Er wurde nur 53 Jahre altKellner aus dem „Weißen Holunder“ in Köln gestorben
Köln – Wirt Michael Kampert steht noch unter Schock. Am Montag wurde sein Mitarbeiter Kai Maria Steinkühler tot in seiner Kneipe „Weißer Holunder“ in der Gladbacher Straße aufgefunden – aus bisher noch ungeklärter Ursache. Optimismus, Freundlichkeit, Spitzenklasse – Kampert braucht nicht lange zu überlegen, was er an seinem Mitarbeiter schätzte. „So Menschen bekommt man selten in der Gastro. Es hat einfach immer Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten“, sagt der Wirt. Steinkühler war seit März 2019 bei ihm angestellt.
Die Corona-Krise trifft die Gastronomie derzeit hart. Auch wenn die angekündigten Wirtschaftshilfen noch nicht eingetroffen seien, sei es für Kampert nicht in Frage gekommen, Steinkühler zu kündigen. Er ließ ihn etwa Reinigungsarbeiten in der Kneipe erledigen, so auch am Montag.
Jan Krauthäuser: „Er war uns sehr ans Herz gewachsen“
Steinkühler, der aus Köln stammte, war auch Drehbuchautor, Schauspieler und Filmemacher. Er studierte in Köln, arbeitete jahrelang in der freien Theaterszene, unter anderem mit der renommierten Theaterregisseurin Karin Beier. Er gewann Autorenpreise und machte keinen Wirbel darum. Es existiert sogar ein Eintrag bei Wikipedia über ihn. „Das hat mich gewundert“, sagt Konzertveranstalter Jan Krauthäuser, der ihn seit zwei Jahren von der Mitsing-Veranstaltung „Singender Holunder“ kennt.
Manch einer zeigt sich auf Facebook auch über Steinkühlers vielfältige Tätigkeiten als Kreativer überrascht. „Er war bescheiden, hat seine Projekte stets unter den Scheffel gestellt. Obwohl ich ihn noch nicht lange kannte, war er mir – ich glaube so geht es dem ganzen Holunder-Klüngel – mit seiner sanften, klugen, humorvollen Art sehr ans Herz gewachsen“, sagt Krauthäuser.
Da Steinkühler die Mitsing-Konzerte in der Kneipe stets geschätzt habe und hinter der Theke viele Lieder habe auswendig mitsingen können, widmet Krauthäuser ihm die nächste Ausgabe des „zoomenden Holunder“ am kommenden Sonntag. Das Online-Mitsingkonzert ist ein virtueller Notbehelf während der Corona-Krise.
„Wir haben da stets mitgefühlt, mitgesungen“, erzählt auch Kampert, der zur Zeit den Lockdown aussitzt. Die Situation sei insgesamt „beschissen“ – er könne derzeit nichts unternehmen außer warten, auf die Hilfen hoffen und seine Stammgäste beim „zoomenden Holunder“ wieder treffen.
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„Ich kann das immer noch gar nicht glauben mit dem Kai. Es ist zwar komisch, dass das in der Kneipe passiert ist, aber für ihn war das wie wenn ein Schauspieler auf einer Bühne stirbt. Er hat den Ort und die Gäste geliebt“, sagt Kampert.
Steinkühler auch in Sülz bekannt
Steinkühler arbeitete nicht nur hinter der Theke, sondern war auch selber gern Gast: In seiner Freizeit traf man ihn regelmäßig im „Haus Demmer“ in Sülz. „Hier hat er vor Jahren schonmal gearbeitet“, erzählt Betreiber Dirk Behrens. Vor vier Jahren habe er mit ihm noch die Nubbelverbrennung an Karnevalsdienstag organisiert, erinnert er sich. „Er hat sich hier immer an die Theke gesetzt, seine alte Aktentasche ausgepackt und sich mit seinen Büchern und seinen Filmen beschäftigt".
Kai Maria Steinkühler wurde 53 Jahre alt.