Köln – „Hurra, ich bin endlich wieder auf einer Straße, auf der Menschen sind!“ Kundin Monika Dumm hat sich auf der Dürener Straße im „Anziehend“ gleich mal eine Hose gekauft. „Ich gehöre ja zur Risikogruppe und bin mir nicht ganz sicher, ob es richtig ist, rauszugehen. Aber das musste einfach sein.“
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Die Dürener Straße wirkt an diesem Montag fast wie in normalen Zeiten. Hier gibt kaum große Filialisten, sondern überwiegend kleine, inhabergeführte Geschäfte – und die durften am Montag allesamt wieder aufmachen. Wenn auch unter Vorsichtsmaßnahmen.
In sehr kleine Geschäfte darf nur jeweils ein Kunde, in die meisten drei gleichzeitig. An den Eingängen stehen Handdesinfektionsmittel, die meisten Verkäuferinnen und Verkäufer tragen Mundschutz, einige Kunden auch.
Die letzten fünf Wochen seien hart gewesen
Im Spielwarenladen „Der Rabe“ ist die Begeisterung über die Wiedereröffnung nach fünf Wochen zu spüren. Ein kleines Mädchen hat beide Hände voll kleiner Spielsachen. „Und für die Mila nehmen wir auch noch was mit“, sagt die Mutter. An solchen Tagen muss man großzügig sein.
Inhaberin Cristina Steffen, mit Mundschutz, ist begeistert: „Die Kunden kommen wieder und die Stimmung ist gut. Besonders viel gekauft wird Spielzeug für den Garten, Vorlesebücher, Puzzle und Beschäftigungsspiele. Klar, die Kinder sind ja auch noch zu Hause.“ Die letzten fünf Wochen seien hart gewesen. „Das wichtige Osterfest ist uns entgangen. Das können wir nicht wieder aufholen. Aber die Kunden wissen, dass sie hier gut beraten werden und ich hoffe, dass nicht alle beim Onlinebestellen bleiben.“ Aber dann muss sie wieder bedienen. „Unsere Angestellte ist im Moment unterwegs, die holt noch mehr Masken.“
Kunden bleiben in Kölner Geschäften auf Abstand
Mike Döpp steht ganz entspannt in seinem Einrichtungsladen Home & Design. Der große Ansturm ist hier bisher ausgeblieben. „Die Leute müssen sich wohl erst wieder dran gewöhnen, heute sind sie noch zurückhaltend.“ Er selbst hat erst einmal eine Weile gebraucht, um auszurechnen, dass drei Kunden gleichzeitig in seinem Laden sein dürfen. „Dass ich Stellfläche für Regale und Dekorationstische nicht von der Grundfläche abrechnen muss, war mir nicht klar. Obwohl da doch keiner stehen kann.“
Trotz aller Begeisterung über die wiedergefundene Einkaufsfreiheit – die Kunden bleiben auf Abstand, wie vorgeschrieben. Die Vorsichtsmaßnahmen sind an diesem Tag eines der Hauptgesprächsthemen. Viele sind vorsichtig, aber die meisten nehmen die Situation eher mit Humor. Verärgerung ist nirgendwo zu spüren. Schlangen bilden sich hier nicht.
Douglas und H&M haben noch geschlossen
So auch auf der Ehrenstraße in der Innenstadt. „Hier kam man sich vor wie in der Wüste, jetzt ist endlich wieder was los“, sagt ein Passant. Es ist zwar noch nicht alles geöffnet – die große Douglas-Filiale etwa und auch H&M haben noch geschlossen –, aber viele kleine Mode- und Geschenkeläden sind wieder da.
Bei „Kauf dich glücklich“ dürfen nur zwei Kunden gleichzeitig stöbern. „Es ist gut angelaufen, die Leute haben total Lust, sich neue Sachen anzuschauen“, sagt Personalleiterin Katharina Hein. Die Verkaufshits: Alles, was kurz und luftig ist. T-Shirts, kurze Röcke, kurze Hosen. „Der Sommer muss jetzt in den Kleiderschrank.“
Das Familienunternehmen hat die Durststrecke mit der Soforthilfe des Landes überbrückt und viel online verkauft. Aber der Kundenkontakt sei doch schöner. Die Abstände ließen sich einhalten. Es gibt ohnehin nur zwei Umkleidekabinen, da kann eine immer leer bleiben.
Modische Einwände gegen Mundschutz
Draußen vor dem Schaufenster stehen zwei Einkäuferinnen und rücken ihre Mundschutzmasken zurecht. „Sieht ja furchtbar aus, die haben gar keine Passform. Und man kann auch nicht gut atmen.“ Gegen die Masken gibt es also außer modischen Einwänden offenbar keine.
Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind unterwegs und schauen nach dem Rechten. Die schmalen Bürgersteige der Ehrenstraße sind gut gefüllt – nicht so wie in normalen Zeiten, aber große Bögen kann man hier nicht umeinander laufen. Ansonsten gehen Rad- und Autofahrer auf dieser engen Straße ihrer herkömmlichen Lieblingsbeschäftigung nach: Sie beschimpfen sich gegenseitig – soviel Normalität ist also schon wieder eingezogen.
Viele Kölner nutzen die Schildergasse zum Spazierengehen
Ortswechsel: Auf der Schildergasse sind viele Menschen unterwegs, Einkaufstüten trägt aber kaum jemand. Wie an Wochenenden zu Vor-Corona-Zeiten nutzen offenbar viele Kölner die Fußgängerzone zum Spazierengehen. Die Filialen großer Ketten haben zu – die meisten überschreiten den Grenzwert von 800 Quadratmeter. Einige Läden kündigen an, Mittwoch zu öffnen, weil sie sich noch vorbereiten wollen. Fachgeschäfte wie etwa der Haushaltsartikelladen WMF haben geöffnet.
Durch die Eingangsbeschränkungen haben sich vor zwei Geschäften längere Schlangen gebildet: Vor einem Handyladen und vor einem Sneaker-Spezialisten. Vielleicht ist das symptomatisch: Schließlich gehören Smartphones zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen in diesen Zeiten. Und nach fünf Wochen ist die Halbwertzeit eines schicken Sneaker wohl längst überschritten. Da muss dringend Nachschub her.