Kölner LandgerichtJuwelenräuber zu langen Haftstrafen verurteilt
Köln – Einer der aufsehenerregendsten und teuersten Prozesse vor dem Kölner Landgericht ist am frühen Donnerstagabend zu Ende gegangen. Drei Juwelenräuber, mutmaßlich Mitglieder der international agierenden „Pink-Panther-Bande“ sind zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Haupttäter Danila D. muss für zehn, sein Komplize Milan L. für acht Jahre ins Gefängnis. Der dritte Angeklagte, der bei dem gemeinsamen Überfall auf einen Werttransport seiner Aussage nach lediglich aushilfsweise als Fahrer eingesprungen war, wird drei Jahre und neun Monate hinter Gittern verbringen müssen.
Keine Notwendigkeit zur Sicherheitsverwahrung der Angeklagten
Obwohl das Landgericht zum Prozessauftakt aufgrund der Gefährlichkeit der Angeklagten eine Sicherungsverwahrung ausdrücklich für möglich gehalten hatte, waren die Ausführungen des psychiatrischen Gutachters eindeutig. Der Chefarzt einer psychiatrischen Landesklinik sah „keine Notwendigkeit, eine derartig einschneidende Maßnahme anzuordnen“, wie er am fünften und letzten Verhandlungstag sagte.
Zwar gebe es für zwei der Angeklagten aufgrund ihrer langjährigen Hafterfahrung und des bisherigen Lebenswegs mit hoher „Delinquenzbiografie“ einige Hinweise für eine „dissoziale Akzentuierung“, dies reiche jedoch nicht aus für die Annahme einer Sicherungsverwahrung, hieß es von Seiten des Psychiaters.
Staatsanwalt Rene Gilles sprach in seinem Plädoyer anschließend von einer „reinen Schutzbehauptung“, die die Angeklagten seit dem Prozessbeginn vor vier Wochen nicht müde wurden zu betonen: Der Überfall auf den Werttransporter im Oktober 2016 im baden-württembergischen Esslingen, bei dem sie Schmuck und Uhren im Wert von knapp 600000 Euro erbeutet hatten, sei fingiert gewesen, die Fahrer eingeweiht und es hätte Mitwisser gegeben. Mit anderen Worten: Man habe sich lediglich eines Diebstahls schuldig gemacht und keineswegs einen Raub begangen, der mit einer Mindeststrafe von fünf Jahren belegt wird. Von der Beute fehlt bis heute jede Spur.
In Zukunft ein strafffreies, bürgerliches Leben führen
Gilles forderte für die beiden Hauptangeklagten, die bei einem zweiten Überfallversuch geschnappt wurden, zwölf beziehungsweise sieben Jahre und zehn Monate Gefängnis wegen Raub und Verabredung zu einem Verbrechen. Den Fahrer wollte er für drei Jahre und zehn Monate hinter Gittern sehen. Danila D. zeigte sich „sprachlos“, als er den Antrag des Anklägers vernahm, in seinem letzten Wort gab er verschämt zu: „Was wir gemacht haben, darauf können wir nicht stolz sein.“
Auch sein Komplize erinnerte im Schlusswort an seine Familie, der er „viel Leid“ angetan habe und beteuerte, für die Zukunft ein straffreies, bürgerliches Leben führen zu wollen. Milan L. war der ruhigere, besonnenere unter den Angeklagten. Das täuschte jedoch nicht darüber hinweg, dass er – wie auch Danila D. – jahrelange Hafterfahrung wegen Juwelenraubs hat und in der Schweiz bei einer Gefangenenbefreiung die Gelegenheit zum Ausbruch nutzte.
Ob die Angeklagten Mitglieder der „Pink-Panther-Bande“ waren, konnte nicht geklärt werden
Ursprünglich war der Urteilsspruch erst für Ende November vorgesehen. Nicht zuletzt die enormen Kosten wegen der hohen Sicherheitsvorkehrungen – Insider sprechen von einem sechsstelligen Betrag pro Verhandlungstag – hatte das Gericht zum Anlass genommen, das Verfahren zu verkürzen. Die ausführlichen Geständnisse der Angeklagten am fünften Verhandlungstag kamen dem Ansinnen der Richter entgegen, so dass eine weitere Beweisaufnahme mit zusätzlichen Zeugenvernehmungen überflüssig wurde.
Ob das Trio auf der Anklagebank tatsächlich der „Pink-Panther-Bande“ angehörte, wurde im Prozess allerdings nicht geklärt. Für den Ankläger war die Frage auch „nicht von wesentlicher Bedeutung, denn wir hatten hier zwei Straftaten, mit denen wir uns auseinandersetzen mussten“.