Umstieg auf ÖkostromKlimaschutz kostet Köln dreistelligen Millionenbetrag
Köln – Die Klimawende, in deren Rahmen Strom ausschließlich durch erneuerbare Energien erzeugt wird, würde die Stadt einen dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr kosten. Nach einer neuen Kostenschätzung der Verwaltung werden die Auswirkungen auf den Haushalt der Stadt ab 2030 zwischen 203,9 Millionen Euro und 246,8 Millionen Euro pro Jahr liegen. Zudem fielen im Jahr 2030 einmalig Kosten in Höhe von 84,4 Millionen Euro für die Abschreibung von Anlagen an.
Die Stadtverwaltung hat das renommierte Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie beauftragt, den Prozess der Kostenschätzung zu begleiten.Die Kostenschätzung war nötig geworden, weil ein Bündnis aus Bürgern der Initiative Klimawende Köln fordert, dass die Rhein-Energie und ihre Tochterunternehmen bis zum Jahr 2030 Erzeugung, Handel und Vertrieb von Strom ausschließlich durch erneuerbare Energien stemmen sollen. Dazu bereitet die parteiunabhängige Gruppe ein Bürgerbegehren vor, dem 25000 Kölner zustimmen müssten. Das Bürgerbegehren könnte schließlich in einer Volksabstimmung bestätigt werden.
Rhein-Energie würde Defizit zu spüren bekommen
Das Millionendefizit würde sich zunächst bei der Rhein-Energie und dem Mutterkonzern, den Stadtwerken Köln, bemerkbar machen, aber schließlich auch im Haushalt der Stadt. Die Kommune müsste Ausfälle bei der Gewinnausschüttung der Stadtwerke verkraften, Zuschüsse geben, um Verluste der Stadtwerke auszugleichen, und auch sinkende Gewerbesteuern von fünf bis zehn Millionen Euro hinnehmen. Unsicher sei, ob die Rhein-Energie mit Gewinnen aus ihrer Beteiligung an einem Rostocker Kraftwerk – derzeit mehr als 37 Millionen Euro – rechnen kann. Möglicherweise werde das Kraftwerk bis 2030 stillgelegt, so die Stadt.
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Die Initiative Klimawende Köln hatte sich im Januar gegründet, das Bürgerbegehren startet am kommenden Samstag. Ziel der Bürger ist es, dass die Rhein-Energie, die zu 80 Prozent der Stadt gehört, bis 2030 aus fossilen Energien aussteigt. Für eine Stellungnahme war die Initiative am Mittwoch nicht zu erreichen. Auf ihrer Internetseite heißt es: „Jede Investition, auch die in den Klimaschutz, kostet Geld. Mittelfristig zahlt sich die Umstellung auf erneuerbare Energien allerdings aus. Hinzu kommt: Auch wenn wir gar nichts tun und alles so bleibt, wie es ist, wird uns die Klimakrise Geld kosten.“
Dem Anliegen des Bürgerbegehrens begegnet die Rhein-Energie mit Skepsis. „Wir halten den Ausstieg bis 2030 für nicht machbar“, sagte Sprecher Frank Bender dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Werde das Bürgerbegehren wie geplant umgesetzt, wäre die Versorgungssicherheit von Köln und auch des Industriestandorts im Kölner Norden gefährdet. Bender kündigte an, dass sich sein Unternehmen aber in den kommenden Jahren bewegen wolle, was erneuerbare Energien angeht. Derzeit produziert die Rhein-Energie 3,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr im Bereich Strom und Wärme in Köln, das ist knapp ein Drittel der Gesamtemissionen von zehn Millionen Tonnen CO2 in der Stadt. Bislang liegt der Anteil an Ökostrom an der Gesamtproduktion der Rhein-Energie bei gerade einmal sechs Prozent. Im Bundesdurchschnitt lag der Anteil 2019 laut Umweltbundesamt bei 42 Prozent. Derzeit arbeitet die Rhein-Energie vor allem mit Erdgas, Steinkohle und Windkraft, um Strom zu erzeugen. Das Kraftwerk in Merkenich verarbeitet auch Braunkohlestaub.
Kölner Energieversorger will die Industrie ausklammern
Der Kölner Energieversorger hat eine Road-Map ausgearbeitet, um seine CO2-Emissionen zu verringern. Bis zum Jahr 2025 soll die Wasserversorgung klimaneutral gestaltet werden, bis 2030 die Stromerzeugung für private und gewerbliche Kunden. Ausgeklammert bleibt hier aber die Industrie, wie Bender erläuterte. Zehn Jahre später soll auch die Wärmeversorgung durch erneuerbare Energie in Köln gesichert werden.
Zudem habe sich die Rhein-Energie bereits in den vergangenen Jahren für das Klima engagiert. So betreibe die Firma 130 Anlagen mit Windkraft und Photovoltaik. Bis 2025 investiere die Rhein-Energie insgesamt 100 Millionen Euro in erneuerbare Energien.