Cirque BouffonKölner Gastspiel wegen Corona erstmals mit digitaler Liveübertragung
Köln – „Ich wollte die neue Show unbedingt fertigstellen und auf die Bühne bringen. Das haben wir wohl geschafft“, sagt Frédéric Zipperlin, Direktor und Regisseur des Cirque Bouffon. Das weiße Zelt auf dem Platz vor dem Schokoladenmuseum ist längst aufgebaut. Rund um die mit Scheinwerfern ausgeleuchtete manegenförmige Bühne sind die Sitzbänke für rund 400 Zuschauer aufgebaut. Doch die werden in den nächsten Wochen leer bleiben.
Bedingt durch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wird das eigentlich bis zum 26. Juni geplante Kölner Gastspiel wohl weitgehend ausfallen – bis auf eine einzige Vorstellung. Denn die Welturaufführung des neuen Programms „Bohemia“ findet statt – an diesem Mittwoch (5. Mai) als Live-Stream im Internet. Das wird dann auch zugleich die erste digitale Übertragung überhaupt dieses inzwischen in Köln ansässigen Zirkus-Unternehmens.
„Bohemia“-Show als Hommage an das „fahrendes Volk“
Und darauf haben sich das zwölfköpfige Ensemble und die vielen Helfer hinter den Kulissen intensiv vorbereitet. Nachdem ja auch schon der eigentliche Saisonstart im März und April in Gelsenkirchen ausgefallen war, gibt es nun die Weltpremiere in Köln. Geprobt wurde dafür seit drei Wochen im Zelt sowie in der Beletage des benachbarten Schokoladenmuseums. „Das schlimmste für einen Künstler ist doch, wenn er nicht auftreten darf“, sagt Zipperlin, der lange auf eine Premiere mit Publikum gehofft hatte. „Doch in Zeiten wie diesen müssen wir ganz neue Wege gehen und ungewohnte Möglichkeiten finden. Denn Kultur muss trotz Corona stattfinden, sowohl für die Künstler als auch für das Publikum.“
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Als eine Art Hommage an das „fahrendes Volk“ steht im Mittelpunkt der neuen „Bohemia“-Show ein hölzerner Wohnwagen, mit dem eine Artistenfamilie unterwegs ist und an einer Station auf eine bunte Musikantentruppe trifft. Es entstehen Freundschaften und gemeinsame Show-Nummern, ehe ein jeder seine Reise in unterschiedliche Richtungen fortsetzt. In dieser Rahmenhandlung verknüpft der gebürtige Franzose Zipperlin, der einige Jahre weltweit mit dem Cirque du Soleil auf Tournee war, wie gewohnt Artistik mit Tanz und Gesang in einer Fantasiesprache sowie mit poetischen Szenen und skurriler Komik.
Mühen der Vorbereitungszeit nur auf eine Premiere gerichtet
Die einzelnen Darbietungen, so von Clown Antonin Wicky und Jongleur Jochen Schell, der Vertikalseil- und Hula-Hoop-Artistin Una Bennett und dem Trapez-Duo Angelique Cabanes und Katherina Dzialas, sind untermalt mit eingängigen, lustigen, mitunter auch düster und bedrohlich klingenden Melodien. All diese hat der schon seit Jahren zum Ensemble zählende Kontrabass-Spieler Sergej Sweschinski eigens für die jeweiligen Nummern komponiert und weitgehend gemeinsam mit Akkordeonspieler Rudik Yakhin sowie Sängerin Anja Krips, Zipperlins Ehefrau, umgesetzt.
Die ganzen Mühen der Vorbereitungszeit sind zunächst nur auf die eine Premiere gerichtet. „Danach sind wir wieder im »Warten auf Godot«-Modus“ sagt der Zirkus-Chef. „Keiner weiß, was kommt. Keiner weiß, wie es weitergeht. Aber wenn – dann sind wir bereit.“ Doch bis dahin fahren Artisten und Musiker, die derzeit noch in einem kleinen Kölner Hotel untergebracht sind, erst einmal wieder in ihre Heimatstädte und Länder zurück. „Sobald wir spielen dürfen – sind alle wieder hier. Die Show ist ja fertig.“
Wer online dabei sein will, braucht einen Zugangscode
Die Uraufführung des neuen Programms „Bohemia“ des Cirque Bouffon wird an diesem Mittwoch (5. Mai) um 19.30 Uhr live aus dem Zirkuszelt vor dem Schokoladenmuseum als Stream im Internet übertragen. Unterstützt wird der Zirkus dabei von Kölnticket und der Online-Plattform Stream Your Artist. Ein Zugangscode für die Show ist bei beiden Partnern online erhältlich und kostet ab 29 Euro. Wer bucht, bekommt einen individuellen Streaming-Link.
Bereits im Vorverkauf für das eigentlich geplante Gastspiel erworbene Tickets können bei Kölnticket gegen einen Zugangscode eingetauscht werden. Wer das nicht möchte oder zu diesem Termin verhindert ist, kann die bereits gekaufte Karte ab 7. Mai gegen einen Gutschein für eine spätere Vorstellung eintauschen. Denn sobald es wieder möglich ist, sind auch reale Vorstellungen geplant.