In ihrem Buch „The Sky is no Limit“, über das sie im Neven DuMont Haus sprach, nimmt sie die Leser mit auf eine Reise über die Wolken.
„15.000 PS für mich ganz allein“Kampfjetpilotin Nicola Winter erzählt, wir ihr Traum vom Fliegen zur Realität wurde
„Gib doch mal richtig Gas und schau, wie weit du kommst.“ Ein Satz, der die heute 39-jährige Nicola Winter seit ihrer Jugend begleitet. Der Traum vom Fliegen wurde der zweiten Kampfjetpilotin in der Bundeswehrgeschichte in die Wiege gelegt. Mutter und Stiefvater waren bereits erfolgreiche Drachenflieger und so waren die Weichen früh gestellt, erzählt sie im Gespräch mit Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“, im Neven DuMont Haus.
Auf Reaktionen ihres Umfeldes à la „Das könnte ich ja nie” reagiert Winter aber ziemlich allergisch. „Man kann alles lernen und man muss auch alles lernen. Keiner wird zu dem geboren, was er ist”, betont die Pilotin und zitiert damit die Anfangszeilen ihres ersten Kapitels, in dem sie ihren Weg in die Fliegerei beschreibt, der schon früh einen tragischen Schicksalsschlag für sie bereithielt.
Als gäbe es kein Morgen
Nicola Winters Stiefvater galt als erfolgreichster Drachenflieger seiner Zeit. Als sie mit 15 Jahren ein Segelflug-Trainingslager am Gardasee besucht, erreicht sie ein Anruf aus der Heimat. Joost, ihr Stiefvater, sei abgestürzt und gestorben. Das traurige Ereignis ihrer Jugend wird für Winter später zu einem Wendepunkt. „Mein Stiefvater hat immer gesagt: Wenn ich doch wählen müsste zwischen einem langen und einem erfüllten Leben, so würde ich doch das erfüllte nehmen“, sagt Winter.
Drei Jahre später absolviert sie den Aufnahmetest bei der Bundeswehr und besteht. Die Offizierin wird zur Kampfjetpilotin, zur Lehrerin und später zur ersten deutschen Reserveastronautin der ESA. Aktuell arbeitet Winter an ihrer Promotion im Bereich Raumfahrtwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Köln. Ihre Herzensheimat, wie sie selbst sagt. Geboren und aufgewachsen ist die 39-Jährige in Bayern.
Der Weg zur Kampfjetpilotin ist anspruchsvoll. Das habe Winter zufolge aber nichts mit der Tatsache zu tun, dass sie eine Frau ist. „Ehrlicherweise habe ich sogar festgestellt, dass es anatomisch ganz schön praktisch sein kann, beim Fallschirmspringen eine Frau zu sein”, sagt Winter lachend über die wiederkehrenden Fragen zu den vermeintlich besonderen Herausforderungen als Frau in ihrem Beruf. Die 39-Jährige nimmt es also gelassen. Humorvoll spricht sie über ihr tägliches Arbeitsgerät, den Tornado und den Eurofighter der Bundeswehr.
Der Einsitzer könne sie in knapp zwölf Minuten von Köln nach Berlin bringen, meint Winter. „150.000 PS ganz für mich allein! Danach wäre der Sprit aber auch leer und ich dürfte doch wieder die Deutsche Bahn nach Hause nehmen.“ Obwohl Nicola Winter regelmäßig weit über den Wolken schwebt, ist sie doch bodenständig geblieben. „Wenn man es genau nimmt, können wir nichts außer Flugzeug fliegen. Wenn wir ganz nach oben wollen, braucht es dafür eine Mannschaft aus 1000 Personen“, berichtet sie.
Von der Putzkolonne über Köche bis hin zu Koordinatoren und Tanklieferanten müsse höchste Priorität auf die Wertschätzung eines jeden Kollegen gelegt werden. Ganz besonders, weil schon eine einzige Flugübung ein komplett tagfüllendes Programm sei. Ein Probeeinsatz inklusive Planung, Briefing, Flug und Debriefing nehme unglaublich viel Zeit in Anspruch. „Wenn ein Flug mit der Mannschaft okay lief, dann dauert eine Nachbesprechung vielleicht sechs Stunden.“
„Top Gun“ mit einer Größe von 1,60 Meter?
Auf Social Media sehen Kampfjetpiloten meist alle ganz ähnlich aus. Breites Kreuz, perfekte Haare, männlich – wie im Film „Top Gun“ eben. Lange hatte die nur 1,60 Meter große Nicola Winter das Gefühl, von all dem abgehängt zu werden. Heute zeigt sie, dass alles möglich ist, wenn Wille und Motivation ausreichen. Die Zusammenarbeit bei der Bundeswehr sei mehr als ein Geschrei- und Liegestützen-Mythos. Was sie habe lernen können, sei Teamwork. So landet man auch nach einem Flug in enger Formation mit nur einem Meter Abstand zwischen den Flügelspitzen immer wieder sicher.