Zwei Ratsfraktionen fordern eine genaue Überprüfung möglicher Missstände bei Pferden im Rosenmontagszug. Bei Mängeln soll auf Pferde verzichtet werden.
Tierquälerei?„Enormer Stress“ – Pferde im Rosenmontagszug beschäftigen Kölner Politik
Die Ratsfraktionen von Grünen und Volt fordern von der Stadtverwaltung umfassende Informationen über den Einsatz von Pferden im Rosenmontagszug. In den Umweltausschuss am Donnerstag wurde eine Anfrage beider Fraktionen eingebracht, die die Diskussion um Pferde im Zoch weiter befeuert.
Köln: Pferde beim Rosenmontagszug bis zum späten Abend im Einsatz
Dabei wird die Frage aufgeworfen, warum man nicht wie in Bonn auf Pferde verzichtet habe. „Beim Bonner Rosenmontagszug waren in diesem Jahr erstmalig keine Pferde zugelassen. Der Festausschuss Bonner Karneval hat diese Entscheidung bereits 2021 getroffen“, heißt es in der Anfrage. In Köln seien hingegen Pferde bis in die späten Abendstunden hinein im Einsatz gewesen. „Wieso hat sich die Verwaltung nicht am Beispiel der Stadt Bonn orientiert, keine Pferde im Karneval einzusetzen?“, fragen Grüne und Volt.
Ob die Verwaltung dabei die Entscheidungsgewalt hat, Pferde im Zug zu verbieten, ist derweil unklar. Ein freiwilliger Verzicht des Kölner Festkomitees scheint aktuell unwahrscheinlich. Womöglich braucht es dafür eine Entscheidung auf Landesebene. Das NRW-Umweltministerium hatte erst 2020 neue „Leitlinien zum Umgang mit Pferden beim Einsatz in Karnevalsumzügen“ eingeführt. Die Tiere dürfen demnach nicht direkt vor oder hinter Musikgruppen laufen, Reitende dürfen nicht mehr als 15 Prozent des Pferdegewichtes wiegen, Alkohol und Rauchen sind verboten.
Grüne und Volt möchten von der Stadtverwaltung und dem Veterinäramt wissen, wie gründlich diese Vorgaben kontrolliert worden sind, darunter die Einsatzzeiten der Pferde und die Anzahl genommener Dopingproben. „Pferde sind Fluchttiere und werden an Karneval enormem Stress ausgesetzt. Ein tierschutzkonformer Einsatz von Pferden kann daher nur unter strengen Regeln erfolgen. Die Stadtverwaltung hatte für den Rosenmontagszug angekündigt, Inspektionen hinsichtlich tierschutzrechtlicher Aspekte durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Überprüfungen fordern wir nun ein, damit wir besser beurteilen können, wie es den Tieren ergangen ist“, kommentiert Ralf Unna von den Grünen, der Tierarzt ist.
„Sollten sich Missstände zeigen, werden wir uns dafür einsetzen, dass sich diese in Zukunft nicht wiederholen. Idealerweise, indem keine Pferde mehr im Rosenmontagszug eingesetzt werden“, so Unna. Bis zur Sitzung am Donnerstagnachmittag gab es noch keine Antwort aus der Verwaltung, das Thema wird damit in die nächste Sitzung im April vertagt.
Netzwerk für Tiere Köln kritisiert den Einsatz von Pferden im Karneval
Unterdessen erneuert auch das Netzwerk für Tiere Köln seine Kritik an der Tradition, Pferde im Kölner Rosenmontagszug mitzuführen. Unter anderem bemängelt das Netzwerk in einer Mitteilung die Länge des Zuges und berichtet von „stark gestressten Tieren“. Einige der vom NRW-Umweltministerium festgelegten Regeln seien nicht eingehalten worden – etwa das Handyverbot oder die Gewichtsbeschränkung für Reiter. Außerdem sei eine Gruppe Pferde direkt hinter einer Musikkapelle gelaufen. Die Tierschützer bezweifeln, dass jedes Pferd nach vier Stunden eine halbstündige Pause gemacht habe.
Das Kölner Netzwerk kritisiert, dass die Pferde eines in erster Instanz wegen Tierquälerei verurteilten Pferdebesitzers im Rosenmontagszug dabei waren. Die Reaktion des Festkomitees Kölner Karneval auf die Vorwürfe bezeichnet die Organisation als „leere Ausflüchte“.
Das Festkomitee hatte erklärt, dass vier Pferde des verurteilten Besitzers eine Kutsche der Altstädter gezogen hätten. Festkomitee und Altstädter hätten dem Mann die Zugteilnahme verboten. Da er dieses Verbot laut Festkomitee ignoriert habe, seien künftig er und seine Tiere für den Rosenmontagszug gesperrt.
Den Tierschützern geht das nicht weit genug. Sie bemängeln, dass die Pferde trotz allem mitlaufen konnten. „Pferde leiden in den Umzügen deutlich“, lautet das Fazit der Tierschützer. Weder wirtschaftliche Gründe noch Tradition seien Grundlage für das Mitführen von Pferden in Karnevalszügen.