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Prozess um versuchten MordJugendlicher in Köln beschossen – Täter spricht von Verwechslung

Lesezeit 3 Minuten
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Gordon Christiansen beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Gordon Christiansen beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Vor dem Kölner Landgericht droht dem Angeklagten nun eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

Für eine Schussabgabe auf einen Jugendlichen am Wiener Platz muss sich ein 23-Jähriger seit Donnerstag vor dem Landgericht Köln verantworten. Der Beschuldigte ist laut Anklage fälschlicherweise davon ausgegangen, dass es sich bei dem Opfer um den Neffen eines Kontrahenten gehandelt habe. Ziel sei gewesen, ein Exempel zu statuieren und so die Aufmerksamkeit des Onkels zu erlangen.

Köln: Aus zehn Metern auf unbeteiligten Mann geschossen

Versuchten heimtückischen Mord aus niederen Beweggründen wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor. Im Februar vergangenen Jahres soll er sich mit einer Pistole der Marke Bernardelli seinem Opfer genähert haben, das auf den Treppen zum Bürgerzentrum in Mülheim gesessen habe. Aus etwa zehn Metern Entfernung habe der Beschuldigte dann auf den arglosen Mann geschossen.

Billigend habe der Täter in Kauf genommen, dass das Opfer versterben könne. Seinem Kontrahenten, mit dem er über kriminelle Geschäfte in Streit geraten sein soll, soll er mit dem Angriff auf den vermeintlichen Neffen eine Warnung hinterlassen haben. Er habe ihn zwingen wollen, mit ihm in Kontakt zu treten, nachdem der Kontrahent sich offenbar nicht mehr beim „Geschäftspartner“ gemeldet hatte.

Köln: Opfer erlitt nur einen Streifschuss an der Schulter

Für den 19-Jährigen ging der Vorfall glimpflich aus. Er erlitt lediglich einen Streifschuss an der Schulter, was zu einer leicht blutenden Wunde geführt habe, führte der Staatsanwalt aus. Als Zeuge im Prozess werde der junge Mann nicht aussagen, teilte die Vorsitzende Richterin Sibylle Grassmann mit – er sei für die Behörde nicht greifbar, da er in Deutschland keinen festen Wohnsitz besitze.

Über seinen Verteidiger Gordon Christiansen legte der Angeklagte ein weitgehendes Geständnis ab. Am Tattag habe er in einem Imbiss mit dem Neffen seines Kontrahenten gesprochen und nach dessen Onkel verlangt: „Der hat was genommen, was ihm nicht gehört“, habe er gesagt. Doch der Neffe habe nur gemeint: „Den kenne ich nicht.“ Später habe der Mann aber telefoniert, mutmaßlich mit seinem Onkel.

Vor der Tat einen Probeschuss im Wald abgegeben

Auf dem Wiener Platz will der Angeklagte dann den Neffen wiedererkannt haben. Doch offenbar habe er den Mann verwechselt. „Ich wollte ein Zeichen setzen“, erklärte der Beschuldigte über seinen Anwalt. Vorher habe er sich gedacht, dem Mann in die Beine zu schießen, aber im konkreten Moment habe er einfach nur abgedrückt, ohne jemanden treffen oder gar töten zu wollen.

Er hätte auch durchladen und nochmal schießen können, so der Angeklagte. Ein Überwachungsvideo zeigt, dass der Schütze nach der Schussabgabe direkt vom Tatort geflohen war. Im Vorfeld habe er die Waffe einmal genutzt und im Wald einen Probeschuss auf einen Baum abgegeben. Erst nach einer Öffentlichkeitsfahndung konnte der polizeibekannte Mann im August festgenommen werden. Er will nun in der Haft eine Ausbildung zum Fliesenleger machen. Der Prozess wird fortgesetzt.