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„Von den letzten 26 Jahren war ich 15 in Haft“Süchtig, obdachlos, kriminell – Protokoll eines Teufelskreises

Lesezeit 2 Minuten
Erzählwerkstatt in der JVA: Ein Häftling im Gespräch mit Klaus Jünschke

Blecki (57) im Gespräch mit Klaus Jünschke.

Blecki (57) erzählt von einem Teufelskreis aus Alkohol, Kriminalität, Obdachlosigkeit und Gefängnis. Er glaubt selbst nicht recht an einen Ausstieg.

Getrunken habe ich schon als Jugendlicher viel – ich galt in meinem Eifeldorf als der Typ, der immer als letzter aus der Kneipe kommt. Ende der 1980er Jahre ging es aber so richtig los. Ich habe in der Eifel bei Bitburg gelebt und bin mit einer Handwerkstruppe jeden Morgen zum Arbeiten nach Luxemburg gefahren.

Morgens haben wir uns Coladosen und jeder 3,4 Flachmänner gekauft, haben das gemischt und waren spätestens mittags betrunken. Ich habe meinen Führerschein verloren und dadurch auch meinen Job – seitdem bin ich Alkoholiker und immer wieder rückfällig geworden. Um mein Leben zu finanzieren, habe ich mit Diebstählen und Einbrüchen angefangen, bin erwischt worden.

Ein Gang mit Zellentüren in der JVA Köln

Gang mit Zellentüren in der JVA in Ossendorf

1997 kam ich zum ersten Mal in Haft. Nach der Entlassung bin ich nach Frankreich getrampt und habe eine Zeitlang dort auf der Straße gelebt. Bin rückfällig geworden, habe getrunken und wieder geklaut. Kam wieder in den Knast. Habe Entgiftungen gemacht und Therapien. Das ist zu einem Teufelskreis geworden: Von den letzten 26 Jahren war ich 15 in Haft. Und war in der Zwischenzeit obdachlos. Ich bin da trotz Entzügen und einer Therapie nicht mehr herausgekommen.


Häftlinge erzählen: Protokolle aus der JVA Köln

  1. Als Mitglied der ersten Generation der Rote-Armee-Fraktion (RAF) wollte Klaus Jünschke helfen, die „staatliche Herrschaftsstruktur der BRD“ zu zerstören – heute will er die Welt auf andere Art besser machen. In der JVA Köln bietet er eine Erzählwerkstatt für Häftlinge an.
  2. Ein Intensivtäter erzählt: „Ich fand es einfacher, mit Dealen Geld zu verdienen“

In der Erzählwerkstatt mit Klaus reden wir viel. Ich habe auch Texte darüber geschrieben, wie es ist, als Obdachloser nachts auf der Straße zu sein. Reden und schreiben tut gut. Ich bin jetzt auch in einer Sucht-Selbsthilfegruppe. Fand ich auch gut. Ob ich an einen Ausweg aus dem Teufelskreis glaube? Ich weiß es nicht.