In Köln vor GerichtIst Nennad J. der Kopf einer brutalen Räuberbande?
Köln – Nennad J. (47) ist ein weitgereister Mann. Der gebürtige Montenegrer lebte jahrelang in Creteil, einem Vorort von Paris, bei freier Kost und Logis. Danach verbrachte er anschließend sechs Jahre in Monaco - unter identischen Bedingungen. Demnächst steht ebenfalls ein längerer Aufenthalt in der Schweiz an, vorerst bleibt er allerdings zwangsweise in Deutschland.
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Was sich auf den ersten Blick wie ein illustres Globetrotterleben anhört, ist staatlich sanktioniert. Nennad J. ist nach Überzeugung der Ermittler ein äußerst aktives Mitglied der Pink Panther Bande, die europaweit Raubüberfälle begeht. Er bestreitet das und behauptet, die Bezeichnung „Pink Panther Bande“ sei eine Erfindung, „ein Journalistentrick“. Seit Dienstag sitzt er auf der Anklagebank des Landgerichts.
Ein professioneller Serientäter
J. ist nämlich nach Aktenlage ein professioneller Serientäter, der in Frankreich und Monaco jahrelang einsaß. Mit meist unbekannt gebliebenen dritten Mittätern überfällt er immer wieder exclusive Juweliergeschäfte, die auf sündhaft teure Uhren spezialisiert sind. Nicht irgendwelche Läden, sondern jene Geschäfte, deren Betreten nur nach Sichtkontakt und dem Betätigen eines Klingelknopfes öffnen - die hochpreisigen Uhren und die wertvollen Pretiosen erfordern einen derartigen Sicherheitsaufwand.
Entsprechend seriös trat Nennad J. an jenem Dezembervormittag 2007 in Köln auf, als er den Klingelknopf des renommierten Juweliers Gadebusch an der Breitestraße 108 betätigte. Dunkler Anzug, Krawatte, Schal, Tuchmantel. Der erste Eindruck überzeugte - die Verkäuferin öffnete ihm die Tür. Und blickte Sekunden später in die Mündung einer Pumpgun der Marke Maverick, Kaliber 12, die der Täter auf sie richtete. „Keine Bewegung“, herrschte er die völlig aufgelöste Frau an. Sein Komplize hatte derweil hinter ihm den Laden betreten und mit nur einem Fußtritt das Glas der Schaufenstervitrine eingetreten, Uhren im Einkaufswert von 295.982 Euro zusammengerafft und in eine Sporttasche geworfen.
Inhaber aus Köln: „Mir reicht es“
Während Nennad J. die Verkäuferin in Schach hielt, hatte ihre Kollegin im ersten Stock aufgrund der zerborstenen Glasscheibe den Knall gehört und den Alarmknopf gedrückt. Das Ganze dauerte knapp zwei Minuten, , aufgenommen von der Überwachungskamera des Geschäftes. Die Täter flüchteten zu ihrem Auto, das auf dem Berlich abgestellt war, fuhren „mit quietschenden Reifen davon“, wie ein Augenzeuge berichtete. Das Fluchtauto, ein Nissan Micra, war einen Tag zuvor als gestohlen gemeldet worden.
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„Mir reicht es. Das war der 26. Schadensfall, seitdem ich 1985 das Geschäft eröffnet habe. Nur einmal ist eine Tat aufgeklärt worden“, sagte Inhaber Harald Büth damals den Ermittlern. Stimmt nicht. Zumindest der Überfall von Dezember 2007 ist gelöst. Nennad J. hat ihn gestanden und steht deswegen jetzt in Köln vor Gericht. Das es so lange dauerte, bis er jetzt auf der Anklagebank sitzt, liegt an seinen zwangsweisen Auslands - bzw. Gefängnisaufenthalten.
Zahlreiche Verurteilungen
Wegen bewaffneten Raubüberfalls war er 2013 in Frankreich zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Zwei Jahre später wurde er den monegassischen Strafbehörden ausgeliefert, weil er dort ebenfalls wegen Raubüberfall auf der Fahndungsliste stand. In Monaco wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er hatte 2007 wieder mit unbekannten Tätern einen Juwelier in Monte Carlo um Uhren im Wert von 462.000 Euro gebracht.
Ein Jahr später schlug er ein weiteres Mal mit unbekannt gebliebenen Komplizen in Deutschland zu: in Mülheim an der Ruhr ergatterte er bei einem Juwelier im Juni 2008 Chronometer im Wert von 1,144 Millionen Euro. Auch hier dauerte der äußerst professionell verübte Überfall knapp drei Minuten. Das Geschehen ist der zweite Anklagepunkt, der in Köln mitverhandelt wird.
Im Herbst 2019 wurde J. aus der Haft von Monaco nach Deutschland ausgeliefert. Auch die Schweiz hat inzwischen ein Auslieferungsersuchen gestellt, denn auch dort soll Nennad J. Überfälle begangen haben. Egal, wie es für ihn in Deutschland ausgeht - die Schweiz wartet jedenfalls schon auf ihn.