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„Gute Zeit haben, Kopf ausschalten“Festival „Cologne Music Week“ will Stars von morgen entdecken

Lesezeit 4 Minuten
Eine Sängerin auf der Bühne

Ein Konzert bei einer früheren Ausgabe des Festivals

Die Cologne Music Week dient jungen und neuen Musikern als Sprungbrett in die Szene. Was den Besuchern besonders wichtig ist.

Auch wer auf den großen Festivalbühnen der Republik spielt, hat einmal ganz klein angefangen. Die Stars von morgen bekannt machen – das ist der Anspruch und das Ziel der „Cologne Music Week“. Die diesjährige Ausgabe startet am Mittwoch, 23. Oktober, und endet am Samstag, 26. Oktober. Dann werden im Stadtgarten, im Club Jaki und im Club Gewölbe am Westbahnhof Künstlerinnen und Künstler auftreten, die jung und neu im Musikgeschäft sind.

Den richtigen Riecher für die aufstrebenden Musikerinnen und Musiker muss Chris Heide für den Job haben: Der Booker ist seit etwas mehr als einem Jahr zuständig für das musikalische Programm von c/o pop, die immer im April stattfindet, und die Cologne Music Week (CMW) im Oktober. „Bestenfalls buchen für die CMW die Künstlerinnen, die in ein paar Jahren die Arena füllen und die bewiesen haben, dass sie viel Talent haben. Der Druck besteht darin, dass man die Artists möglich früh entdeckt und möglichst früh bucht, sodass sie auch für die c/o pop infrage kommen“, so der 27-Jährige. Das klappt nicht immer. „Es kann noch ein viraler Hit kommen oder es passiert gar nichts, das ist ein bisschen wie ein Pokerspiel.“

Ein Musiker auf der Bühne mit Publikum

Eindrücke vergangener Ausgaben der Cologne Music Week

Cologne Music Week: Musikerinnen und Musiker als nahbare Personen erleben

Daher achtet Heide darauf, dass die Künstler zum Frühjahr hin eine Single- oder Albumveröffentlichung planen. Ein professionelles Umfeld müssen sie zudem bereits um sich herum aufgebaut haben, zumindest in Ansätzen. „Manche haben eine Booking-Agentur, da gibt es schon ein Management und teilweise schon ein Label an der Seite. Bei anderen fängt das gerade an. Auch ein regionaler Fokus ist uns wichtig“, sagt Heide. Diesen Weg vom Newcomer- zum großen Festival-Act ist zum Beispiel der Musiker Berg oder Souly gegangen. Berühmte Bands wie AnnenMayKantereit, Moderat oder Roosvelt spielten lange vor ihrem Durchbruch auf der Bühne der c/o pop.

Ein Festival von jungen für junge Leute: Worauf kommt es den 16- bis 26-Jährigen an, wenn sie zum Konzert gehen? „Das sind social-media-affine Personen, die die Musiker auf Social Media entdecken. Sie wollen den Kopf ausschalten, eine gute Zeit mit ihren Freunden verbringen“, sagt Heide. Sie achteten weniger darauf, ob auf der Bühne etwa eine fünfköpfige Band spielt, die professionell ihre Instrumente beherrscht: Sie wollen Künstlerinnen und Künstler vielmehr als nahbare und authentische Personen erleben. Das Konzert soll eine Art Gemeinschaftsgefühl stiften, so Heide.

Das junge Publikum greift zum Smartphone, um das Konzert festzuhalten.

Das junge Publikum greift zum Smartphone, um das Konzert festzuhalten.

Dem jungen Publikum seien auch Themen wie Barrierefreiheit und Awareness wichtig, sagt Rina Cremer vom Festival-Marketing. Awareness bedeutet, dass die Konzerte ein sicherer Ort sein sollen, der frei von Diskriminierung und anderen Belästigungen ist. „Wir achten nicht nur darauf, dass Menschen im Rollstuhl oder seheingeschränkte Menschen einen besseren Zugang zum Festival erhalten, sondern dass wir unsere Infos im Internet in leichter Sprache aufbereiten“, sagt Cremer.

Cologne Music Week: Line-Up und Abschlussparty im Stadtgarten

Wer ist denn dieses Jahr dabei? Am Mittwoch liegt ein Fokus auf Indie-Pop. Paula Engels aus Düsseldorf macht den Start um 20.30 Uhr im Stadtgarten. Im Anschluss tritt das Hamburger Kollektiv „Tooloudfortheroom“ auf. Der Kölner Carlo 5 spielt um 21.15 Uhr im Gewölbe und kann bereits zwei verkaufte Shows im Artheater in Ehrenfeld vorweisen. Am Donnerstag ist Konferenztag: Menschen aus der Musikbranche kommen zusammen, um über popkulturelle Entwicklungen zu sprechen, es finden auch Workshops statt.

Musikalisch legt der Donnerstag einen Fokus auf Hip-Hop mit dem Düsseldorfer Rapper Boondawg. „Er ist einer der aufstrebendsten Künstler aus der Region, der nächstes Jahr für große Hip-Hop-Festivals gebucht wurde.“ Weitere Künstler sind Jassin (Freitag), Tape Head & Noni, Xena, OG Lu aus Frankfurt, Skuth, Fyne und viele andere. Der Samstag steht dann im Zeichen der elektronischen Musik: der Rave-Tag mit der „30 mal 3 Party“-Abschlussparty im Stadtgarten ab 23.30 Uhr. „Da steuern 30 DJ-Teams aus Köln und Umgebung, ob von 1Live, Cosmo oder der Sparkasse Köln/Bonn gesponsert, jeweils drei Stücke bei und feiern zusammen. Das wird eine sehr bunte Mischung“, so Cremer.

Die Cologne Music Week entstand 2004 im Rahmen der Passagen, löste sich bald aber vom Designfestival und etablierte sich im Herbst. Sie schließt nun gewissermaßen die Festivalsaison ab.

Das Festivalticket für alle Veranstaltungen kostet 49 Euro. Tagestickets kosten zwischen 15 und 22 Euro, mögliche Resttickets gibt es an der Abendkasse vor Ort. Infos zu Programm und Tickets unter colognemusicweek.de