt sich heraus, wenn auch die Bodenplatte entfernt wurde“, sagt Mitch Spitzlei, der als Sachverständiger der Ingenieurgesellschaft Mull und Partner die Arbeiten auf dem ehemaligen Helios-Gelände überwacht.
Die früher in der Nachbarschaft angesiedelten Fabriken hätten einiges an Schadstoffen hinterlassen. Spitzlei: „Es ist davon auszugehen, dass der Boden stark belastet ist.“ Seine Firma hat das Rückbau- und Sanierungskonzept für das Underground-Areal erstellt, auf dem die Stadt Köln 2018 den Bau einer neuen Schule plant.
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Bei dem 46-jährigen Geologen löst der Abbruch gemischte Gefühle aus. Er kennt das Underground von Anfang an, war ab kurz nach der Eröffnung im Jahr 1988 häufig als Gast dort. „Ich habe mich freiwillig für das Gutachten hier gemeldet, so kann ich besser einen Schlussstrich unter dieses prägende Kapitel ziehen“, sagt Spitzlei.
Er hätte sich gewünscht, dass die Ehrenfelder Initiative zum Erhalt des Underground Erfolg gehabt hätte. „Auf der anderen Seite finde ich es gut, dass hier eine Schule entsteht – die brauchen wir in Köln sogar noch dringender als Orte zum Ausgehen.“
Vorbild Berliner Mauer
In seinem Freundeskreis gab es sogar Überlegungen, ob man die fast vollständig mit Graffiti verzierten Steine der Gebäude irgendwie aufheben könnte, sozusagen nach dem Vorbild der Steine der Berliner Mauer. Doch das dürfte schwierig werden, ein Teil des Baumaterials gehört der Abbruchfirma, das meiste der Stadt Köln. Ein Großteil des ehemaligen Underground soll darüber hinaus in seinen Einzelteilen wiederverwertet werden, vor allem die roten Backsteine.
Auch wenn der legendäre Party-Ort an der Vogelsanger Straße in Ehrenfeld nach Ende der Arbeit von Baggerfahrer Theo Richter endgültig Geschichte ist, der Geist des Underground-Clubs könnte auf diese Art also an anderer Stelle weiterbestehen – zumindest in seinen Einzelteilen.