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Tod von Kölner Starreporter Bernd Kollmann„Er wusste immer, was eine gute Story ist“

Lesezeit 3 Minuten

Bernd Kollmann 2012

Köln – Zuletzt wollte Bernd Kollmann mich mitnehmen auf die Krebsstation in Merheim. „Was die Menschen dort leisten, ist der Wahnsinn, was für Beziehungen sie zu jedem der Patienten dort aufbauen, wie mitfühlend sie sind, diese Leute werden viel zu wenig gewürdigt.“ Bernd Kollmann dachte immer in Geschichten. Nachdem ich ein nicht nur schmeichelhaftes Porträt über ihn geschrieben hatte, das er gut fand, blieben wir in Kontakt.

Oft rief er an und schlug mir eine Geschichte vor – meistens waren es Themen aus der Welt der Wirtschaft, in der er und seine Söhne Tobias und Lucas sich bewegten, ich aber eher nicht. Als der Steuerhinterziehungsskandal um Uli Hoeness aufkam, stellte er mich dem Partner einer führenden Kanzlei vor, der aus Schwarzgeld Weißgeld macht. Ich war seinerzeit freier Journalist – die Geschichte haben mehr als 20 Zeitungen gekauft.

Riecher für gute Storys

Bernd Kollmann wusste genau, was eine gute Story ist. Viele seiner Fotos und Geschichten lagern noch im Keller seiner Villa im Hahnwald – so hat er während der Fußball WM 1974 holländische Fußball-Nationalspieler fotografiert, die in Köln eine hübsche Kellnerin mutmaßlich sexuell belästigten. Womöglich lag es auch am Machismo der Zeit; Kollmann sagte, dem „Express“ sei eine Veröffentlichung schlicht zu heikel gewesen.

Fotograf wollte er werden, nachdem er mit 16 Adenauer und Kennedy bei einem Staatsempfang in Godesberg fotografiert hatte. Er wusste da auch schon, dass er „nie Pass- und Familienfotos machen“ wollte. Pragmatisch war er, geradlinig, und mit einem feinen Instinkt ausgestattet. Als junger Foto-Reporter deckte er einen Klingelpütz-Skandal auf und gewann dafür den begehrten Wächter-Preis, später verkaufte er Fotos von der Schleyer-Entführung für viele Tausend Mark.

Als er den „Express“ verließ, um mit Fotos von Besuchern der Wildwasserbahn im Phantasialand Millionen zu verdienen, „habe ich meine große Liebe verraten“, erzählte er, „aber ich bin dem Phantasialand immer wieder fremd gegangen“. Er fotografierte für „Die Welt“ und gab Fotos auch immer wieder an Freunde von „Express“, Stadt-Anzeiger und Rundschau.

Bilder von Michael Jackson mit einem Jungen

Michael Jackson hatte Kollmann auf der Wildwasserbahn zufällig mit einem Jungen abgelichtet, den der Superstar sexuell missbraucht haben soll. Der „Stern“ bot 3000 Mark, Kollmann handelte 50.000 aus, musste aber am nächsten Tag auf 30.000 runtergehen, weil er das Foto auch Kollegen von der Rundschau gegeben hatte.

Wenn wir uns trafen, um über Geschichten zu reden, lud er mich oft in ein italienisches Restaurant ein. Bernd Kollmann liebte Maßanzüge, gutes Essen, Weißwein, Light-Zigaretten. Er war Gentleman und Bon Vivant. Als er die Krebsdiagnose erhielt – die Metastasen hatten schon gestreut – bewahrte er Haltung, ich habe ihn nie anders erlebt.

„Ich muss das akzeptieren“

„Ich habe immer gelebt, geraucht und gern was getrunken“, hat er gesagt. „Ich muss das akzeptieren, und bin wahnsinnig froh, dass meine Kinder für mich da sind.“ Seine Söhne waren sein Stolz und Rückhalt. Lucas, einer der jüngsten Investmentmanager seines Ranges in Europa, nahm sich in den vergangenen Monaten immer wieder frei und begleitete seinen Vater zu Therapien.

Während der Chemotherapie kam Bernd Kollmann mit Schwindel ins Restaurant – und bestellte demonstrativ ein Glas Weißwein. „Schmeckt wie Essig, ekelhaft.“ Er hat den Wein dann stehen lassen und von der nächsten Geschichte erzählt.