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DGB-Kundgebung in KölnKarl Lauterbach unterstützt Demonstranten: „Ich bin als Arbeiter hier“

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (4.v.l.) führte den Demozug des DGB am Heumarkt an.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (4.v.l.) führte den Demozug des DGB am Heumarkt an.

Am Tag der Arbeit versammelten sich Mitglieder der Gewerkschaften auf dem Kölner Heumarkt.

Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit. Mit diesen Forderungen zog die Kölner Abteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Tag der Arbeit mit einem großen Demozug durch Köln. Auf der anschließenden Kundgebung auf dem Heumarkt forderten die Verantwortlichen gerechte Löhne und die Einführung der Vier-Tage-Woche für Arbeitnehmer. Vorne mit dabei in der Altstadt war auch der Kölner Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (61, SPD).

Köln: Karl Lauterbach als „Arbeiter“ bei Kundgebung am Heumarkt

Er sei nicht als Politiker hier, sondern „als Arbeiter“, sagte Lauterbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, denn er selbst komme aus einer Arbeiterfamilie. Man nehme es zu selbstverständlich, dass jeden Tag gearbeitet werde. Lauterbach: „Die einfachen Leute, die hier heute demonstrieren, wenn die nicht arbeiten würden, wenn die nicht fleißig wären, wenn die nicht so an die Gesellschaft glauben würden, dann würde nichts mehr funktionieren.“ Daher sei der Tag der Arbeit ein wichtiger Tag.

Auf Transparenten berichteten etwa Angestellte aus dem Bereich Handel vor der Bühne am Heumarkt von ihren Existenzängsten. Seit etwa einem Jahr werde man hingehalten, so lange dauern die Tarifverhandlungen um die Anpassung von Gehältern zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft bereits. „Wir haben JETZT Hunger“, so die Demonstranten, die das Verhalten der Arbeitgeber als „gruselig“ bezeichneten und passend dazu gebastelte Schreckgespenster in die Höhe hielten.

Kölner DGB-Jugend: Forderung nach Vier-Tage-Woche

Der Kölner DGB-Vorsitzende Witich Roßmann kritisierte auf der Bühne auch Unternehmen, die gar nicht mehr in den Tarif wollten oder aus diesem flüchteten. Roßmann sprach auch die Schließung eines der Galeria-Kaufhof-Warenhäuser in Köln an. Der Verursacher René Benko habe laut Roßmann „sein Privatvermögen vorher verteilt und seine Schäfchen im Trockenen und wir müssen das ausbaden!“ Das nehme man nicht einfach so hin, „wir bringen den sozialen Protest auf die Straße.“

Auf dem Heumarkt versammelten sich am Tag der Arbeit Mitglieder der Gewerkschaften.

Auf dem Kölner Heumarkt versammelten sich am Tag der Arbeit Mitglieder der Gewerkschaften.

Mitglieder der Kölner DGB-Jugend forderten die Vier-Tage-Woche, was besser für Familien und Klima sei. „Wir wollen weniger Arbeit und mehr freie Zeit“, hieß es. Die Forderung von kürzeren Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich ist nicht neu, einer zunehmenden Arbeitsverdichtung soll entgegengewirkt werden. Erfolgreiche Versuche hatte es zuletzt etwa in Großbritannien gegeben. Firmen hätten mit diesem Modell glücklichere, gesündere und genauso produktive Mitarbeiter.

Köln: Kritik an Bundesfinanzminister Christian Lindner

„Ich bin mit Massenarbeitslosigkeit groß geworden, das ist jetzt umgekippt in Fachkräftemangel“, erklärte Hauptredner Michael Vassiliadis, der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie. „Jetzt müssen wir in der Birne umschalten und das passiert in den Tarifrunden“, so Vassiliadis. Er sprach von Umverteilung. Jeder müsse etwas vom vorhandenen Kuchen abbekommen. Es gehe darum, ob die Belastung in der Arbeitswelt erträglich sei und Menschen im Rentenalter würdig leben können.

Vassiliadis kritisierte auf dem Heumarkt auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (45, FDP), der nun gönnerhaft geleistete Überstunden steuerfrei stellen wolle. „Ich sagte ihm, wir können dann darüber reden, wenn jede einzelne Überstunde erfasst und auch bezahlt wird“, so der Redner, denn ansonsten würden ja ohnehin keine extra Steuern gezahlt. Vassiliadis sagte, es würde in dieser Diskussion „ein Bild von bräsigen und faulen Arbeitnehmern gezeichnet“. Und das sei infam.