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ÜberlastungKölner Hebammen kapitulieren

Lesezeit 3 Minuten

Eine Hebamme kümmert sich um einen neun Tage alten Jungen (Symbolbild)

Köln – Das Kinderkriegen in Köln ist keine einfache Sache. Darin war sich der „Runde Tisch Geburtsengpässe Köln“, zu dem der „Qualitätszirkel Frauengerechte Gynäkologie“ am Mittwochabend in die Praxisklinik Schönauer Straße geladen hatte, schnell einig. Und machte als Hauptursachen die Überarbeitung der Hebammen und eine Überlastung der Kreissäle aus. Beides gefährde eine optimale Versorgung der werdenden Mütter.

Der Qualitätszirkel hatte 71 Frauen aus unterschiedlichen Kölner Stadtteilen nach der Entbindung befragt, wie zufrieden sie mit der Betreuung als Schwangere und Wöchnerin waren. Das Ergebnis der Umfrage überraschte niemanden in der Runde. Knapp die Hälfte der Frauen, die sich während der Schwangerschaft den Beistand einer Hebamme gewünscht hatte, hatte Schwierigkeiten, eine solche zu finden.

Probleme bei der Suche

40 Prozent der Befragten gaben an, Probleme bei der Suche nach einer Nachsorge-Hebamme für die Betreuung nach der Geburt gehabt zu haben. Und: Längst nicht jede Frau konnte in ihrer Wunschklinik entbinden. Zwei der Befragten gaben an, noch während der Geburt in ein anderes Krankenhaus verlegt worden zu sein. Der Grund für den Holterdiepolter-Umzug von Kreissaal zu Kreissaal: aktueller Hebammenmangel in der Geburtsklinik.

Von dem Ideal einer sicheren physiologischen Geburt sei man in Köln weit entfernt, fasste die Kölner Gynäkologin Iris Hahn die Misere zusammen. Die Hebammen seien überlastet und schlecht bezahlt, der Nachwuchs bleibe aus, die Zahl der geburtshilflichen Stationen nehme immer weiter ab. Allein in NRW schlossen in den letzten Jahren 42 Stationen, zwei davon – die „Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe“ am Nippeser St. Vinzenz-Hospital und die „Asklepios-Klinik“ in Sankt Augustin – in Köln und Umgebung. „Es darf nicht zu weiteren Schließungen kommen“, warnt Iris Hahn vor einer weiteren Verschlechterung der Situation. Zumal die Zahl der Geburten bundesweit stiegen.

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Viele Hebammen kapitulieren inzwischen vor dem Stress im Kreissaal. Susanne Jess, Leiterin des Hebammenteams am Evangelischen Krankenhaus Kalk, wundert das nicht. Sie weiß, wie es sich anfühlt, mehrere gebärende Frauen gleichzeitig zu betreuen. „Wir arbeiten hart. Uns wird wenig Respekt entgegengebracht. Und dann werden wir auch noch schlecht bezahlt.“ Sie fühle sich von der Politik allein gelassen, sagte sie. „Wir brauchen eine Lösung, ein Zückerchen, um die Leute bei der Stange zu halten, und zwar sofort.“

Keine Patentlösung

Was also tun, um die werdenden Mütter optimal zu versorgen und dem Nachwuchs den Start ins Leben so sicher wie möglich zu machen? Das war die große Frage an diesem Abend, auf die auch die anwesenden Lokal- und Landespolitikerinnen keine befriedigende Antwort wussten. Die Kommunalpolitik habe so gut wie keine Einflussmöglichkeiten, betonte Jürgen Strahl, gesundheits- und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU im Rat der Stadt Köln und der einzige Mann in der Runde. „Wir haben leider weder Einfluss auf die Vergütung der Hebammen noch auf die Schließung von Geburtsabteilungen.“

Auch Juliane Walz vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales wusste keine Patentlösung. Die Leiterin der Projektgruppe „Strukturelle Weiterbildung Geburtshilfe“ sondiert gerade die Lage in den 151 noch verbliebenen Geburtskliniken in NRW. Ihr Fazit an diesem Abend: Die Arbeitsbedingungen für Hebammen müssen verbessert, die Gehälter angehoben werden. Was keine unbedingt neue Erkenntnis ist.