Nirgends in NRW gibt es mehr Straftaten mit Messern als in Köln. Der Ort mit den meisten Taten liegt allerdings in einer anderen Stadt.
Angriffe, Drohungen, verbotene WaffenAn diesen Orten in Köln werden die meisten Straftaten mit Messern verübt

Nach einem Messerangriff in der Nähe des Wallraffplatzes sperrte die Polizei voriges Jahr im Oktober vorübergehend den Tatort auf der Hohe Straße.
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Tatort Frankfurter Straße, Montag, 12. Dezember 2024, 12 Uhr: Ein Mann steigt an der Haltestelle Ostheim in einen KVB-Bus und gerät sofort mit dem Fahrer in Streit, greift ihn an und sticht mit einem Messer auf einen Fahrgast ein, der schlichten will. Polizisten bringen den psychisch auffälligen Täter in eine Klinik. Der KVB-Fahrer und der Zeuge kommen mit leichten Verletzungen davon.
Freitag, 3. Mai 2024, 19.30 Uhr: Ein ganz in schwarz gekleideter Mann betritt einen Kiosk. Er zieht ein Messer, bedroht die Angestellte und fordert Geld. Aber die 50-Jährige ruft um Hilfe. Der Täter flüchtet.
Dienstag, 2. Januar 2024, 22.45 Uhr: Auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants geraten zwei Männer in Streit. Einer zieht eine Waffe und sticht dem anderen damit in den Oberkörper. Während das 51 Jahre alte Opfer nur leicht verletzt wird und den Vorfall selbst auf der Polizeiwache Mülheim meldet, gelingt dem Täter die Flucht.
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Köln: Am Flughafen werden viele verbotene Stichwaffen sichergestellt
Dies sind nur drei Beispiele von insgesamt 16 Straftaten im vorigen Jahr auf der Frankfurter Straße in Köln, bei denen ein Messer eingesetzt wurde. Damit liegt die zehn Kilometer lange Hauptverkehrsachse im Rechtrheinischen, die sich von Mülheim bis Porz durch mehrere Stadtteile zieht, auf Platz 1 der Straßen mit den meisten Messerstraftaten in Köln – getoppt nur noch vom Flughafen Köln-Bonn mit 28 Taten.
Das liegt daran, dass in die Statistik außer direkten Angriffen oder Drohungen mit Messern auch Verstöße gegen das Waffengesetz einfließen, bei denen verbotene Stichwaffen nur mitgeführt, aber nicht eingesetzt wurden. Und an Flughäfen werden eben besonders viele verbotene Waffen sichergestellt.
Auf eine Kleine Anfrage der AfD hat die Landesregierung jetzt jene 21 Straßen und Plätze in Nordrhein-Westfalen aufgelistet, an denen die Polizei im Vorjahr die meisten Straftaten mit Messern registriert hat. Köln führt diese Liste mit insgesamt 115 Taten an acht verschiedenen Orten an. Dahinter folgen Düsseldorf (104) mit vier Orten sowie Dortmund (23) mit zwei Orten und Düren (15) mit einem Ort.
Köln: Die weitaus meisten Tatverdächtigen sind Deutsche
Hotspot Nummer eins im Land ist der Flughafen Düsseldorf mit 55 Fällen; auch hierbei dürfte es sich – wie am Flughafen Köln-Bonn – ganz überwiegend nicht um direkte Angriffe oder Drohungen mit Messern gehandelt haben, sondern um Sicherstellungen gesetzlich verbotener Stichwaffen.
In Köln registrierte die Polizei die meisten Taten nach dem Flughafen und der Frankfurter Straße auf dem Ebertplatz und dem Neumarkt. Jeweils 13-Mal fielen hier voriges Jahr Menschen durch Messerangriffe oder mit verbotenen Messern auf – oder mit beidem. Es folgen die Kalker Hauptstraße (12), die Berliner Straße, der Hohenzollernring und der Wiener Platz (jeweils 11).
Auch die Herkunft der Tatverdächtigen und sogar die häufigsten Vornamen der deutschen Tatverdächtigen teilt das Innenministerium auf die Kleine Anfrage hin mit; aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes werden die Nachnamen nicht genannt. Demnach haben mit 109 die weitaus meisten Beschuldigten, die im Vorjahr in NRW mit Messern erwischt wurden, die deutsche Staatsangehörigkeit. Dahinter folgen Türken (20), Algerier (18) und Marokkaner (13). Die meisten deutschen Tatverdächtigen tragen die Vornamen Michael (4), Thomas, David und Damian (je 3).
Nach Angaben des Innenministeriums hat es in NRW im vergangenen Jahr 7661 Messerangriffe gegeben. Das waren über 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine detaillierte Auswertung ergab, dass 3006 Täter eine Stichwaffe sogen nutztn,um ganz bewusst Körperverletzungen zu begehen oder Menschen zu töten. Andere Kriminalitätsfelder wie beispielsweise Raubtaten eingerechnet gab es landesweit 9601 Opfer. Umgekehrt wurden 7008 Tatverdächtige polizeilich erfasst, 3681 davon hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Diese Zahlen hat das Innenministerium auf Anfrage der SPD-Landtagsfraktion zusammengestellt.
Trauriger Spitzenreiter in der Statistik der Messerangriffe ist die Kreispolizeibehörde Köln mit 836 Fällen, gefolgt von Dortmund (501), Düsseldorf (474), Essen (408) und Wuppertal (378). Unter anderem nach einigen Ruhrpottstäden liegt Bonn mit 283 Fällen dann auf dem achten Platz des Messer-Rankings und der Rhein-Erft-Kreis mit 166 Fällen auf Platz 16.
Wegen der deutlichen Zunahme zhabe das Landeskriminalamt eine Sonderauswertung durchgeführt, sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „ Wir wollten mehr über Tat und Täter rauskriegen.“ Mit den Informationen sei ein 10-Punkte-Plan auf den Weg gebracht worden. „Das ist ein Werkzeugkoffer aus Maßnahmen: Beispielsweise Waffenverbotszonen, individuelle Waffentrageverbote, mobile Videobeobachtung“, so Reul. Die Behörden vor Ort müssten prüfen, „welche Maßnahmen jeweils sinnvoll sein könnten“. Vieles sei schon umgesetzt. „Klar ist auch: Nicht alles funktioniert überall“, so der Innenminister.
Erst vorige Woche hatte Kölns Polizeipräsident Johannes Hermanns bei einem Ortstermin auf dem Wiener Platz betont, er nehme „die öffentlich geführte Diskussion über die Sicherheit auf Brennpunktplätzen wie dem Neumarkt, dem Ebertplatz oder dem Wiener Platz mit ihren Begleiterscheinungen wie Verwahrlosung, Gewalt- und Drogenkriminalität sehr ernst“. Mit ihrer neu gegründeten „Schwerpunktgruppe Kalk“ etwa will die Polizei die dortige Drogen- und Gewaltkriminalität künftig noch stärker in den Blick nehmen.
Auch die Zahl der Messerangriffe in Köln ist um 30 Prozent gestiegen. „Mittlerweile gibt es durchschnittlich zwei Messerangriffe am Tag. Das ist eindeutig zu viel“, sagte Hermanns. Die erste Waffenverbotszone ohne zeitliche Beschränkung auf dem Wiener Platz bewertet er als positive Entwicklung. „Sie gibt unseren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit Kontrollen durchzuführen. Und das ist sehr erfolgreich.“