Ausgewanderter BäckerEin Kölner ist Sydneys Brötchen-König

Ahmet Yaltirakli in einer seiner deutschen Bäckereien in Sydney
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Köln/Sydney – Nachdem Ahmet Yaltirakli von Köln nach Australien ausgewandert war, hat er so einiges unternommen, um in Down Under Fuß zu fassen. Der heute 55-Jährige arbeitete als Eisverkäufer, versuchte sich als Juwelier.
Es lief mal gut, mal schlecht. 2005 schließlich hatte er die entscheidende Geschäftsidee: Er eröffnete in Sydney eine deutsche Bäckerei. Und die Australier rissen ihm die für sie so exotischen Brötchen förmlich aus den Händen.
Leckeres Brot zum Frühstück gewohnt
Yaltiraklis Idee hatte einen ganz einfachen Hintergrund: „Wir frühstücken unheimlich gerne, und dabei waren wir aus Deutschland natürlich leckeres Brot gewohnt. Das haben wir in Australien aber absolut vergeblich gesucht. Außer weichem Weißbrot hatten die hier nichts zu bieten.“
Als Yaltirakli also vor 14 Jahren beschloss, Bäcker zu werden, musste er ganz von vorn anfangen. In diesem Handwerk war er absoluter Neuling. „Ich hatte überhaupt keine Ahnung und habe mich gefragt, ob man dafür nicht erst einen Meister machen muss.“ Hier wurde aber schnell klar: Den braucht man in Down Under nicht. Stattdessen musste er die Waren lediglich bei einem Großhändler in Deutschland bestellen und sie in Containern ans andere Ende der Welt verschiffen, wo sie dann in Hightech-Öfen frisch aufgebacken werden.
Erste Bäckerei sollte deutsch klingen
Als er alles für sein neues Geschäftsmodell zusammen hatte, eröffnete er die erste Filiale der „Lüneburger German Bakery“. Wie der Kölner auf diesen norddeutschen Namen kam? „Es sollte typisch deutsch klingen und natürlich einen Umlaut beinhalten.“ Yaltirakli bekam ein Ladenlokal im bekanntesten Einkaufszentrum Sydneys, im Queen Victoria Building, einem prunkvollen, neoromanischen Bau im Stadtzentrum.
„Der Center-Manager hat mich zu Beginn erstmal nur belächelt. Er meinte: »Glaub mir, das wird nichts.« Trotzdem gab er uns dann testweise einen kleinen Shop im Untergeschoss.“ Ein Standort, der sich schnell zu Goldgrube entwickelte. Denn das Verlangen der Einheimischen nach Brötchen und süßen Teilchen war und ist riesig. Besonders morgens oder zur Mittagspause strömen die Menschen aus der nahen U-Bahn-Station oder den Dutzenden Bürohochhäusern in der Umgebung in den Laden.
Zeitweise acht Filialen
Das Geschäft lief derart gut, dass Yaltirakli zunächst in einen benachbartes, deutlich größeres Ladenlokal umzog und zwischenzeitlich sogar acht Bäckereien betrieb. Das wurde ihm aber mit der Zeit zu viel. „Heute haben wir drei eigene und eine Franchise-Filiale und mehr als 50 Mitarbeiter“, erklärt er.
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Trotz des weiter anhaltenden Erfolgs, denkt der Exil-Kölner darüber nach, sein Leben neu zu ordnen: „Ich möchte mich verändern und überlege, das Unternehmen zu verkaufen. Wenn du fast jeden Tag von 5.30 Uhr bis 20 Uhr auf den Beinen bist, um dich um dein Geschäft zu kümmern, dann zehrt das einfach an dir.“
Um den Kopf frei zu bekommen, möchte Ahmet zunächst pausieren und Zeit mit seinem Sohn Devin (26) verbringen, der sich in der Bäckerei mit um die Geschäfte kümmert: „Vielleicht mal ein halbes Jahr gemeinsam verreisen. Er ist als Elfjähriger nach Australien gekommen und fühlt sich natürlich als »Aussie«. Aber von Europa hat er noch nicht viel gesehen.“
Auswanderung nie bereut
Den Schritt nach Australien zu gehen, hat der Bäcker bis heute nicht bereut: „Ich würde es immer wieder machen. Es hat gut getan, die Welt von einer ganz anderen Seite zu sehen. Wir haben hier viel gelernt und uns eine Heimat aufgebaut.“
Sydney will Yaltirakli, der 1974 als Sohn eines Gastarbeiters von Istanbul nach Köln zog, aber auf keinen Fall dauerhaft verlassen. Doch seine „alte“ Heimat vermisst er schon: „Als ich vor ein paar Wochen dort war, am Rhein stand und auf den Dom geschaut habe, da kamen mir die Tränen.“ (red)
Der „Express“ hatte zuerst berichtet.