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Sensationsfund im GewölbeKölner Kirche St. Pantaleon ist älter als angenommen

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St.Pantaleon

Wissenschaftlerin Ulrike Heckner im Gewölbe

Köln – Ein unscheinbares Stück Holz wirbelt die Baugeschichte der Romanischen Kirche St. Pantaleon durcheinander. Gefunden wurde das Material im Gewölbe der südlichen Seitenkapelle des Westwerks, das seit April 2020 saniert wird. Nach Datierung mit naturwissenschaftlichen Methoden stammt das Holz aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem späten zehnten Jahrhundert.

„Damit haben wir einen sicheren Beleg, dass das Westwerk bis zum Jahr 1000 errichtet worden ist“, sagt Ulrike Heckner, Leiterin Dokumentation und Bauforschung beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland.

Bisher waren Fachleute davon ausgegangen, dass insbesondere das Kreuzgratgewölbe erst im zwölften Jahrhundert eingebaut worden ist. Die Holzfunde weisen jedoch in eine andere Richtung. „Es handelt sich wohl um Reste von Eichenbohlen, mit denen das Gewölbe beim Aufmauern abgestützt wurde“, so Kunsthistorikerin Heckner. Erhalten haben sich von den fünf Zentimeter dicken und 20 Zentimeter breiten Brettern nur die Spitzen, die im Mauermörtel stecken geblieben waren. Nach Abschlagen des Putzes im Zuge der Sanierung wurden sie wieder sichtbar.

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Das unscheinbare Stück Holz

Bei der Altersbestimmung konnte nur die ungenauere Radiocarbonmethode eingesetzt werden. Für eine Datierung anhand von Jahresringen – die sogenannte Dendrochronologie – war zu wenig Material vorhanden. Auch über die Holzfunde hinaus haben die Bauforscher an wertvolle Erkenntnisse gewonnen. So liegen jetzt die Tuffsteinquader des Gewölbes offen, viele davon wiederverwendet aus römischen Bauwerken. An den Schnittstellen der Gewölbekappen sind diese fischgrätartig verzahnt. „Eine solche Technik hätte man den Baumeistern des zehnten Jahrhunderts nicht zugetraut“, so Heckner.

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Die Holzfunde bekräftigen die Einordnung des Westwerks von St. Pantaleon als prominentes Beispiel ottonischer Baukunst in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts. Damals investierten Erzbischof Brun und Kaiserin Theophanu viel Geld in die Erweiterung der Kirche, nicht zuletzt als Ort ihrer Grablege. Unklar ist jedoch, warum die Fassade mit innovativen Stilelementen ausgestattet wurde, für die es damals keine Vorbilder gab. Dies hatte Kunsthistoriker mehrfach dazu gebracht, die Entstehung des Westwerks in die Jahre 1020 bis 1030 zu datieren.

„Wir sind dem Architekten Max Ernst und dem Projektleiter Stephan Schröder vom Erzbischöflichen Generalvikariat dankbar, dass wir die Baugeschichte so ausgiebig untersuchen konnten“, sagte Pfarrer Volker Hildebrandt von der Gemeinde St. Pantaleon. Bis zum Jahresende soll die Sanierung des Westwerks abgeschlossen sein. Für die Renovierung von Kirchenschiff und Chor sind weitere zwei Jahre veranschlagt.