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Köln früher und heuteAls die Amsterdamer Straße noch eine Allee war

Lesezeit 3 Minuten
Amsterdamer Straße früher

Von Bäumen gesäumt: Die Amsterdamer Straße in Höhe des Riehler Gürtels, ca. 1920 fotografiert in Richtung stadtauswärts.

  1. In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  2. Mit vier Fahrspuren und KVB-Gleisen mittendrin ist an der Amsterdamer Straße an Ruhe heute nicht zu denken.
  3. Dabei war die Straße einst ein Traum von Grün – und ein Magnet für Industrielle und andere Wohlhabende.

Köln – Von Beschaulichkeit ist nicht mehr viel zu spüren auf der Amsterdamer Straße, der vielbefahrenen Verbindung zwischen Niehler Hafen und Zoobrücke. Mit vier Fahrspuren für den Autoverkehr und einer Straßenbahntrasse in der Mitte zieht sie sich durch die Stadtteile Riehl und Niehl wie eine leicht gebogene Lanze und sorgt für ordentlich Lärm und Abgase. Gleichzeitig ist sie viel mehr als eine drei Kilometer lange Ausfallstraße: Die Kinderklinik, das „Neven DuMont Haus“ und das Bundesverwaltungsamt gehören zu den Adressen mit überregionaler Ausstrahlung. Und im Süden wird die Amsterdamer Straße von großzügigen Wohnbauten flankiert. So wie es schon vor rund 100 Jahren der Fall war. Nur, dass es damals etwas idyllischer zuging.

Die Straßenbahn wurde 1991 in Betrieb genommen. Einen großen Teil ihrer Schönheit büßte die Amsterdamer Straße, in grauer Vorzeit als „Maus paad“ bekannt, damit ein. Vorbei war es mit den beiden Baumreihen in der Mitte, die ihr einen beschaulichen Alleecharakter verliehen. Als noch keine Autos fuhren, befand sich ein unbefestigter Reitweg dort, wo heute die Linie 16 verkehrt. Rechts und links davon pendelten die Bauern mit ihren Fuhrwerken zwischen Niehl und dem Kölner Zentrum hin und her.

Schon 1895 wurde es unruhiger, als an der Ecke zur Barbarastraße die preußische Kaserne der Feldartillerie Nr. 59 eröffnet wurde. Rund 600 Soldaten zogen auf das Gelände. Auf einem Teil davon ist heute das Bundesverwaltungsamt zu Hause. Versorgungswagen, Truppentransporte und marschierende Einheiten teilten sich von nun an die Amsterdamer Straße mit den Bauern. „Der Verkehrsfluss hat sich deutlich erhöht“, sagt Joachim Brokmeier, Experte für die Geschichte Riehls.

Amsterdamer Straße heute

Heute: Die Straßenbahn fährt mitten auf der Amsterdamer Straße.

Nach dem Ersten Weltkrieg nutzte die britische Besatzungs-Armee die Kaserne. Mit ihr entwickelte sich die Amsterdamer Straße auch zur beliebten Wohngegend mit großbürgerlichem Anspruch.

„Die höheren Dienstgrade hatten das Recht, mit ihren Familien außerhalb der Kaserne zu wohnen“, sagt Joachim Brokmeier. Stadtweit seien nach dem Ersten Weltkrieg rund 300 Häuser für britische Militär-Angehörige gebaut worden, rund 100 davon in Riehl rund um den Botanischen Garten. Bezahlt werden mussten die Gebäude von den Deutschen, auch die Stadt Köln sei herangezogen worden. Glücklicherweise habe sie vor allem private Architekten mit gutem Ruf die Villen und Mehrfamilienhäuser planen lassen. Noch heute profitiere Riehl von dem „gehobenen Wohnungswesen“, das damals entstanden sei.

Wolhabende ließen sich an der Amsterdamer Straße nieder

Parallel dazu ließen sich zunehmend deutsche Industrielle und andere Wohlhabende an der Amsterdamer Straße nieder. Die Villa von Werner Brügelmann, Mitinhaber des Textilunternehmens Brügelmann, existiere noch heute, so Brokmeier. Auch Stadtschulrat Ernst Heinrichs zog an die Amsterdamer Straße. Die Firma Rheinbraun ließ zwischen der Mathias-Schleiden-Straße und der Xantener Straße Häuser für ihre leitenden Mitarbeiter errichten.

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Hart gearbeitet wurde aber ebenfalls an der Amsterdamer Straße. An der Hausnummer 192, wo heute das „Neven DuMont Haus“ steht, produzierten früher die Rheinischen Draht- und Kabelwerke Bleikabel für Hochspannung und Telefonie. Gegenüber betrieb Siemens eine Werkstatt.

So richtig beschaulich war es also auch in früheren Zeiten nicht an der Amsterdamer Straße. Auf jeden Fall war sie grüner als heute. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Anfang 1991 zum ersten Mal in der Geschichte Kölns eine Straßenbahn-Strecke mit Rasen-Gleisbett gebaut wurde.