„Ich bin sehr gerne in Köln“Hamburger Schauspielerin hat Hauptrolle im Theater am Dom
Köln – „Mensch, die kenne ich doch irgendwo her.“ Stimmt, diese Frau kennt man – jedenfalls wenn man mit dem linearen Fernsehen aufgewachsen ist. Claudia Rieschel ist seit Jahrzehnten auf dem Bildschirm zu sehen, wenn auch meistens eher in der zweiten Reihe – in einer Pilcher-Romanze oder immer mal wieder auf dem „Traumschiff“. Über sie gibt es keine Klatschgeschichten, keine spektakulären Auftritte auf dem Roten Teppich und schon gar keine Homestorys. Sie will lieber über die Arbeit reden.
Claudia Rieschel ist bis Februar in Köln
Zur Zeit ist die 71-Jährige, der man ihr Alter nun wirklich nicht ansieht, in Köln – im Theater am Dom. Schon sieben Mal hat sie hier im Laufe ihrer Karriere gespielt, jetzt in „Helga hilft“. Das Gastspiel begann Mitte November und geht bis zum 6. Februar – eine außergewöhnlich lange Zeit. Mit ihrer Präsenz und Erfahrung trägt sie das Stück, das ihr Theaterleiter René Heinersdorff auf den Leib geschrieben hat. Sie ist die Wahrheitsfanatikerin Helga, die mit ihrem übertriebenen Kümmedrang Chaos in der Familie verursacht. „Die Rolle ist ein Glücksfall für mich, ich habe mich sehr darüber gefreut. Und das Ensemble ist toll.“
Die Zeit in Köln genießt sie, „Ich bin sehr gerne in Köln, habe hier viele Freunde. Das Theater hat Schauspielerwohnungen in der Nähe der Wolkenburg und die ist jetzt mit der Weihnachtsbeleuchtung wirklich ein toller Anblick“, sagt die Hamburgerin. Die Wohnungen sind komplett mit Küche eingerichtet, oft bekommt sie Besuch, der wird dann bekocht. Oder sie trifft sich mit den Kölner Kollegen Annette Frier und Sabine Postel oder Heinrich Schafmeister, mit dem sie mit dem Stück „Wir sind die Neuen“ auf Tournee war. Mit Annette Frier hat sie die ZDF-Comedyserie „Merz gegen Merz“ gedreht – sie spielt Friers mit vielen Macken behaftete Mutter. Die Rolle der schrägen alten Dame nimmt sie an, wenn sie gut geschrieben ist.
Mit dem Klapprad durch Köln
In der Stadt bewegt sie sich, wie überall, mit ihrem Klapprad, das immer mitreist. „Das ist eine sehr praktische Sache. Das habe ich Kollegen abgeschaut, die sich so ein Ding gekauft haben, als wir einen Pilcher-Film an einem sehr abgelegenen Ort gedreht haben.“
Eine Theaterrolle zu lernen, sei immer noch eine große Herausforderung, sagt sie. „Da ziehe ich mich in den letzten Wochen dann völlig zurück, sage alles andere ab. Da beschweren sich Familie und Bekannte manchmal schon.“ Schauspieler seien ein sehr diszipliniertes Völkchen. Anders hielte man das gar nicht durch.
„Helga“ spielt sie jeden Tag außer montags, samstags allerdings manchmal sogar zweimal. „Eine Stunde vorher brauche ich zu Hause absolute Ruhe." Ab 18.30 Uhr ist sie dann im Theater. Ob das alles nicht wahnsinnig anstrengend sei? „Beim Spielen kommt das Adrenalin, da ist eine große Konzentration und es macht Riesenspaß." Besonders bei diesem Stück, wo sie das Publikum an einigen Stellen direkt anspricht und einbezieht.
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Was hält sie so lange erfolgreich im Geschäft? Professionalität, Durchhaltevermögen, Teamgeist und die Einsicht, dass es nicht immer nur Traumrollen geben kann, sagt sie. „Außerdem arbeite ich einfach sehr gerne.“
Beim Interview nach der Vorstellung im „Schmittchen“ schräg gegenüber vom Theater kommen auch einige Zuschauer herein. Und die freuen sich sehr, dass die Frau, die sie so viele Jahre kennen, nun tatsächlich am Nebentisch sitzt.