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„Es ging um Machtdemonstration“Geständnis zum Auftakt im Prozess um Vergewaltigung

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Zum Auftakt eines Prozesses um Vergewaltigung wurde das Geständnis des Angeklagten verlesen. (Archivbild)

Zum Auftakt eines Prozesses um Vergewaltigung wurde das Geständnis des Angeklagten verlesen. (Archivbild)

Trotz psychischer Probleme habe er sich bewusst für die Tat entschieden, so der Angeklagte, der seine Handlung bereute.

„Es ging um eine Machtdemonstration.“ So heißt es in der Erklärung, die am Dienstag im Kölner Landgericht der Verteidiger eines 27-jährigen Mannes verlas, dem Vergewaltigung und Körperverletzung zur Last gelegt werden. Der zitierte Satz gehört zum umfassenden Geständnis, mit dem der Angeklagte den zweiten Teil der Anklage bestätigte. Zum ersten Teil, der eine andere Frau betrifft, sagte der Anwalt für seinen Mandanten, dieser mache von seinem Schweigerecht Gebrauch.

Ich verlor meinen Anstand und meine Selbstkontrolle
Angeklagter

Am 9. September des vorigen Jahres besuchte der 27-Jährige einen Club am Westbahnhof. „Gut und selbstbewusst“ habe er sich gefühlt, weil er vorher ein halbes Gramm Kokain genommen habe, ließ er seinen Anwalt vortragen. Er lernte mehrere Leute kennen; in der Gruppe fuhren sie zu einer Wohnung in Weidenpesch, um dort weiterzufeiern. Unterdessen habe die Wirkung des Kokains nachgelassen, und zum Ausgleich habe er Alkohol getrunken, ist in der Einlassung des Mannes zu lesen. Nach seinen weiteren Angaben kursierten reichlich Drogen, beispielsweise Speed, Ecstasy und K.-o-Tropfen. „Ich verlor meinen Anstand und meine Selbstkontrolle.“ Zudem habe sich sein Frust verstärkt, weil seine „Anmachversuche“ gescheitert seien.

Angeklagter bedrängte Frau bis ihn ein Geräusch aufschreckte

Zu dem Teil des Geschehens, zu dem der 27-Jährige sich nicht äußerte, heißt es in der Anklage, er habe eine Frau, die sich im Schlafzimmer aufhielt und dann ins Wohnzimmer wechselte, zum Geschlechtsverkehr aufgefordert, sie gegen ihren Willen angefasst, ihr angekündigt, sie zu vergewaltigen, sie weiter bedrängt, begrapscht und auf ihre Abwehrversuche damit reagiert, sie zu würgen. Ein Geräusch im Flur oder in der Küche habe ihn aufgeschreckt, und er habe von ihr abgelassen.

Angeklagter durch Drogen „verwahrlost und abgestumpft“

Bis auf eine andere Frau gingen nun alle Feiernden in einen Park. Der Erklärung zufolge versuchte der Angeklagte, seine schlechte Stimmung „in Alkohol zu ertränken“. Um sein Handy aufzuladen, sei er nach etwa einer halben Stunde allein in die Wohnung zurückgekehrt. Was er der zurückgebliebenen Frau antat, ließ er seinen Verteidiger schonungslos und detailreich schildern. Er habe sie nicht nur einmal vergewaltigt, ohne dass sich ein „Befriedigungsgefühl“ eingestellt hätte, sie gewürgt, geschlagen, ihr ein Messer an den Hals gehalten und ihr damit gegen die Stirn geschlagen. „Ich wollte mich mächtig fühlen und über ihr stehen“, las der Verteidiger vor, „ich wollte, dass sie Angst hat“. Nachdem er die Sirene eines Polizei- oder Rettungswagens gehört habe, sei er aus der Wohnung gestürmt – so endet die Schilderung des Geschehens.

Er habe den Willen der Frau „gebrochen“ und sie „benutzt“, heißt es in der Erklärung des 27-Jährigen. „Ich schäme mich unfassbar für das alles.“ Die Tat, zu der er sich trotz psychischer Probleme „bewusst entschieden“ habe und für die er „geradestehen“ wolle, sei der Schlusspunkt eines langen Abstiegs. Er habe „viele Chancen“ gehabt und sie allesamt vertan, zwei Versuche, in den Niederlanden zu studieren, vermasselt, seine Zeit im Nachtleben verschwendet, übermäßig gefeiert und exzessiv Drogen konsumiert. Dadurch sei er „verwahrlost und abgestumpft“.

Die 13. Große Strafkammer hat für den Prozess, der am Mittwoch weitergeht, sechs Verhandlungstage angesetzt.