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Krimiautor Salim Güler„Die Lebensqualität war für mich in Köln enorm hoch“

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Buchautor Salim Güler

Köln – Das Böse fasziniert. Wenn eine Leiche auftaucht, treibt die Suche nach Abgründen die Leser durch die Seiten. Die dunkle Seite der menschlichen Existenz beflügelt zwar die Phantasie vieler Krimiautoren, doch Salim Güler stellt klar: „Wenn ich all die schrecklichen Dinge aufschreiben würde, die der Mensch wirklich macht, dann würde sich einem der Magen umdrehen“. Obduktionsberichte in ihrer nackten Brutalität dienen dem 44-Jährigen als Recherchematerial, doch an erster Stelle stehe die Spannung. „Wenn es eins zu eins der Wahrheit entspricht, wird es eine Dokumentation und kein Krimi mehr“, sagt Güler im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Und das dramaturgische Handwerk der Spannung hat Güler optimiert. Rund 30 Bücher hat der in Mannheim lebende Autor mittlerweile veröffentlicht. Mit seinen E-Books landet er regelmäßig in den Bild-Beststellerlisten – als Self-Publisher, als Autor ohne Verlag oder sattem Marketing-Budget. Seine Leser bekommen einfach nicht genug von seinem Stoff. Dabei weiß er sich zu vermarkten: „Da ich eine One-Man-Show bin, keinen Verlag habe, der das für mich übernimmt, muss ich die Leser an mich binden. Das funktioniert über Facebook sehr gut. Man muss etwas von sich preisgeben und locker sein“, verrät er.

Kölner Krimi-Reihe: Ein Mord auf der Schäl Sick?

Zuletzt ist sein Roman „Der Fremde“ erschienen, der zwischen den Schauplätzen Libur, Porz-Wahn und der Keupstraße spielt. Ein Mord auf der Schäl Sick? Allein 15 Bücher zählen zu seiner Kölner Krimi-Reihe um die Ermittler Lasse Brandt und Emre Aydin. Seine Köln-Krimis speisen sich aus einer Liebe, die noch aus Gülers Studienzeit herrührt. Zehn Jahre hat der promovierte Wirtschaftswissenschaftler hier verbracht.

Köln war für den jungen Studenten damals wie eine großstädtische Offenbarung, denn er ist in einem Dorf bei Lübeck aufgewachsen: „Der norddeutsche Mann gilt als kühl und reserviert. Köln aber ist tolerant, offen und multikulti. Die Lebensqualität war für mich hier enorm hoch“. Und es sei immer noch da, dieses Kribbeln, wenn er mit der Bahn in Köln ankommt, um seine Freunde zu besuchen.

Abstruse Gespräche auch mit Türkischstämmigen

Güler kam in der Türkei zur Welt. Er war fünf, als er mit seiner Familie nach Deutschland zog. Selbstsicher bezeichnet er sich als „Deutschen mit europäischer Grundeinstellung“. „Wie ist das bei euch Türken?“ werde er aber immer noch gefragt, auch von Freunden. Man sehe eben einen Menschen mit dunklen Haaren und dunklem Teint vor sich, „da kann man noch 1000 Mal einen deutschen Pass haben“.

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Abstruse Gespräche führe er indessen auch mit Türkischstämmigen: „Was bist du denn für ein Türke? Das fragen mich Menschen der vierten Generation. Wie lange wollen sie sich weiter ausgrenzen? Man kann ja sein Vaterland in seinem Herzen tragen“, findet Güler. Doch diese Verweigerungshaltung lehnt er ab.

Kritik an Erdogans Einsatz in Nordsyrien

Güler, der Istanbul und die türkischen Strände liebt, spricht gerne Unbequemes aus, auch über die Türkei. So prangert er die fehlende Pressefreiheit an oder kritisierte Erdogans Einsatz in Nordsyrien. Der Preis: Seit sechs Jahren ist er nicht mehr dort gewesen. Und es hat schon Schmähkritiken auf Facebook gehagelt. Als „Vaterlandsverräter“ habe man ihn beschimpft. „Das ist eine stille Radikalisierung der Jugend, die perspektivlos ist und eine starke Hand braucht. Erdogan gibt ihnen vielleicht das Gefühl, wieder etwas zu sein“, mutmaßt er.

Diese Entwicklung besorgt ihn, denn das Thema Integration liegt ihm am Herzen. Seine Figur Emre Aydin bringt es im neuen Roman auf die Formel: „Integration ist keine Einbahnstraße.“ Oder: „Die Regierung hat jahrzehntelang Fehler gemacht“. Gülers Mutter etwa habe man in den 80er-Jahren nicht einmal einen Sprachkurs angeboten. Unterstützung von den Behörden? Fehlanzeige. Stattdessen half das private Engagement einer Freundin der Familie, sich im Dorf gut einzuleben. „Sie hat mich immer zur Pfarrbücherei mitgenommen. So habe ich auch meine Liebe zu Büchern entdeckt.“