Erinnerung an unsägliches LeidInnehalten am Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma
Köln – Vor 77 Jahren, in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944, wurden die letzten verbliebenen 4300 Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Der Tag wurde 2015 vom europäischen Parlament zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erklärt und erinnert an den Porajmos, den Genozid an mehr als 500.000 Sinti und Roma während des Nationalsozialismus.
Aus Anlass dieses Tages trafen sich am Montag zahlreiche Menschen am Mahnmal für die Deportierten am Alten Messeturm in Deutz, darunter auch die Bundestagsabgeordneten Gisela Manderla und Karsten Möring (beide CDU), der Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke (Grüne), sowie der Vorsitzende des Vereins EL-DE-Haus, Wolfgang Uellenberg-van Dawen. Eingeladen hatte der Verein Sinti und Roma Köln.
Das Mahnmal ist der Backsteinarchitektur der alten Messehallen nachempfunden, denn diese waren als Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald laut Mihael Ritter, dem Vorsitzenden des Vereins, „ein zentraler Komplex des Nazi-Regimes“. Von dort wurden bei den sogenannten „Mai-Deportationen“ im Mai 1940 rund 1000 Sinti und Roma aus Köln und Umgebung deportiert. Karl-Wilhelm Völkner, der Lagerkommandant des Messelagers, wurde im Dezember 1947 wegen seiner Zugehörigkeit zur SS zu einer Geldstrafe von 9.000 Mark verurteilt.
Der Völkermord wurde erst 1982 durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt anerkannt, nachdem eine Bürgerrechtsgruppe von Sinti und Roma im ehemaligen Konzentrationslager Dachau mit Überlebenden des Holocaust in den Hungerstreik getreten war. Bis heute ist der Genozid an den Sinti und Roma nur bedingt in der öffentlichen Debatte angekommen. „Jede verfolgte Gruppe hat ein Recht auf Gedenken“, sagte Karsten Möhring. Er wies auf die Wichtigkeit des von der Unabhängigen Kommission Antiziganismus in diesem Jahr vorgestellten Berichts über die Diskriminierung von Sinti und Roma in Deutschland hin und machte deutlich, dass die Tendenz zu Antiziganismus in Deutschland wieder steige und Rassismus das Leben der Sinti und Roma auch heute noch beeinflusse.
Freiheitsrechte gefordert
Obwohl Sinti und Roma seit 600 Jahren in Deutschland beheimatet sind, ist die Staatenlosigkeit ein Dauerthema, das bis heute anhält. Wolfgang Uellenberg-van Dawen sagte, dass Deutschland den Angehörigen der Volksgruppen weiterhin grundlegende Freiheitsrechte verwehre – durch die Verweigerung eines europäischen Passes, der die Sinti und Roma „endlich als eine europäische Minderheit anerkennen würde“.
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Doch auch Positives wurde am Montag betont, wie der ehrenamtliche Einsatz des Kölner Flüchtlingsrates, des Rom e.V. und das Engagement des Stadtrates, die sich gemeinsam für das Bleiberecht von tausenden geduldeten Sinti und Roma eingesetzt hatten. Einen wichtigen Teil zum Erinnern an das unsägliche Leid trägt auch die Dauerausstellung des NS-Dokumentationszentrums bei. Andreas Hupke betonte: „Ohne Geschichte gibt es keine Zukunft.“